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Forum: "Kurzgeschichten und ihre Inhaltsangabe - Befähigung zur Begeisterung?"
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| Kurzgeschichten und ihre Inhaltsangabe - Befähigung zur Begeisterung? | | von: kimcorinne
erstellt: 21.10.2006 13:52:59 |
Hallo,
ich stelle zunehmend fest, dass man die Auswahl von Kurzgeschichten im Deutschunterricht sehr sorgfältig betreiben muss - vor allem Ende Klasse 7 und in Klasse 8, da die Kinder sich in ihren Interessen und ihrem Verhalten himmelweit unterscheiden. Und das ist gar nicht so einfach! Denn durch die Art, wie man Kurzgeschichten einführt, welche man liest etc. wird maßgeblich beeinflusst, ob die Kinder Interesse am Lesen entwickeln bzw. behalten. Eine blöde Geschichte und die Schüler warten nur darauf, dass die nächste genauso ist. Seufz. Dabei ist es gar nicht einfach, den verschiedenen Geschmäckern gerecht zu werden - wie ich so feststelle. Mir geht es immer wieder so, dass mir die guten Geschichten, die man entsprechend der Altersstufe auch behandeln kann, so langsam ausgehen. Euch nicht? Je nach Persönlichkeit der Klasse ist es schwieriger...
Mein letzter Versuch war in einer Nachmittagsstunde eine Vorlesestunde einmal von mir, bei der die Schüler Tee und Kuchen essen und anschließend ihre Meinung zum Text äußern durften. Allerdings war die Geschichte recht lang, aber vom Thema waren die meisten Schüler angetan (eine makabere KuGe von Dahl).
Wenn ich in meinem Bekanntenkreis frage, was gerne gelesen wurde, erhalte ich Antworten, zu denen ich mir denke, das ist was für erfahrene Leser, für Leute, die gerne lesen. Aber was ist mit den unerfahrenen Lesern, die man fürs Lesen begeistern möchte?
Welche Kurzgeschichte begeistert, ohne dass ich sie über einen mitreißenden Einstieg erst einmal an die Schüler ranbringen muss oder sie stundelang erklären muss, um sie zu begeistern? Welche Kurzgeschichte ist so verständlich geschrieben, dass der unerfahrene Leser nicht gleich nach der 10 Zeile aufgibt oder dem Sinnverlust erliegt?
Mit welchen Kurzgeschichten habt ihr in den Klassen 8. positive Erfahrungen gesammelt? Auch für Klassenarbeiten? Fern von Klassikern wie "Das Fenstertheater" oder "Spagetti für zwei"...
Hier einige meiner guten Erfahrungen aus 7 und 8:
Die Lammkeule (allerdings von mir gekürzt)
Die Wirtin (allerdings auch von mir gekürzt)
von R. Dahl
Auszug aus: "Sonst bist du dran" von R. Welsh
Michael von A. Brög
Überhaupt nicht prickelnd finde ich beispielsweise Kannitverstan oder "Die Probe" oder "Und nachts schlafen die Ratten doch" - weil nicht altersgerecht oder für meine Kids zumindest nicht verständlich. Während ich "Das Brot" genial finde, aber nicht für alle Klassen dieses Alters.
Bin gespannt auf eure Tipps!
Viele Grüße von Kim |
| Gedanken zu den vorherigen Beiträgen | | von: kimcorinne
erstellt: 22.10.2006 12:16:00 |
Hallo,
nun ich muss auch sagen, dass ich in einer RS tätig bin, da geht man sicherlich noch einmal anders vor. Zudem haben wir einen schulinternen Kanon bzw. einen klasseninternen Kanon, den wir an den nächsten Deutschlehrer weitergeben. Da sind natürlich auch gewisse Geschichten tabu, weil sie in den höheren Klassen behandelt werden sollen - so auch Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral (ist bei uns 9. bzw. 10.). Fenstertheater ist bei uns ebenfalls die KuGe zur Einführung.
