kann vielleicht folgende Überlegung weiterhelfen.
Wenn es so aussieht, als fehlte generell Sprachgefühl oder Rechtschreib-Bewusstsein, dann ist es m. E. wichtig, durch aktiv-strukturierende Handlungen der Kinder sie an ein solches heranzuführen.
Bei meiner Förderung im 3./4. Schuljahr hat sich bewährt, in allen geschriebenen Sätzen die Kinder zunächst bei den Verben die Endung und alle Vorsilben durch senkrechte Striche abtrennen zu lassen und den übrig bleibenden Wortkern unterstreichen zu lassen. Dasselbe dann für Adjektive und Nomen, wobei jetzt auch Nachsilben bzw. allgemeiner gesprochen Postfixe ins Spiel kommen und Wortzusammensetzungen. Das allein bringt schon eine Reihe von Detailverbesserungen, weil Vorsilben wie 'ver' und 'ent' im Fokus stehen, oft fehlverschriftete Vorsilbenkombinationen wie in 'vorausgehen', Postfixe wie 'ig' und 'end', manchmal fehlverschriftete Verb-Endungen und Wortzusammensetzungen wie 'Fahrrad' und 'Betttuch'. Auch Fehlverschriftungen wie 'beckommen' und 'betzahlen' lassen sich leicht nachvollziehbar behandeln, weil der Wortkern nicht mit 'ck' oder 'tz' beginnen kann. Vor allem: diese Dinge sind den Kindern leicht beizubringen und sie haben schnelle Erfolgserlebnisse. Noch wichtiger: die aktiven Handlungen des Wortbaustein-Abtrennens und Wortkern-Unterstreichens bringt die Kinder in einen Rechtschreib-Bewusstseins-Modus und ich stelle immer wieder fest, dass die Kinder andere Fehler finden und korrigieren, die mit diesen Dingen gar nichts zu tun haben.
Auch erstaunlich: wenn man die Kinder wie beschrieben Verben, Adjektive und Nomen bearbeiten lässt, finden sie diese auch ohne ernsthafte Probleme und ohne dass ich diese Begriffe thematisch behandle. Damit macht dann ganz nebenbei die Groß-/Kleinschreibung Fortschritte.
Und auf das Herausarbeiten des Kerns, der in der Regel einsilbig ist, kann man in einem Folgeschritt aufbauen, z. B. die Grundform des Wortkerns finden lassen, die vielfach die Schreibweise steuert. Auch eine gefundene Grundform sollte durch eine aktive Handlung dokumentiert werden, beispielsweise durch ein Blitz-Symbol (soll an den Blitz-Ableiter erinnern) wie von der FRESCH-Methode verwendet.
Eine eigentlich alternative aktive Handlung zur Förderung des Rechtschreib-Bewusstseins ist das silbensynchrone Sprechschreiben der FRESCH-Methode. Das Kind spricht immer genau 1 Silbe und schreibt diese, dann dasselbe für die nächste Silbe usw. Da die Silbengrenzen nicht mit den Morphemgrenzen übereinstimmen, und in den höheren Klassen die Morphemstruktur die höhere Priorität besitzt, hatte ich auf das silbensegmentierende Sprechschreiben verzichtet. Ich habe jetzt aber einen Jungen in der Förderung, der bereits bezüglich der Verschriftung einzelner Laute ziemlich schlabbert. Da habe ich jetzt angefangen, ihn auch silbensegmentierend sprechschreiben zu lassen. Die bisherigen Ergebnisse sind ermutigend, und der Bruch zwischen Silben- und Morphemgrenze scheint keine negativen Auswirkungen zu haben.
Isolierte Fehler wie bezüglich Dehnungs-h- und ß-Schreibung trainiert man m.E. am besten als Lernwörter, wobei es wichtig ist, in einer Lerneinheit nur extrem wenige Spezialverschriftungen desselben Typs zu verwenden, da sonst Übergeneralierung droht.