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Forum: "Beeinflussung von Eltern auf die Haltungen ihrer Kinder"
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| @ninniach | | von: clausine
erstellt: 12.01.2007 23:01:09 geändert: 12.01.2007 23:21:34 |
Das kenne ich auch, dass Eltern zerstritten sind und die Kinder automatisch (schade eigentlich...) auch "Feinde" sind.
Ähnlich, finde ich, verhält es sich mit Gesprächsregeln oder Ordnungssinn. Ich habe mal erlebt, dass ich meinen "Gong" auch auf einem Elternabend einsetzen musste, weil die Eltern einfach nicht aufhörten, miteinander zu "schwätzen", obwohl wichtige Themen wie eine Klassenfahrt anstanden. Dann fingen die Eltern an, sich Bonbons anzubieten - und das Papier unter die Tische zu schmeißen. Ich konnte mir eine Bemerkung, so in der Art wie die mit dem Apfel und dem Stamm.., nicht verkneifen. Danach ging es etwas disziplinierter zu!
@emiliaCH
In meinem geschilderten Fall habe ich genau andersherum reagiert: ich habe das Mädchen an einen Einzeltisch gesetzt, weil ich mich mit ihrem Dickkopf nicht auf einen Machtkampf einlassen wollte. Ich wollte ihr demonstrieren, wie man sich fühlt, wenn man ausgegrenzt wird. Der Erfolg: nach einer Schulstunde setzte sie sich von allein an den vorgesehenen Tisch - und sitzt da immer noch glücklich und zufrieden.
Ich denke, so eine Reaktion von uns LehrerInnen kommt oft aus dem Bauch, weil man die SchülerInnen einfach gut kennt und dann eine Lösung auf die Einzelnen zuschneiden kann...
Liebe Grüße von clausine |
| Jeder ist in der Wahrnehmung beeinflussbar. | | von: wabami
erstellt: 12.01.2007 23:18:41 |
Wie schnell übernehmen auch wir Sicht- und Betrachtungsweisen von Freunden und Verwandten bzw. lassen uns in unserer Wahrnehmung von Vorurteilen beeinflussen?
Ganz ausschließen kann dies niemand, nur gehört es eben zum Aufwachsen, dass man in der Lage ist dies zu reflektieren und geeignet zu korrigieren.
Daher wundert es mich wenig, dass es wie hier beschrieben bei Grundschülern auftritt. "Meine Mutter sagt aber, ..."
Selbst größere lassen sich immer noch stark beeinflussen - so erlebt bei einem Mobbingfall im letzten Schuljahr.
Als ich in einer Elternrunde versucht habe Zusammenhänge zu ergründen fiel mir auf, dass kein Elternteil den Vornamen des Jungen aussprach, er wurde nur beim Nchnamen benannt oder schlimmer noch als "Sohn vom ... " bezeichnet. Alle "Macken" der Eltern wurden dem Sohn unreflektiert zugeordnet. - Also kein wunder, dass in der Klasse niemand zu ihm hält.
Schockierend finde ich nicht die Tatsache, dass die Schüler sich von ihren Eltern in der Wahrnehmung beeinflussen lassen, sondern dass die Eltern nicht in der Lage sind wertneutral über die Mitschüler ihrer Kinder zu sprechen, dass ihnen also gar nicht bewusst ist, wie menschenverachtend sie sich benehmen und ihre Kinder beeinflussen!
Keine Ahnung wie man mit solchen Eltern und Problemen umgeht. Meine Eltern habe ich versucht aufmerksam zu machen, in dem ich in der gesprächsrunde auch die Kinder der Anwesenden beim Nachnamen genannt habe - die erhoffte Rückfrage und in Worten geäußerte Empörung blieb aus, stattdessen erntete ich pikierte Blicke und Nasenrümpfer - das war dann also ein Schuss in den Ofen ... |
| "Jeder ist beeinflussbar" | | von: ysnp
erstellt: 13.01.2007 10:52:30 geändert: 14.01.2007 15:57:36 |
Da gebe ich dir völlig Recht, wabami. Nur, wenn wir älter (ältere Jugendliche, Erwachsene) sind, und dessen bewusst sind, können wir darüber reflektieren.
Pubertierende Jugendliche lassen sich weniger von ihren Elten beeinflussen als durch Gleichaltrige.
Meine Gedanken zu der Altersgruppe der 9/10jährigen Grundschüler: Die Fähigkeit zur Selbstreflektion ist wenig angebahnt und wird von vielen Eltern nicht unterstützt. Im Gegenteil: Wenn etwas danebengeht, wird die Schuld bei anderen gesucht (das machen Grundschüler sehr gerne um besser dazustehen) und eine immer größere Anzahl von Eltern unterstützen das. Da ja bekannterweise oft diejenigen als "Störenfriede" betrachtet werden, die ein etwas auffälligeres Verhalten an den Tag legen, liegt nahe, dass Eltern schnell dabei sind, hier nicht zu beschwichtigen, sondern die Klagen der Kinder zu verstärken.
