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Forum: "Ich bin erschüttert"
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| Ich bin erschüttert | | von: poni
erstellt: 09.08.2006 08:27:41 |
ich lese gerade intensiv in einem ADHSusw -Forum mit und bin dadurch auch auf eine Seite gestoßen, die sich ausschließlich mit Gewalt und Mobbing in der Schule beschäftigt. Ich wußte nicht, dass die Not vieler Schüler und Schülerinnen und deren Eltern wirklich so groß ist.
Was ich da lese, macht mich als Lehrer wirklich unheimlich betroffen. Solche Dinge dürfen sich Kollegen einfach nicht leisten, es geht um Kinder!!!!! Auch wenn aus der Sicht der Betroffnen sicher einseitig und drastisch berichtet wird, so wird ein wahrer Kern nicht zu verleugnen sein.
Wann hört es endlich auf, dass Eltern und Lehrer Gegner sind??? Wie können wir Kollegen davon überzeugen, auf demütigende Umgangweisen zu verzichten?? Sind wir selber schon immer in der Lage, offen und fair mit Eltern umzugehen, erst recht mit Schülern??? Ich habe Angst, dass sich die Fronten eher verhärten. Das wäre eine Katastophe.
Wir sind die pädagogischen Fachleute, wir müssen das doch in den Griff bekommen können, oder? |
| Ohne dieses Forum zu kennen, | | von: hesse
erstellt: 09.08.2006 09:03:15 |
denke ich auch, daß hier mehr im argen liegt, als uns allgemein bewußt ist. In einem anderen Forum geht es ja auch um Gewaltprävention, aber zwischen Kindern.
Unabhängig von Deinem aktuellen Forum finden verschiedene, z.T. recht unterschwellige Formen der Gewalt durch Lehrer in nahezu allen Schularten statt.
Mir fällt, auch aus Erfahrung mit meiner - zugegebenermaßen schwierigen - ältesten Tochter, eine HS-Lehrerin ein, die die Noten als Druckmittel eingesetzt hat, wenn sie sich nicht mehr zu helfen wußte.
Einmal hat sie meiner Tochter sinngemäß unterstellt, ihrem Verhalten nach hätten ihre Eltern sie wohl nicht erzogen.
Sie habe ich leider nicht greifen können, so blieb mir nur der Klassenlehrer, dem ich gesagt habe, daß ich bei einem weiteren ähnlichen Vorfall beim Schulleiter vorsprechen würde.
Ich will das Verhalten meiner Tochter damit nicht relativieren, aber warum ruft die Lehrerin dann nicht bei mir Zuhause an? Sie zieht falsche Rückschlüsse, da sie ja überhaupt keine Information über die Probleme hat und kennt die Hintergründe nicht.
Sicher sind wir Lehrer auch nur Menschen, und ich habe im letzten Schuljahr auch eine Schülerin "zusammengeschissen", die war aber erwachsen und wollte den Konflikt, zumal ich mit ihr vor die Tür gegangen bin, um die Sache in Ruhe zu bereinigen.
Aber das entschuldigt nicht alles!
Ich glaube, viele Lehrer fühlen sich v.a. Eltern gegenüber immer in der Defensive und im Rechtfertigungszwang und suchen daher - besonders bei den "Kleineren" - viel zuwenig das rechtzeitige Gespräch. Stattdessen toben sie sich an - auch unschuldigen - Schülern aus. Das geht nicht, da stimme ich Dir völlig zu.
LG
Hesse
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| Betroffenheit reicht nicht. | | von: keinelehrerin
erstellt: 09.08.2006 17:29:28 |
Ich bin eine betroffene Mutter. Einige, die unsere Geschichte vielleicht kennen, wissen, wovon ich spreche.
Was ich mir in dieser Zeit sehr gewünscht hätte, war:
- Empathie,
- Verständnis, und zwar echtes und kein geheucheltes,
- den Willen, dazuzulernen
- die Größe über den eigenen Schatten zu springen, und auch Meinungen und Diagnosen von Nichts-staats-Ärzten anzuerkennen
Unsere Tochter hat in die Sek I gewechselt und was ich niemals für möglich gehalten hätte: Sie hat in Deutsch eine 10. Damals in der 3. wollte ich sie schon auf eine L-Schule schicken.
Ihre neuen Lehrer verstehen mit dem Problem umzugehen, haben andere Methoden der Stoffvermittlung und lassen auch mal unorthodoxe Mittel zu, sofern sie zum Erfolg führen.
Und auch ich als Mutti fühle mich von den beiden Lehrern aufgehoben. (Die konnten nach dem ersten HJ überhaupt nicht fassen, welche Unterlagen ich ihnen übergeben hatte)
Fazit:
Es ist möglich, dass es Eltern gibt, die nur fordern oder deren Kinder sich unerzogen benehmen (Wortwahl beachten), es mag Eltern geben, die sofort angreifen.
Die Eltern haben aber doch nur das Beste für ihr Kind im Blick (sollten sie zumindest) und dafür wollen sie auch eintreten und kämpfen.
Lehrer stehen ihren Kindern emotional nicht so nahe. Klar mögen sie "ihre" Kinder, aber das "versagen" kratzt nicht an ihrem Selbstverständnis, an ihrem Innersten, an ihrer obersten Prämisse das Beste für das Kind wollen zu müssen. Ihr seht eher mit dem beruflichen Auge, die Eltern mit dem liebenden und sorgenden.
Vielleicht kommen da viele Missverständnisse her. Die beruflichen Pädagogen stehen auf dem Podest. Haben aber auch die Ausbildung (Fortbildug) in Gesprächsleitung und Empathie und Fachrichtung.
Was hält davon ab, auch mal zu sagen, dass man das Problem in seiner Ausbildung nicht kennen gelernt hat? Das macht einen Lehrer nur sympathischer, weil menschlicher, weil Nicht-Auf-Jede-Frage-Eine-Antwort-Wissend. Allerdings sollte man, falls man bemerkt, dass die Eltern doch hilf- und orientierungslos sind, anbieten, sich Informationen zu holen und weiterzugeben.
Noch einmal ganz deutlich gesagt:
Ich will hier keine Lanze für irgendeine Seite brechen. Ich habe nur meine Sichtweise geschildert.
Und hier habe ich LehrerInnen gefunden, die ich mir für meine Kinder seit Jahren gesucht habe. Das ist keine Schleimerei, das habe ich auch schon oft genug gesagt.
Viele hier haben mir den Glauben an die Lehrer wiedergegeben. |
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