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Forum: "Das leidige Korrigieren"
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| Das leidige Korrigieren | | von: lunatic
erstellt: 23.05.2006 20:45:57 |
Ich gebe es zu, es gibt Momente, wo ich an meiner Berufwahl oder zumindest an meiner Fächerwahl zweifle. Dies geschieht, wenn ich stapelweise Klassenarbeitshefte auf meinem Schreibtisch liegen habe. So auch jetzt:
Wir haben eine Woche Ferien und ich sitze am Schreibtisch und korrigiere, während die Sportkollegen (sorry, ist nicht bös gemeint)im Biergarten sitzen...
Zudem dauert das bei mir... Regelmäßig verschätze ich mich und denke, dass ich viel schneller fertig sein müsste. Bin ich zu gründlich? Arbeite ich zu ineffektiv? Wie macht ihr das?
Meist erstelle ich mir ein Raster oder einen Erwartungshorizont. Dann lese ich die Arbeiten und achte auch auf Rechtschreibung. Ich schreibe auch gleich meine Randkommentare. Notizen für die Kommentare unter den Arbeiten mache ich mir auf Klebezetteln zusammen mit Notenvorstellungen für Inhalt, Ausdruck usw. Am Ende vergleiche ich dann diejenigen, die zwischen zwei Zensuren stehen oder bei denen ich mir nicht sicher bin und schreibe die Schlusskommentare.
Und wie machen das die "alten Hasen"? Brauch ich einfach noch Routine und Geduld... Gebt mir doch bitte mal Rückmeldung, eure Erfahrungen interessieren mich.
Nun denn, zurück zur textgebundenen Erörterung
lunatic |
| Es ist einfach grausam... | | von: ishaa
erstellt: 23.05.2006 23:30:13 |
und natürlich eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, wenn man sich mit Kollegen anderer Fächer vergleicht. Und bei uns an der HS kommt natürlich die eigene Blödheit dazu, denn da unterrichtet man/frau keineswegs, was studiert wurde, sondern je nach Bedarf. Und da stellt man (wenn man so naiv ist wie ich jedenfalls ) erst nach Jahren fest, dass bestimmte Kollegen es tunlichst vermeiden, sich Korrekturfächer ans Bein zu binden, während einige Kollinnen dann mit derer drei da hocken. (Ich konnte bisher erfolgreich vermitteln, dass Mathe nicht mein Ding ist...)
Kommentare mit dem Computer schreiben und einkleben ist ganz praktisch, vor allem wenn man ab der zwanzigsten Arbeit zum Krakeln und Verschreiben neigt. Es verführt natürlich zur Geschwätzigkeit. Und außerdem werde ich die Dinger beim nächsten Mal in rot ausdrucken, weil sie anscheinend gar nicht wahrgenommen wurden ("Sie haben ja gar nichts drunter geschrieben!")
Eine kleine Arbeitserleichterung habe ich durch die Kernlehrpläne (NRW) entdeckt. Wenn man sich daran hält, auch an die Typen von Arbeiten, die mehr oder weniger verpflichtend sind, dann gibt es halt nicht nur Erörterungen, Inhaltsangaben, Interpretationen, sondern auch solche Dinge wie: einen Sachtext gliedern, Fragen beantworten, eine Mindmap erstellen. Oder: Eine Graphik verbalisieren. Damit ist man auf der Höhe der Zeit und (zumindest finde ich das) solche Arbeiten lassen sich etwas "schneller" korrigieren.
Am schlimmsten an der ganzen Angelegenheit sind eigentlich die Fragen angesichts von Oster- und Herbstferien oder der bevorstehenden Feiertage: "Fährst du weg?" "Warum kommt ihr nicht mal vorbei?" "Du hast es gut. Schon wieder frei! Was machst du denn?"
Außer FachkollegInnen glaubt mir echt niemand, dass ich diese ganze Zeit zum Korrigieren brauche. Manchmal denke ich auch, ich mach' was falsch. Aber das ist so. Zumindest wenn man Deutsch und Englisch unterrichtet.
solidarische Grüße
von ishaa
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| Leide tapfer! | | von: oblong
erstellt: 23.05.2006 23:37:54 geändert: 24.05.2006 13:28:28 |
Hallo, lunatic!
Ich teile, wie du weißt, mit dir Schulart und das Fach Deutsch in der Oberstufe.
Zuerst die schlechte Nachricht: Es dauert lange, bis du die verhassten Stapel schneller wegbekommst.
Du wirst
1) selber herausbekommen müssen durch häufiges Korrigieren, welche Fehler sich wiederholen, sich gleichen, eine ähnliche Note bewirken.
2) erst allmählich bemerken, wann du eine Arbeit genügend mit anderen verglichen hast, um den Notenbereich und die Punktezahl festzulegen
3) erst im Vergleich mit den Korrekturen von Kolleginnen und Kollegen bemerken, welche Aspekte man bei Textanalysen und Erörterungen noch berücksichtigen sollte und welche Formulierungen dir am Ende helfen.
Nun die gute Nachricht: Das geht allen Lehrerinnen und Lehrern so, die ihre Aufgaben ernsthaft in Angriff nehmen und sich um Gerechtigkeit bemühen.
Du wirst bemerken, wie schwer sich auch andere tun, ihre Korrekturberge zu beseitigen.
Doof ist halt, dass du durch deine Kombination mit Englisch doppelt gestraft bist.
