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Forum: "Viele Lehrer sprechen falsch"
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 | Viele Lehrer sprechen falsch |  | von: poni

erstellt: 14.08.2006 21:51:15 |
Eine an der Universität Leipzig durchgeführte Studie hat kürzlich bei 40 Prozent der zukünftigen Lehrer Stimmauffälligkeiten festgestellt. Na und, mag man sagen, auffällig darf die Stimme des Lehrers doch sein. Vielleicht soll sie ja sogar auffallen. Aber 17 Prozent der mehr als fünftausend Teilnehmer an dieser Studie mußten ärztlich untersucht und 15 Prozent behandelt werden. 16 Prozent der Lehramtsanwärter, so teilt die Forschung mit, lispelten, stotterten, näselten oder polterten - was für uns eine neues Krankheits-, aber ein altes Lehrerbild war -, von vereinzelt aufgedeckten Lese/Rechtschreib-Schwächen ganz zu schweigen.
Unsere Lehrer atmen falsch. Was macht man jetzt mit diesem Ergebnis? Zunächst sagt es ja nur, daß viele den Lehrberuf ergreifen, ohne sich um den Zustand ihrer Stimme überhaupt zu kümmern. Das paßt zu Berichten, die sagen, daß es auch um das Nervenkostüm vieler Lehrer nicht gut bestellt sei. Und daß Lehrer einen höheren Krankenstand haben als Bauarbeiter. Wahrscheinlich stellen sie sich, Lehrer zu sein, einfach nicht als die körperliche Tätigkeit vor, die es ist. Und daß zu ihr eine Stimme gehört, von der viel abhängt, denken viele, die Lehrer werden wollen, vermutlich auch nicht.
Die allerwenigsten haben Sprecherziehung
Das wäre aber nicht schlimm. Denn dazu ist ein Studium ja da, den Studenten falsche Vorstellungen von einem Beruf, den sie aus hoffentlich guten Gründen für den ihren halten, zu nehmen. Die eigentlich bedrückende Nachricht der HNO-Untersuchung ist eine andere. Die Wissenschaftler nämlich, heißt es, verglichen die Ergebnisse ihrer Studie „mit Untersuchungen an Probanden, die zwischen 1975 und 1990 vor dem Lehrer-Studium eine Stimmtauglichkeitsuntersuchung und Sprecherziehung hatten“. Hier lagen Sprechstörungen nur bei 2,5 Prozent der Untersuchten vor.
Daraus muß man schließen, daß die allerwenigsten Lehramtskandidaten Sprecherziehung haben. Wer einen Blick auf das Studienangebot in den Erziehungswissenschaften wirft, findet statt dessen jede Menge Schreiberziehung. Aufsätze müssen die Lehramtskandidaten produzieren, zum Beispiel, wir zitieren aus einem Vorlesungsverzeichnis, über „pädagogische Grundbegriffe“ - „Stimme“, „Nerven“ oder „Auftreten“ sind aber keine. Über „Techniken der Mediation“ - „ansprechend reden“ findet sich darunter nicht. Oder über „Lernen als Verhaltensänderung“ - Lehren als Verhaltensänderung, darauf kommt die Pädagogik nicht so leicht.
Da sitzen sie also, hören tagsüber zu und schreiben abends Referate und Seminararbeiten und, mit flachem Atem, Examensarbeiten. Später müssen sie nie mehr soviel schreiben. Ihre mündlichen Prüfungen aber sind keine Prüfungen in Mündlichkeit. Obwohl sie später unheimlich viel sprechen müssen und obwohl der Unterricht eine einzige mündliche Prüfung ist. Ein bißchen ist das so, als würde man den zukünftigen Bäckern nicht sagen, daß sie später einmal früh aufstehen müssen, daß Mehl Staub macht und daß es in der Backstube warm wird. So, als würde man sie in der Ausbildung nur Rezepte abschreiben lassen - und zwar nur für sehr anspruchsvolle, wissenschaftlich einwandfreie Torten. Was das dann wohl für Bäcker wären!
Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 13.08.2006 |
 | Auch meine Beobachtung |  | von: veneziaa

erstellt: 15.08.2006 08:48:11 geändert: 15.08.2006 08:48:37 |
Viele Kollegen sind oft heiser oder die Stimme verschwindet sogar ganz.
Nachdem ich selbst vor vielen Jahren häufiger genau das hatte, dass nämlich die Stimme ganz weg war und ich natürlich DENNOCH in der Schule war..., habe ich kapiert, dass das so nicht weiter ging.
Also habe ich meinen Unterricht komplett umgestellt, habe immer mehr an die Schüler übergeben und - nachdem ich endlich das Prinzip Freiarbeit bzw. Wochenplan (durch Fortbildungen) kapiert hatte - mich immer mehr zurückgezogen aus der ständig sprechenden Lehrerolle. NIE mehr habe ich Stimmprobleme gehabt. Ich schreie NIE, werde NIE laut. Für den "normalen" Unterricht reicht meine Stimme aus.
Es ist wirklich wichtig, dass man mit seinen Stimmbändern etwas vorsichtiger umgeht. Ich glaube, das Problem wird total unterschätzt.
Gut, dass es mal solche Presse-Artikel gibt, die das darstellen und liebe 4teachers-Mitglieder, die uns mal auf ein (Vielleicht-)Problem hinweisen, das uns persönlich betrifft - nicht immer nur unseren Beruf. |
 Beitrag (nur Mitglieder) |
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