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Forum: "Aufsatzüberarbeitung in der Grundschule bewerten: Welche Erfahrungen macht ihr damit?"
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| Aufsatzüberarbeitung in der Grundschule bewerten: Welche Erfahrungen macht ihr damit? | | von: ysnp
erstellt: 29.03.2008 18:51:39 |
Hallo community!
Immer wieder stellt sich mir die Frage, ob es eine Möglichkeit gibt, die Aufsatzüberarbeitung in der Grundschule gerecht zu bewerten. Gerade stieß ich auf ein Material, das die Überarbeitung von 2 Minuspukten bis zu 5 Pluspunkten zur übrigen Punktebewertung miteinbezieht.
Bisher habe ich die überarbeiteten Geschichten nicht bewertet und wir haben bisher dies auch nicht an unserer Schule gemacht.
Gründe für mich, warum ich zögere:
1) Fairness
- Wer viele einfache Aufsatzfehler hat, kann auch viel verbessern
- Was macht der, der nicht viel offensichtliche Fehler hat, aber vielleicht der sprachliche Stil nicht so überragend ist?
- Manche Aufsatzfehler lassen sich leichter in Griff bekommen, andere weniger
2) Anspruch (wegen Übertritt)
- Welches Bewertungsschema setze ich dann danach an? Ich muss ja dann strenger bewerten, da die Kinder die Möglichkeit erhielten, ihren Aufsatz zu verbessern. Damit habe ich benotungsmäßig nichts verändert. Denn: In der Grundschule (Bayern) müssen wir ja immer bestimmten Anforderungen (Zwangsjacke ) genügen.
Viele Fragen, die sich mir da stellen.
Mich würden einfach einmal eure Erfahrungen und Meinungen interessieren.
Besonders interessant sind dann auch Meinungen aus den Bundesländern, wo gewisse Noten für den Übertritt erreicht werden müssen.
LG: ysnp
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| Hi, | | von: bidaba
erstellt: 29.03.2008 19:52:59 |
seit nun schon 20 Jahren lassen ich jeden Aufsatz, der benotet werden soll, einmal schreiben, dann verbessere ich die Rechtschreibung, die nicht in der endgültigen Zensur berücksichtig wird, und gebe Tipps zur Verbesserung. Bei den Tipps versuche ich zu berücksichtigen, welche Hinweise von den Schülerinnen und Schülern verstanden und sinnvoll umgesetzt werden können. Ein schwacher Aufsatzschreiber braucht andere Hinweise als ein starker, der oft schon beim erneuten Durchlesen seines Textes Schwachpunkte seines Textes erkennen und verbessern kann.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch nach der Überarbeitung die Streuung der Noten ähnlich ist wie ohne Verbesserung, da ja alle überarbeiten.
Für die Kinder wird beim Aufsatzschreiben durch die Überarbeitung etwas von dem Zensurendruck genommen. Es ist ihnen allerdings auch klar, dass auch eine Überarbeitung nicht unbedingt zu einer 1 führt, was ihre Motivation zur Bearbeitung des Textes nicht mindert.
Vorteil ist für mich auch, dass beim zensierten Text durch die zuvor erfolgte Rechtschreibkontrolle die Korrekturhinweise sich auf aufsatzrelevante Aspekte beziehen.
Die Schülerinnen und Schüler lernen in jedem Fall, dass ein geschriebener Text ein Grundlage ist, die bearbeitet und verbessert werden kann.
Die Eltern werden vor dem ersten zensierten Aufsatz über die Vorgehensweise informiert und ich habe bisher nur Zustimmung zu diesem Verfahren bekommen. Dass in weiterführenden Schule Aufsätze nur einmal geschrieben werden, ist für mich kein Grund damit schon im 3. Schuljahr zu beginnen.
Ich hoffe ich habe dir Mut gemacht Aufsätze überarbeiten zu lassen und dann erst zu zensieren.
Grüße
bidaba |
| Vorgehen beim Überarbeiten lassen? | | von: janneke
erstellt: 29.03.2008 22:49:05 |
Wie macht ihr das denn in der Praxis? Lasst ihr die Kinder den Text in der Schule überarbeiten oder als Hausaufgabe? Wie schreibt ihr eure Überarbeitungstipps dazu? Ich schreib zwar recht anständig mit der Hand, aber wenn ich über 20 Aufsätze korrigiere und mit Hinweisen versehe, kann spätestens beim sechsten Aufsatz der durchschnittliche Drittklässler meine Handschrift nicht mehr lesen.
Wie gewichtet ihr die verschiedenen Textversionen? Teilnoten für Idee, Sprache, Formalia und Überarbeitung?
Mein Vorgehen war bisher, dass ich immer zwei Schulstunden zum Aufsatzschreiben zur Verfügung gestellt habe. Die Kinder haben sich mit der Aufgabe vertraut gemacht, eine passende Wörtersammlung angelegt und dann erstmal drauf losgeschrieben. Damit geht ungefähr die erste Stunde drauf. Dann haben sie den Text selber anhand der erarbeiteten Kriterien überarbeitet und danach sauber abgeschrieben. Klingt nach einer ziemlichen Anstrengung für die Kinder, hat aber bisher immer ganz gut geklappt, weil der Druck nicht da war, dass der einmal geschriebene Text auf Gedeih und Verderb im Heft stand.
