|
Forum: "Nacherzählung Klasse 3 Wie bringe ich denen das bei?"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| Aufsatz oder Lektüre | | von: palim
erstellt: 20.10.2006 11:39:26 |
Ich finde gerade Nacherzählungen unheimlich schwierig und zugleich für Schüler auch recht langweilig.
Mit einem Schüler in der Hausaufgabenhilfe (für Ausländer) musste ich in der letzten Woche das Nacherzählen üben. Gut, die Lehrerin hatte mit den Schülern geübt, Stichworte aufzuschreiben und daraus dann die Geschichte zu rekonstruieren, es durfte aber während des Vorlesens nicht geschrieben werden. Mein Schüler hatte keine Chance die Geschichte (ausgerechnet auch noch Fabel) überhaupt zu verstehen, da so viele unbekannte Wörter und Wendungen vorkamen. So hatte er stets nur die Hälfte mitbekommen, reimte sich den Rest zusammen und schrieb hinterher irgendetwas auf.
Meiner Meinung nach haben viele Lehrer viel Zeit, Diktate und Rechtschreibung zu üben, bei Aufsätzen müssen wenige Übungen und ein Probeaufsatz reichen, damit hinterher ein perfektes Ergebnis zustande kommt. Und das, obwohl in der Umwelt der Kinder - und auch in unserer, kaum einmal eine Geschichte im Zusammenhang erzählt oder zumindest vorgelesen wird.
Wenn man an Ausätzen arbeiten will, dann sollte man sich - ähnlich wie man es bei anderen Inhalten tut - genau überlegen, wo die Schwierigkeiten sind und dies mit allen/einzelnen Schülern üben. Dazu gehört das richtige Verwenden von Zeitformen - und das Training der Zeitformen überhaupt erst einmal, das Umstellen von Sätzen, Verwenden von Satzanfängen, das Verknüpfen von Aussagen, die Verwendung von Redewendungen, wörtl. Rede, etc. Alles muss man nicht nur Einführen, sondern wiederholt üben.
Eine weitere Möglichkeit ist es, mit den Schülern Kriterien für gute Geschichten gemeinsam zu erarbeiten und dann an fremden und eigenen Geschichten so lange zu basteln, bis man (der Autor) ein zufriedenstellendes Ergebnis hat. Dies ist allerdings ein langer Prozess - da kommt man mit einem Aufsatz nicht weit.
Bei den genannten Beispielen geht es darum, eine Aufsatzform als solche zu üben.
Außerdem kann man mit den Schülern auch Texte schreiben, ohne gleich einen benoteten Aufsatz auszurufen. Wenn du ohnehin eine Lektüre lesen möchtest, bieten sich da viele verschiedene Texte an: zu Beginn Steckbriefe der Hauptpersonen, später einen Brief an die Hauptperson, eine Fortsetzung an einer brenzlichen Stelle, ein zusätzliches Kapitel, eine Rezension des Buches oder die begründete Vorstellung der beliebtesten Textstelle (in diesem Zusammenhang kann man natürlich auch nacherzählen), die Begenung eines Charakters mit der Figur aus einem anderen Buch oder mit einem Schüler der Klasse, ...
Da ich das Buch nicht kenne, habe ich aufgezählt, was bei fast jedem Buch möglich ist.
Zudem kann man Lesetagebücher anfertigen lassen, in denen die Schüler ihre Gedanken beim Lesen niederschreiben oder aber auch einige der o.g. Texte enthalten sein können.
Über die Schuljahre verteilt versuche ich, mir Zeit für bestimmte Aufsatzformen zu nehmen und wirklich daran zu arbeiten, mal ist es eine Phantasieerzählung, mal eine Vorgangsbeschreibung oder das Erstellen eines Steckbriefes. Bei den verschiedenen Formen versuche ich, Schwerpunkte beim Üben zu setzen, so dass ich später darauf aufbauen kann.
Zeit nehme ich mir auch, Lektüren zu lesen und dazu umfassend zu arbeiten.
Dann sind da noch viele andere schöne Themen, Rechtschreibung, ständiges Lesen etc. ... die Zeit reicht nicht für die vielen Ideen.
