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Forum: "Montessori-Pädagogik ist spitze"
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| Montessori-Pädagogik ist spitze | | von: poni
erstellt: 04.10.2006 09:56:20 geändert: 04.10.2006 12:54:58 |
Lernen in altersgemischten Klassen, selbstständige Arbeitsphasen, solche Elemente der Montessori-Pädagogik sind keine Kuschelpädagogik für verwöhnte Kinder. Ein Modellversuch in Berlin fiel so positiv aus, dass ab kommenden Schuljahr alle Anfänger gemeinsam mit den älteren Kindern lernen.
Berlin - Dagmar Wilde, Grundschulbeauftragte der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport: "Wir haben solche Montessori-Elemente übernommen, weil sie sinnvoll sind. Jüngere können von älteren Kindern lernen, außerdem werden die Kinder viel individueller nach ihrem jeweiligen Entwicklungsstand gefördert."
Montessori-Pädagogik fördert Kinder tatsächlich besser als konventionelle Methoden. Dies zeigt eine Studie, die gestern in "Science" veröffentlich wurde.
Positiver Effekt hängt nicht vom Elternhaus ab
Die Psychologin Angeline Lillard von der University of Virginia konnte mit ihrer Untersuchung belegen, dass der positive Effekt der Montessori-Erziehung nicht vom Elternhaus der Kinder herrührt. Denn in ihrem Untersuchungsgebiet, im Stadtzentrum von Milwaukee, werden die Plätze an der Montessori-Schule unter den interessierten Eltern ausgelost. Kinder, die einen Platz bekommen, unterscheiden sich in ihrer Herkunft daher praktisch nicht von solchen, die an eine andere Schule verwiesen werden.
Auswirkung auf Sozialverhalten und Spass beim Lernen
Lillard konnte nun die Montessori-Kinder mit der Kontrollgruppe, die beim Losverfahren kein Glück hatte, vergleichen. Die Kinder kamen alle aus unterprivilegierten, meist farbigen Familien mit geringem Einkommen. Bei den Tests wurden nicht nur Wissen und Fähigkeiten in Lesen, Schreiben und Mathematik und Problemlösen erfasst, sondern auch das Sozialverhalten und die Freude am Lernen. Hier waren die Auswirkungen der Montessori-Pädagogik besonders deutlich.
Mehr Sinn für Fairness und Gerechtigkeit
Die Kinder entwickelten einen größeren Sinn für Fairness und Gerechtigkeit, lösten Konflikte besser und waren hilfsbereiter. Die Aufsätze der Montessori-Schüler waren origineller und kreativer und hatten komplexere Satzstrukturen. Weniger Unterschiede zeigten sich dagegen bei den Zwölfjährigen in Tests zur Rechtschreibung und zum Rechnen, während die jüngeren Montessori-Kinder auch darin einen Vorsprung gegenüber den Gleichaltrigen in konventionellen Grundschulen hatten. Lillard plant nun, die Kinder dieser Studie weiter zu begleiten, um zu sehen, ob und wie sich dieser positive Start auf ihr späteres Leben auswirkt.
Vor rund 100 Jahren wurde die Methode zum Lernen entwickelt
Maria Montessori hatte vor rund 100 Jahren ihre Methode aus der Erfahrung mit Kindern aus extrem armen Familien entwickelt. Sie gesteht Kindern große Freiheiten zu, stellt aber auch hohe Anforderungen an ihre Selbstständigkeit und Konzentrationsfähigkeit. Die Lehrer werden von Wissensvermittlern zu Lernbegleitern.
WELT.de/arö
Artikel erschienen am 30.09.2006
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| Ja, Montessori ist toll | | von: derhut
erstellt: 04.10.2006 14:09:03 |
Aber: Auch nicht für jedes Thema und jeden Schüler geeignet, und, wie jede andere Strömung der Pädagogik, sicher nicht der allein selig machende Weg.
Ein Problem, dass ich mit dieser Studie habe, ist folgendes:
Die Psychologin Angeline Lillard von der University of Virginia konnte mit ihrer Untersuchung belegen, dass der positive Effekt der Montessori-Erziehung nicht vom Elternhaus der Kinder herrührt. Denn in ihrem Untersuchungsgebiet, im Stadtzentrum von Milwaukee, werden die Plätze an der Montessori-Schule unter den interessierten Eltern ausgelost. Kinder, die einen Platz bekommen, unterscheiden sich in ihrer Herkunft daher praktisch nicht von solchen, die an eine andere Schule verwiesen werden.