Bei der Korrektur hab ich dann zweifarbig gearbeitet: grün für die Rechtschreibfehler, rot für die Aufsatzhinweise. Nach der Rückgabe gibt es immer eine Woche Zeit zum Überarbeiten ("berichtigen"), das aber dann als HAusaufgabe. |
| Nur in der Schule | | von: bidaba
erstellt: 30.03.2008 10:58:51 |
Aufsätze lasse ich grundsätzlich nur in der Schule schreiben, damit die Unterstützung durch Eltern vermieden wird.
Die erste Fassung des Textes wird in einer Doppelstunde geschrieben. Früher habe ich dann nocheinmal eine Doppelstunde für die Endfassung verwendet. Meiner Meinung nach hält sich der zeitliche Aufwand in einem vertretbaren Rahmen. In letzter Zeit bin ich dazu übergegangen die Überarbeitung als Aufgabe Wochenplans anzubieten. Dadurch kann sich jeder den Umfang seiner Überarbeitung selber wählen. Ich bin mir dabei aber noch nicht sicher, ob ich diese Form dauerhaft einsetzen werde.
Die Überarbeitung der ersten Fassung nimmt bei mir relativ wenig Zeit in Anspruch,
1. damit der Text so schnell wie möglich wieder bei den Kindern landet und
2. gebe ich nur Hinweise auf besonders wichtige Verbesserungsmöglichkeiten, denn zu viele Hinweise können nicht sortiert und bearbeitet werden.
Ich habe zwei verschiedene Formen der Überarbeitung ausprobiert:
a) Ich gebe beim Korrigieren der Rechtschreibung gleichzeitig Hinweise zur Verbesserung der Texte vorwiegend durch Fragen, die ich an den Rand schreibe, zum Teil auch Bemerkungen die ich unter den Text schreibe.
b) Ich korrigiere nur die Rechtschreibung. Die Schülerinnen und Schüler erhalten einen Ankreuzbogen um zu überprüfen, ob sie die wichtigen Kriterien berücksichtigt haben. Ihre Verbesserungsvorschläge können sie dann mit mir oder einem Mitschüler oder einer Mitschülerin besprechen.
Ich benote immer die Endfassung ohne die erste Fassung. Für jeden Aufsatz mache ich mir vor dem Korrigieren eine große Tabelle mit den Kriterien, die für diesen Aufsatz relevant sind.
Jedes Kriterium kreuze ich beim Lesen in der Tabelle ab. Am Ende zähle ich die Punkte zusammen und es ergibt sich die Note. Für mich immer wieder faszinierend ist dabei, dass dieses starre Ankreuzen sich fast immer mit meinem spontanen Eindruck deckt.
Dieses Verfahren nimmt bei mir viel Zeit in Anspruch, da ich jeden Aufsatz bestimmt mindestens fünfmal gelesen habe. Allerdings kann ich dann hinterher auch Fragen zum Text recht sicher beantworten.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten diese Tabelle nicht, sondern jeder bekommt einen individuellen Text unter seinen Aufsatz geschrieben, den sie dann gerne lesen.
Grüße
bidaba |
| Zuerst einmal | | von: ysnp
erstellt: 30.03.2008 12:19:46 geändert: 30.03.2008 12:27:30 |
danke für die vielen Statements.
Grundsätzlich lasse ich Aufsätze (teilweise auch Übungsaufsätze) auch überarbeiten und habe, was den Lernerfolg betrifft, sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn die Eltern zuhause Tipps geben oder die Kinder dann "Hilfsmittel" wie Auflistungen von Wortfeldern (tolles Buch: Pfiffikus, der Sprachgestalter von Finken.. haben bei mir viele Kinder) benutzen. Der Lerneffekt bei der Überarbeitung ist groß und von Einheit zu Einheit merke ich große Lernfortschritte. Die Kinder schreiben dann ihre überarbeitete Geschichte in ihr Geschichtenheft, das sie insgesamt schön zum Aufheben für später gestalten.
Aber: Verständlicherweise kann ich diese Art von Überarbeitung nicht bewerten.
Fazit: Überarbeitung ist wegen des Lerneffekts sehr wichtig.
Zum Notendruck: Das stimmt sicher, dass hier nochmals eine Chance gegeben wird. Aber gerade das ist eben für ein Bundesland, wo es beim Übertritt immer noch stark um Noten geht, schwierig. Ich müsste ein Verfahren/ eine Bewertungsmöglichkeit finden, wo der Anspruch nach dem Überarbeiten gleich bleibt; ich kann ja nicht plötzlich gegen alle meine Kollegen in einer anderen Liga bewerten. Irgendwie muss das Niveau überall ähnlich bleiben.
Lehrplangerecht wäre es schon, die Überarbeitung miteinzubeziehen, aber in keiner Fortbildung und nirgendwo bisher habe ich einen praktikablen Vorschlag gelesen oder gehört, der einem gewissen Anspruch und auch eben der Fairness genügt. Diese Fragen blieben bisher immer offen.
@bidaba: Ich bewerte auch nach einem Punktesystem, das, wie du schon sagst, viel Zeit in Anspruch nimmt. Hier zählen Inhalt und Sprache jeweils zur Hälfte.
Meine Frage: Sprachliche Fehler wie Wiederholungsfehler usw. kann man leicht verbessern. Wenn du die 2. Fassung bewertest, kann das nicht sein, dass dann das Sprachliche ziemlich stimmt und hier doch viel mehr Punkte zusammenkommen? Legst du dann einen strengeren Notenschlüssel an? |
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