Möchte dieses Thema hier eröffnen, da es einen anderen Antrieb hat, als der alte PES-Thread.
Ja, auch ich bin PES-Kraft - von November letzten Jahres bis zum 14.7. im schönen RLP. Als Student im Examen kam mir das Projekt gerade recht - erstens um Unterrichtserfahrung zu sammeln, zweitens um Kotakte zu knüpfen (Ausbildungschulen und so), drittens um dem Uni-Loch-Syndrom vorzubeugen (1 Examensseminar und nur Lernen über ein Jahr geht nicht) - und das Gehalt konnte auch nicht schaden.
Ich habe die Zeit sehr genossen - hatte hilfsbereite Kollegen und viele nette Schüler. Ich war angestellt als regelrechter Vertretungslehrer im Fachunterricht - wie an "meiner" Schule noch vier andere Kollegen mit 2 bis 13 Stunden - ich selbst hatte 14 Stunden. Außerdem: Notengebung, Gesamtkonferenzen, "Langzeit"-tests, Zeugniskonferenzen, Elterngespräche - und niemand wusste , wer von uns wo und inwieweit Stimmrecht hatte. Klar war nur: die Schüler brauchen Noten (Gott seis gedankt handelte es sich nur um Nebenfächer). Nebenbei gab es für zwei bis drei Wochen Kurz-Pes-Kräfte (Klassnfahrten, kurzfristige Erkrankungen etc. - dafür ist das Projekt ja eigentlich gedacht).
In der letzten Gesamtkonferenz dann die Entscheidung: Bleiben "wir" PES-Schule (bislang nur Probephase)? Ums kurz zu machen: die Entscheidung fiel für PES, trotz sehr kritischer Stimmen ,von etwa 50 Lehrern (ich habe mich natürlich enthalten ) stimmten 20 dagegen oder enthielten sich.
Trotz der oben skizzierten positiven Aspekte (hinzu kommt natürlich die Reduktion des Stundenausfalls um etwa 20 Prozent) möchte ich die Kritik einiger Kollegen nicht aussparen, zumal ich sie teile:
- Rechtfertitungsdruck gegenüber Schülern ("Sie sind doch gar kein richtiger Lehrer")
- Wenn offensichtlich jeder Lehrer sein kann (und über durchaus relevante Noten mitzuentscheiden hat bzw. sie gibt) - was ist dann das Lehramtsstudium mit Abscgluss und zweitem Staatsexamen noch wert? (Wir hatten auch ein freischaffende Künstlerin...)
- Man (zumindest ich) gibt nach etwa zwei Monaten Zeignisnoten, schreibt nach wenigen Wochen Tests, unterrichtet in Klasse 5 bis 11 - ohne über Schulgesetz, Lehrpläne o. ä. in Kenntnis gesetzt worden zu sein - bei mir lief die "Anwerbung" wie folgt: nach Eintargung im System kurze Zeit später der Anruf: können Sie ab übermorgen in XXX das Fach A mit 14 Stunden unterrichten? Vertragsdauer ist nicht absehbar, wahrscheinlich bis Monatsende... Am Tag vor Antritt wusste ich meine Klassen, am Abend die Themen, 15 Minuten vor der ersten Stunde hatte ich das Lehrbuch - ähnlich ging es zwei "Leidensgenossen".
Nochmal: für mich persönlich eine gute Erfahrung, ich habe auch von Kollegen und Schülern sehr positives Feedback bekommen - aber ich sehe das Modell als solches sehr kritisch. Mich interessiert Eure Meinung - vergleichbare Modelle gibt es ja auch in NRW (Verena) und Hessen.