Das habe ich auf jeden Fall bei einigen Eltern in meiner Klasse beobachtet. Ich habe erlebt, als ich eine neue Klasse übernahm, gleich innerhalb von 2 Wochen Eltern auftauchten und mich baten, ihr Kind von einem bestimmten Kind wegzusetzen. Mit der Zeit stellte sich aber heraus, dass viele Kinder in der Klasse dieses bewusste Kind ständig provozierten.
In einem anderen Fall wollte ein Kind partout ein Kind nicht mitspielen lassen. Als ich dann mit den Eltern sprach, war mir alles klar. Diese Eltern hatten offensichtliche noch stärkere Voruteile als ihre eigenes Kind.
Insgesamt stelle ich fest, dass Eltern wider besseres Wissen ihre Voruteile auf ihre Kinder übertragen.
Warum war das vor vielen Jahren weniger der Fall? Da wurde nicht alles vor den Kindern ausdiskutiert und es wurden Erwachsenmeinungen vor den Kindern zurückgehalten. Man nahm eher Rücksicht auf das Alter und Verständnis der Kinder.
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| Das kann ich nicht bestätigen... | | von: mordent
erstellt: 14.01.2007 02:49:56 |
Als ich noch Schüler war, war es bereits in der Grundschule ein Problem... Schon ab Klasse 1...
Als ich dann in die 5. Klasse kam, wurde es noch extremer ("Hast du die Mutter von dem schonmal gesen?").
Ich denke, im Zeitalter von Mittagstalkshows und unreflektierten Familiengesprächen, in denen gedankenlos herausposaunt wird, was man vom anderen hält, wird auch von den Kindern ohne großes Zögern ausgesprochen, was früher vielleicht eher "unter vorgehaltener Hand" beurteilt wurde.
Ich bin ja mittlererweile im 18. Jahr Babysitter und habe viele Kinder erlebt, die mir schon zu Kindergartenzeiten erzählt haben, welches Kind doof ist und welches Kind bescheuerte Eltern hat. Und wenn ich gefragt habe, woher das Kind das wüsste, kam nicht selten:"Die Mama hat das gesagt."
Man darf (besonders als Eltern) nicht unterschätzen, dass Kinder alles, was ihnen von entsprechenden Respektpersonen erklärt wird, für bare Münze nehmen, und so sind sie ziemlich verwirrt, wenn eine zweite Autoritätsperson (z. B. ein Lehrer) eine völlig andere Sicht aufzeigt.
Hier muss man das Gespräch mit den Eltern suchen und diese mal über ihre Verantwortung in diesem Punkt aufklären. Ich verspreche mir in vielen Fällen zwar nicht wirklich eine Veränderung, aber sie sollten darüber informiert werden. Klar verfallen sie wieder und wieder in alte Muster - man betreut die Familien ja nicht wie die Super-Nanny. Aber ich denke, die Bewusstmachung ist dennoch unerlässlich.
Und wenn mir Eltern sagen würde, ich solle ihr Kind von einem anderen wegsetzen, sorge ich spätestens bei Partner- und Gruppenarbeiten immer wieder dafür, dass sich die Klasse mischt, und beide wieder miteinander zu tun haben.
Auch "Sozialunterricht" in Form von entsprechenden Sitzkreisen, Spielen und Aussprachen können helfen, derartige Prägungen aufzudecken und ihnen zu begegnen.
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| Nehmen Eltern Hinweise in dieser Beziehung ernst? | | von: ysnp
erstellt: 14.01.2007 11:37:08 geändert: 14.01.2007 11:50:53 |
@mordent: Diese Erfahrung mache ich auch.
@klexel: wenn das so einfach wäre:
Klar, sagt man das, aber die Haltung einer gewissen Elterngruppe kann man damit nicht ändern. Leider.
Wie soll man Erwachsene, die jahrelang so geprägt sind, durch solche Maßnahmen ändern? Wenn ich mir überlege, was ich schon alles prophylaktisch gesagt habe und wie es doch immer wieder Eltern gibt, die sich darum nicht kümmern.
Manche scheinen zumindest kurz zum Nachdenken zu kommen (vielleicht auch ein wenig erstaunt zu sein, weil sie damit nicht rechnen), wenn ich ihnen sage, dass ich den Kindern auch nicht alles glauben kann, was sie von ihren Eltern erzählen und vor allem dann, wenn sie ihre Eltern als Ausrede vorschieben.
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