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Forum: "Einsatz alternativer Unterrichtsmethoden"
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| Einsatz alternativer Unterrichtsmethoden | | von: gretchen84
erstellt: 25.01.2007 21:43:47 |
Moin
Ich halte in einem Seminar zum Thema Grundschulpädagogik ein Referat über Unterrichtsmethoden. Hierzu werden einige alternative Methoden vorgestellt, wie das Gruppenpuzzle, der Entdeckende Unterricht und das szenische Spiel.
Ich habe beim Vorbereiten des Referats eine Studie gefunden, die besagt, dass solche Methoden im Unterricht selten eingesetzt werden und Frontalunterricht die Regel ist. Es herrsche eher Methodeneinfalt, als Methodenvielfalt an deutschen Schulen. Diesen Punkt würde ich gerne in meinem Referat aufgreifen.
Jetzt die Fragen an euch: Könnt ihr das Ergebnis dieser Studie bestätigen, oder habt ihr andere Erfahrungen gemacht? Wer von euch nutzt auch solche alternativen Methoden zur Unterrichtsgestaltung und welche Erfahrung habt ihr damit gemacht?
So, das sind jetzt ein Haufen Fragen auf einmal, aber es wäre mir eine große Hilfe, wenn ihr euch die Mühe machen würdet, sie zu beantworten.
Vielen Dank!! |
| @gretchen | | von: rolf_robischon
erstellt: 25.01.2007 22:07:04 |
ich fürchte, diese studie hat nicht ganz unrecht.
auch sogenannte freiarbeit, die viel zum einsatz kommt, ist oft eher ferngelenkter frontalunterricht: anweisung, erklärung, kontrolle.
soetwas wie z.b. mein umgang mit dem lernen (selbstorganisiertes kooperatives lernen) scheint ausnahme zu sein. lehrer berufen sich dann gerne auf die "Rahmenbedingungen" und die lehrpläne usw... und dass sie in ihrer ausbildung davon nicht gehört haben.
schau mal http://www.robischon.eu |
| . | | von: palim
erstellt: 30.01.2007 13:10:47 |
Ich denke, zum einen muss man sagen, dass auch Frontalunterricht seine Berechtigung hat.
Zum anderen stimme ich den Vorrednern zu, dass offenere Unterrichtsformen selbst in der GS weniger eingesetzt werden - so schätze auch ich es ein.
Allerdings ist auch die Frage, was du als offenere Formen mit berücksichtigen willst.
Da es in einigen Bundesländern inzwischen Eingangsstufen gibt, in denen Schüler der Klasse 1 und 2 gel. auch Klasse 3+4 gemeinsam unterrichtet werden, wird sich hier auch einiges an offeneren Formen finden.
Außerdem kenne auch ich viele Lehrer, die sehr wohl Lernzirkel, Stationslernen, Gruppen- und Partnerarbeiten mit in ihren Unterricht einbinden, diese aber wechseln.
Es gibt nun Menschen, die sagen, auch diese Formen sind sehr gelenkt. Andere Menschen sehen sie aber auch als offen an. Auch ein Gruppenpuzzle ist ja an sich eine recht gelenkte Form, da häufig ein Rahmen bezüglich Zeit und Material und auch Gruppenzusammensetzung gesteckt wird.
Auch ich bemühe mich, meinen Unterricht zu öffnen, verschiedene Methoden auszuprobieren, regelmäßig zu nutzen, über Rituale einzubinden etc.
Dennoch stoße ich immer wieder an meine Grenzen - und das sollte auch berücksichtigt werden.
Das Material, das ich zur Verfügung habe, habe ich größtenteils selbst erstellt und teilweise auch selbst finanziert.
Die Räume, die in unserer Schule vorhanden sind, sind so klein, dass vielen Formen dadurch kaum oder nur eingeschränkt zu nutzen sind. Jeder bemüht sich die Flure, Abstellkammern und den Hausmeisterraum für seinen Unterricht zu gewinnen, das reicht aber trotzdem nicht.
Der Aufwand der Vorbereitung ist recht beachtlich. Er rentiert sich irgendwann, bei 29 Stunden die Woche - evtl. sogar als Berufsanfänger, Springer, Feuerwehrkraft etc. - ist dieser zusätzliche Aufwand nicht allen Lehrerinnen zumutbar.