Ich habe innerhalb dieses Zitates mal den entscheidenden Teil fettgedruckt:
Die Dame behauptet, durch dieses Vorgehen eine Abhängigkeit vom Elternhaus ausgeschlossen zu haben.
Nein, hat sie nicht. Die Plätze werden unter interessierten Eltern ausgelost. Interessierte Eltern sind, wie die Sozialforschung dies nennt, eine äußerst selektive Population, aufgrund deren Ergebnisse ganz sicher keine Verallgemeinerung geschehen kann.
Versteht mich recht, ich will niemandem Montessori madig machen, finde viel daran wirklich toll, aber die Aussagen im ursprünglichen Artikel kann man so trotzdem nicht stehen lassen.
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| Zum Anklicken | | von: ysnp
erstellt: 04.10.2006 15:08:03 geändert: 04.10.2006 15:24:15 |
http://de.wikipedia.org/wiki/Montessori
Irgendwie geht für mich daraus nicht hervor (der Gedanke ist mir auch völlig neu), dass die Montessori-Pädagogik aus der Behindertenarbeit kommt.
Nach dem Artikel hat sie ihre Pädagogik erst entwickelt, als die mit Kindern aus "sozial schwachen" Familien arbeitete und hier ihre Erfahrungen verarbeitet. So habe ich das auch immer verstanden.
Weitere Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Montessorip%C3%A4dagogik
http://www.montessori.de/
Zur Praktikalität: Ich finde, dass man viele Elemente der Montessoripädagogik in der Grundschule verwenden kann, auch, wenn es um individuelle Fördermaßnahmen geht.
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| Aber deine eigene Quelle | | von: derhut
erstellt: 04.10.2006 16:22:44 geändert: 04.10.2006 16:24:21 |
(nämlich der von dir genannte wikipedia-Link) sagt:
hr besonderes Interesse galt den dort nur notdürftig versorgten geistig behinderten Kindern. Sie war von dem würdelosen und verwahrlosten Zustand, in dem diese Kinder lebten, tief bewegt und bemühte sich um Abhilfe. Dabei stieß sie auf die in Vergessenheit geratenen Arbeiten von Jean Itard und Edouard Séguin, dessen Lehrbuch über die "Physiologische Methode" (Edouard Séguin, 1846: Traitement moral, hygiène et éducation des idiots et des autres enfants arriérés. Paris: J.B. Baillière) sie ins Italienische übersetzte.
Wie ihre beiden Vorgänger war Montessori davon überzeugt, dass die Behandlung der "Schwachsinnigen" oder "Idioten" kein medizinisches, sondern ein pädagogisches Problem ist. Sie forderte daher die Einrichtung spezieller Schulen für die betroffenen Kinder.
Demnach ist eine Verwurzelung in der Arbeit mit (geistig) behinderten Kindern durchaus vorhanden, auch wenn ihre "Methode" erst während der Arbeit mit sozial schwachen Kindern entstand. |
| Ich habe meine Montessori-Ausbildung | | von: clausine
erstellt: 04.10.2006 18:24:35 |
(leider schon) vor 14 Jahren in Berlin gemacht (ich war begeistert...) und habe damals in Grund-, Förder- (Schwerpunkt: geistige Behinderung) und weiterführenden Schulen wie auch in Kindergärten in Berlin hospitiert. An jeder dieser Schulen wurde der Montessori-Gedanke anders ausgelegt, je nach Menschen, die dort arbeiteten oder auch je nach Schülern, die damit umgehen sollten. Es gab sehr offene Modelle, aber auch sehr streng reglementierte Unterrichtsformen.....Leider habe ich nie eine Schule gefunden (in der Nähe meines Wohnortes), an der ich nach Montessori arbeiten konnte, immer nur in Ansätzen. Vor nicht langer Zeit habe ich noch an einer Schule in Düsseldorf hospitieren können, wo mir klar geworden ist, dass es in jeder Form von Unterricht Kinder gibt, die nicht erreicht werden (meine Kollegin und ich haben mehrere Schüler beobachtet, die in 3 Stunden Freiarbeit NICHTS gearbeitet haben, wir waren uns aber einig, dass diese Schüler im "herkömmlichen" Unterricht vielleicht ähnliche Fluchttendenzen gezeigt hätten....).Zumindest hat mir der Abstand gezeigt, was ich vermisse (was ich auch wieder zu finden versuche) und wo die Grenzen jeden Unterrichts liegen, wenn man 30 Kinder in der Klasse hat, egal ob altersgemischt oder homogen.....
Nachdenklich, Clausine |
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