Bei uns an der Schule haben sich aber die Englischlehrer und -lehrerinnen gut abgesprochen und helfen sich gegenseitig.
Ich kann dir nicht die Arbeit abnehmen, aber wenn du kleine Tipps zu speziellen Problemen brauchst: ich bin da.
Lass dich nicht unterkriegen!
You never walk alone. (Passend zur WM)
oblong |
| Ja, ja, das Korrigieren... | | von: ricca
erstellt: 24.05.2006 12:01:34 |
Ich habe auch Deutsch, glücklicherweise dieses Jahr nur Klasse 7. Bei mir ist es vor allem schwierig, bis ich erst mal dran sitze.
Wenn ich dann aber am Arbeiten bin, korrigiere ich zunächst einmal alle Arbeiten mit Bleistift durch (auf Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik). Meistens bekomme ich dann auch schon eine grobe Vorstellung vom Inhalt. Nach der ersten Korrektur teile ich die Arbeiten in drei grobe Stapel ein, also tendenziell gute, mittelmäßige und tendenziell schlechte. Das geht bei mir so nach "Bauchgefühl". Was nicht heißt, dass die Arbeiten auf immer und ewig in diesem Stapel bleiben, ist wie gesagt nur der erste Eindruck.(Das gilt nicht für Diktate!)
Danach gehe ich ein zweites Mal mit dem Rotstift durch. Dabei sind Inhaltsaspekte der Schwerpunkt. Nach der zweiten Korrektur staple ich neu, dieses Mal nach "Notenstapeln". Im Vergleich der Arbeiten mit meinen Erwartungen und der Arbeiten untereinander mache ich mich dann an die Notenfindung und das Schreiben von Kommentaren. Ich schreibe auch immer die aktuellen mündlichen Noten sowie Noten für Referate, die im Zeitraum seit der letzten KA gehalten wurden darunter.
Ist aufwändig, aber anders geht es halt nicht.
Wir armen Deutschlehrer...
Ricca |
| Diesem Klagelied | | von: veneziaa
erstellt: 24.05.2006 12:47:30 geändert: 24.05.2006 14:08:19 |
schließe ich mich an.. aber eigentlich ganz gerne! Niemals würde ich mein Fach Deutsch mit z.B. Mathe tauschen mögen (abgesehen davon, dass die Schüler sehr zu bedauern wären). Das Fach bietet so unendlich viele Möglichkeiten kreativ zu sein wie kein anderes.
Eine gute Vorbereitung ist die halbe Korrektur:
Überlege dir vorher, was wichtig ist und was du erwartest. Das kann man auch mit jüngeren SchülerInnen schon besprechen, ihnen zumindest bekannt geben. Beim Konzipieren der Arbeit legst du deine Erwartungen fest, löst eigentlich deine Arbeit selbst mit den Augen des Schülers.
Ich mache mir ganz klare Notizen (Minimum an Anforderungen). Dann entwerfe ich auch (je nach Alter der Schüler, meist ab Klasse 7) ein Korrekturblatt, das ich während des Korrigierens ausfülle. So ist auch meine Korrektur klar nachvollziehbar, für Schüler und Eltern.
Nicht fehlen dürfen die Bereiche: Mündliche Mitarbeit im Unterricht (Note), Anmerkung zu den Hausaufgaben (in kurzen Sätzen).
Aber absolut wichtig: Fehleranalyse und Vorschläge zur Verbesserung, z.B. Wiederhole die neue Rechtschreibung s-Laute ... oder: Wiederhole die Frage nach den Satzgliedern! usw.
Ich finde, das ist richtig wichtig: Fehleranalyse und Tipps zum Verbessern bzw. zur Weiterarbeit!
Naja, das ist nicht immer wenig, was man korrigieren und raten muss, aber man wird den Kindern gerecht. Nach 1/2 Jahr explodieren manche richtig, wenn sie merken, dass man sie ganz einfach zu ihrem "Glück" zwingt, dass man ihnen wirklich zu Erfolg verhelfen will..
Insomma: Gute Konzipierung der Arbeit ist die halbe Korrektur!
So ist meine Erfahrung jedenfalls!
Und: Es wird mit den Jahren wirklich immer einfacher, Erfahrung hilft enorm.
Locker bleiben! |
| Eine kleine Ergänzung zu veneziaas Tipps | | von: oblong
erstellt: 24.05.2006 13:38:46 |
möchte ich dir noch geben, lunatic:
Wenn dir zu einer Aufsatzart mehrere Themen einfallen, dann biete diese doch deinen Schülern an.
Deine Schüler haben die Auswahl und finden bei mehreren Themen eher einen Schreibanlass, der ihnen zusagt.
Beim Korrigieren hast du dann den Vorteil, dass du mehrere kleine Stapel hast, die sich leichter korrigieren lassen als ein großer Packen mit über dreißig identischen Themen.
Allerdings musst du auf Nachschreiber achten: Wenn du 4 Themen bei der Klassen- oder Kursarbeit zur Auswahl stellst, musst du dies auch bei Nacharbeiten für erkrankte Schüler anbieten!
Ich habe auch schon bei einer Kursarbeit im Vorfeld angekündigt: Wenn alle mitschreiben, gibt es drei Themen zur Auswahl, wenn eine(r) fehlt, nur zwei. Es war erstaunlich, wie fit beim Kursarbeitstermin alle auf einmal waren...
Liebe Grüße,
oblong |
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