Bei den großen Klassen - in einigen Bundesländern bis zu 32 Schülern - gibt es kaum noch zusätzliche Koop-Stunden (wie auch immer sie heißen) Jedenfalls steht man als Lehrkraft häufig vor den vielen Schülern. Offene Formen erforder Beratung, einige Schüler schaffen es allein, aber auch im GS-Chat (siehe Thema der letzten Woche) stellen wir immer wieder fest, dass viele Schüler Hilfen benötigen und nicht die Voraussetzungen mitbringen, sich alleine mit Materialien zu beschäftigen. Einige Schüler brauchen Strukturen, um sich zurecht zu finden.
Geht man neue Wege, benötigt man genug Fortbildung dazu und genügend Rückgrat, Eltern, Kollegen und Schulleitern zu erklären, warum man etwas anderes tut. Es gibt Kollegien, die tragen gemeinsam neue Wege oder nehmen neue Wege von Kollegen offen an. Es gibt andere, die einen erheblichen Druck auf Anfänger ausüben, dass sie sich in die üblichen Bahnen eingliedern, statt Unruhe mitzubringen. Dahinter steckt auch die Meinung: Wenn du etwas änderst, fordern die Eltern irgendwann, dass ich mir auch diese Arbeit machen soll. Und einige Anfänger im Berufsleben überlegen sich dann, ob sie die Arbeit und die Querelen auf sich nehmen oder sich nicht lieber dem Schulplan und den Gepflogenheiten anpassen.
Dies ist kein Plädoyer für Frontalunterricht, allein der Wunschttraum, dass sich die Bedingungen ändern. Ich denke, viele Lehrer wären viel eher bereit, wenn sie ein klein wenig Anstoß dazu bekämen und wenn vor Ort andere Bedingungen gegeben wären.
Für mich war es bisher so, dass sich der zusätzliche Aufwand immer wieder gelohnt hat - für alle Beteiligten.
Palim |
| gegenüberstellung | | von: rolf_robischon
erstellt: 30.01.2007 14:04:03 geändert: 30.01.2007 14:04:38 |
ich stell mal die verfahren einander gegenüber.
bei traditioneller schule gibt es
erklären
anweisen
kontrollieren.
dazu müssen die schüler geeignet sein.
also wird in klassen und in schularten sortiert.
bei offenem umgang mit dem lernen werden einfach lerngelegenheiten zur verfügung gestellt, es wird beobachtet, begleitet, es werden fragen beantwortet.
bei so einem umgang muss nicht getrennt, sortiert, ausgelesen werden.
die flexible schuleingangsstufe könnte als ein erster schritt dahin anzusehen sein.
wenn in der flexiblen schuleingangsstufe allerdings auch nur erklärt, angewiesen und kontrolliert wird, macht man sich und den kindern das leben nicht leichter. und man sieht sich wie beim traditionellen umgang mit störungen und versagen konfrontiert.
eine nebengeschichte dazu: in einem anderen forum fragt eine junglehrerin die mit einer jahrgangsgemischten 1/2 arbeitet, wie sie denn jetzt, wo die kinder lesen und schreiben können, die weiteren buchstaben "einführen" sollte.
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| Unter Frontalunterricht | | von: ysnp
erstellt: 30.01.2007 14:13:38 |
verstehe ich: der Lehrer steht vorne, präsentiert, fragt. Die Schüler melden sich, schreiben mit, schauen nach "vorne", schreiben ab, bearbeiten Aufgaben in Einzelarbeit, max. in Partnerarbeit. Der Lehrer lenkt, der Unterricht ist kleinschrittig geplant und läuft eben frontal unter Einsatz von Tafel oder Ohead- Projektor usw. ab.
Ich glaube kaum, dass bei jemand an der Grundschule der Unterricht hauptsächlich so abläuft. Und bei gretchen ging es, soweit ich es verstanden habe, um den Unterricht in der Grundschule. |
| . | | von: palim
erstellt: 30.01.2007 14:20:36 |
Lieber rolf,
ich bin nach wie vor der Meinung, dass es viele verschiedene Wege gibt.
Meiner Meinung nach kann man auch die Formen mischen, man kann sich auf den Weg begeben in die eine oder andere Richtung, Umwege gehen, direkte Wege einschlagen, umkehren, neue Wege versuchen, abbrechen, aufgeben, neu anfangen...
Ich denke, es gibt Schulen, in denen trotz lenkender Methoden auch Freiraum gewährt wird.
Es gibt auch Schulen, in denen trotz Freiraum Lenkung vorhanden ist.
Palim |
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