HESSISCHES
KULTUSMINISTERIUM
DIE MINISTERIN
LANDESELTERNBEIRAT
VON HESSEN
DIE VORSITZENDE
An die Schulelternbeiräte
An die Schulleitungen
über die
die Staatlichen Schulämter
„Happy Slapping“- eine erzieherische Herausforderung
Sehr geehrte Eltern,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Schulleiterinnen und Schulleiter,
sehr geehrte Leiterinnen und Leiter der Staatlichen Schulämter,
hinter dem verharmlosenden Begriff „Happy Slapping“ = „fröhliches Zuschlagen“ verbirgt sich ein neuer Gewalttrend, bei dem das Handy – ausgestattet mit einer neuen Technologie, die einen sehr schnellen Datenaustausch ohne Kabel ermöglicht – eine unrühmliche Rolle spielt; ähnliche Sachverhalte sind unter Begriffen wie „Snuff-Videos“ bekannt:
Jugendliche greifen Passanten oder Mitschüler brutal an, nehmen die Attacke per Handy-Kamera auf und verschicken das Video an Freunde oder stellen es ins Internet ein. Für das Opfer von „Happy Slapping“ kommt neben dem Schock, der durch die Straftat entstanden ist, noch die völlige Erniedrigung durch die Veröffentlichung der Fotos oder Filme hinzu.
Oft kommen die Opfer aus dem Umfeld des Täters und wurden von ihm bereits schon in der Schule schikaniert. Das macht die Videos für die Opfer besonders demütigend, weil die Täter diese Machwerke auch an Mitschüler schicken. Neuerdings werden auch schwerste Misshandlungen oder sogar Morde in Sekundenschnelle aus dem Internet aufs Mobiltelefon geladen und weitergegeben.
Leider hat diese neue Horrorwelle inzwischen auch die Schulen in Hessen erreicht. Aus diesem Grunde wenden wir uns heute an Sie mit der Bitte, sich mehr mit der Handy-Nutzung der Kinder zu beschäftigen.
Sehr geehrte Eltern,
• wissen Sie, welche Videos oder Fotos auf dem Handy Ihres Kindes ankommen?
• Haben Sie sich schon einmal der Mühe unterzogen, die technischen Möglichkeiten dieses Gerätes zu erkunden?
• Führen Sie Gespräche mit Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter über die per Handy vermittelten Inhalte und Bilddarstellungen, die oft von psychischer und physischer Gewalt geprägt sind?
Wir bitten Sie, ihre erzieherische Verantwortung wahrzunehmen.
Helfen Sie mit bei der gezielten und sorgfältigen Auswahl des Medienkonsums Ihrer Kinder, denn Kinder können schwer zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Es ist vor allem auch darauf zu achten, dass sie bei der Nutzung des Handys nicht allein gelassen werden. Gerade weil es nur wenige gesetzliche Einschränkungen gibt, die bestimmen, was produziert, gesendet und vermarktet wird, ist Ihr elterliches erzieherisches Engagement gefragt.
Handys spielen in unserem Alltag inzwischen eine wichtige Rolle. Und dies mit zunehmender Tendenz. Handys sind an sich weder gut noch schlecht. Handys übermitteln weltweit wichtige Informationen, erleichtern die Kommunikation und können schließlich auch viel Spaß bringen.
Mit unserem gemeinsamen Schreiben wollen wir Eltern und Lehrkräfte anregen, im Dialog Verhaltensvereinbarungen zur Handy-Nutzung in der Schule auszuhandeln. Schließlich besteht erst im Rahmen einer Vereinbarungskultur Gleichwertigkeit von Rechten und Pflichten. Nutzen Sie bitte die Möglichkeiten des Hessischen Schulgesetzes, Erziehungsvereinbarungen abzuschließen. Damit stärken Sie die gemeinsame Verantwortung von Schule und Elternhaus für die Erziehung unserer Kinder. Setzen Sie das Thema“ Happy Slapping“ auf die Tagesordnung der nächsten Schulkonferenz oder des nächsten Elternabends.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Wolff
Kultusministerin
Sibylle Goldacker Landeselternbeirat von Hessen