"Das Brot" würde ich auch erst in der 9. bzw. 10. behandeln.
Aber die Thematik um Not, Gewalt, Mobbing ist für mich das, mit was sich die Schüler auch fesseln lassen. Tja und ich meine zudem, dass vieles vom Lehrer abhängt und von der Begeisterungsfähigkeit der Klasse.
Ich habe für mich nur wenige Geschichten entdeckt, die ich auch einfach mal so den Schülern an die Hand geben kann - sei es aus Interesse an Geschichten, als Hausaufgabe oder als KA.
Schüler werden immer unerfahrener was das Lesen betrifft. Dem muss ich mich als Lehrer stellen und damit umgehen lernen. Ich kann also nicht mit Geschichten einsteigen, mit denen ich noch vor 5 Jahren eingestiegen bin. Schließlich will ich ihnen ja auch positive Leseerfahrung vermitteln - was mir aber besser gelingt, wenn ich die Auswahl an Geschichten sorgfältig treffe. Nun habe ich aber das Gefühl, dass diese Geschichten Mangelware sind - da ich selbst als Autorin tätig bin, schreibe ich hin und wieder auch welche für meine Schüler. Aber so etwas ist im Alltag nicht immer möglich und ich will dies auch nicht forcieren, da mir der Umgang mit DER Literatur am Herzen liegt.
Viele Grüße von Kim |
| Wer selber Geschichten schreibt, ... | | von: oblong
erstellt: 22.10.2006 18:11:26 |
... dem ist schwer zu raten, weil die Messlatte hoch liegt.
Du schreibst:
Aber die Thematik um Not, Gewalt, Mobbing ist für mich das, mit was sich die Schüler auch fesseln lassen.
In meiner 8.Klasse habe ich im Lesebuch dazu eine KG vorgefunden, die gute Diskussionen ausgelöst hat:
Matthias Heinrich: Schluss mit lustig (kontext Deutsch 8, Schroedel-Verl. S.28f.)
Einige Schüler sind dem selbstgefälligen Ich-Erzähler auf den Leim gefallen und haben ihm abgenommen, dass er ein friedfertiger Zeitgenosse sei und nur deshalb zugeschlagen habe, weil er permanent gereizt worden sei.
Andere Schüler haben dann die Stellen zitiert, die zeigen, dass er nur darauf gewartet hat, im geeigneten Moment zuzuschlagen.
Beide Gruppen hatten nicht bemerkt, dass der starke Gewaltttäter es einfach unterlassen hat, die Gewalt eines Mitschülers zu vereiteln!
Vielleicht wäre dies etwas für dich, kimcorinne?
Liebe Grüße,
oblong |
| @oblong und @stella | | von: kimcorinne
erstellt: 22.10.2006 21:16:11 |
@oblong
Lächel,
ist die Messlatte der Schüler denn nicht weitaus höher? Es mag eine andere Messlatte sein, aber eine, der ich mich stellen möchte. Ist Leselust erst einmal geweckt, dann kann ich zu anderen Mitteln greifen
Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich zu sehr von Geschichten ausgehe, die mir gefallen - dem erfahrenen Leser, als den ich jeden Erwachsenen bezeichne, der im Allgemeinen eine positive Einstellung gegenüber Literatur hat. Manchmal verliere ich die Themen aus den Augen, die Schüler fesseln. Und ich finde, dass gerade Kurzgeschichten fesseln können, weil viele gerade den Alltag aufgreifen - nur muss es der Alltag der Schüler sein, denn dann können sie mitreden...
@stella73
Zudem möchte ich behaupten, dass nicht jede Kurzgeeschichte den Alltag an sich aufgreift, viel mehr gibt es Geschichten, die mit dem Alltäglichen spielen und doch keineswegs alltäglich sind oder sind Dahls Geschichten etwa
Alltag
Das Merkmal der Alltäglichkeit muss nicht auf jede Kurzgeschichte zutreffen, auch sind die Grenzen oft verschwommen... |
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