Oft kann man aber auch Themen verknüpfen: Rechtschreibung benötigt man, wenn man Geschichten veröffentlichen will, beim Sätze umstellen lernt man Satzglieder erkennen und Zeitformen benötigt man auch ständig beim Schreiben.
Durch die neuen Curricula, die Niedersachsen nun bekommen hat, sind für uns viele neue Wege offen. Für mich heißt das: Entdecke die Möglichkeiten!
Palim |
| @palim | | von: clausine
erstellt: 20.10.2006 12:45:21 |
Ich kann dir da nur zustimmen, bei mir ist die "Nacherzählung" auch eingebettet in zahlreiche Übungen, die du geschildert hast, z.B. Satzglieder-Umstellung, Erarbeitung von Wortfeldern, wörtliche Rede usw. "Aufsatzerziehung" beginnt schließlich nicht mit der "Nacherzählung", sondern damit, dass im ersten Schuljahr oder ab dem ersten Schultag Gelegenheiten und vor allem Zeit geboten wird, das Schreiben und Erzählen zu üben. So verstehe ich Deutschunterricht auch. Ich habe nur einen Ausschnitt aus diesem "Programm" beschrieben, um dem Fragesteller eine Kurzantwort zur Soforthilfe zu geben.....Nicht immer hat man eine Klasse von der 1 an, so dass man, wenn man so eine Klasse übernimmt, erst einmal überhaupt einen Weg finden muss, sich durch die verschiedenen Textformen zu "wühlen"....Im Gesamtkonzept hast du natürlich vollkommen Recht.
clausine |
| . | | von: palim
erstellt: 21.10.2006 12:51:51 |
In den neuen Richtlinien in Niedersachsen ist das möglich, da kann z.B. ein Aufsatz durch eine freie Form ersetzt werden.
Ansonsten finde ich, dass z.B. Steckbriefe eine recht kurze und gut zu übende Form sind. Das kann man auch mit dem SU verbinden und dann in Deutsch einen Aufsatz schreiben.
Umgekehrt kann man dann aus Stichwörtern eine Beschreibung verfassen lassen oder eine Geschichte schreiben lassen - das Stichwörter verfassen können die Kinder dann schon.
Eine weiter Möglichkeit: einen Aufsatz überarbeiten. Ich habe schon Aufsätze benotet und nach Ferien und Unterricht mit Korrekturhinweisen zurückgegeben. Das Überarbeiten war dann die nächste (geübte) Aufgabe und galt als weitere Note.
Generell finde ich es ganz wichtig, dass nicht allein die 3 Aufsätze die Note ausmachen. Auch kleine Übungen und Aufgaben, Freies Schreiben, Umgang mit Gedichten, ästhetisches Gestalten etc. gehören zum Schreiben mit dazu.
Ach so. Vielleicht ist auch das Wichtig: Häufig ist es so, dass Schüler in Klasse 1 und2 kaum etwas geschrieben haben, weil es nicht explizit in allen Lehrplänen vorkommt oder weil LehrerInnen der Meinung sind, die Sprache soll erst genügend entwickelt sein, bevor man an die schwierigen und komplexen Aufsätze geht. Dann haben Schüler Schreiben auch noch nicht als Form des Ausdrucks, der Kommunikation etc. ausprobiert und generell wenige Erfahrungen mit Texten. Also sollte man die Anforderungen nicht zu hoch setzen. Such dir dann ein oder zwei Übungsschwerpunkte und lass die anderen Aspekte erst einmal weg. Wenn die Schüler eine plausible Geschichte schreiben und ein oder zwei sprachliche Aspekte besonders berücksichtigen, ist das schon eine tolle Leistung. Zudem finde ich es hilfreich, wenn man dann mit Themen beginnt, die Schüler entgegen kommen. Fortsetzungsgeschichten oder Geschichten zu einem vorgegebenen Thema oder Reizwortgeschichten bieten sich an, wenn man auch noch für Kinder interessante Themen aussucht - also: Hexen, Zaubern, Gespenster, Abenteuer, Tiere ...
Weiterhin ist es nicht verboten, vor dem Aufsatz gemeinsam mit der Klasse Wörterlisten zu erstellen, Stichwörter zu sammeln, Begriffe zu klären etc. DAs kommt auf den Leistungsstand der Klasse an.
Palim |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|