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Forum: "Nicht geeignet für Lehrerberuf?"
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| Nicht geeignet für Lehrerberuf? | | von: widu
erstellt: 28.04.2007 14:28:40 |
Hallo,
um dieses Thema zu erklären muss ich wohl erst etwas ausholen. Ich hab im September 2005 mein erstes Staatsexamen gemacht. Seit Februar 2006 arbeite ich nun als Feuerwehrlehrerin an verschiedenen Schulen. Das ist sehr nervenaufreibend für mich. Es gibt schöne Schulen und weniger gute! Leider bleibt mir aber gar nichts anderes übrig, denn ich habe im Seminar in meiner Nähe keine Referendarsstelle bekommen. Aus privaten Gründen kann ich aber hier nicht wegziehen, deswegen muss ich nun warten, bis im Februar 2008 erneut mein Seminar in der Nähe wieder dran ist, in der Hoffnung, dass ich nun mit einem Wartepunkt genommen werde. Nun ist es so, dass ich seit kurzer Zeit als Vertretung in einer ersten Klasse bin, die total disziplinlos ist und vorher total frei und offen unterrichtet wurde (was in diesem Ausmaß echt nicht mein Ding ist). Die Klasse hat noch nicht mal einen Fibel! Die Direktorin der Schule fährt absolut diese Schiene! Die Kinder dürfen sie sogar beim Vornamen nennen! Ich komme also in diese Klasse (verfüge eben noch nicht über ausreichend Erfahrung) und soll mit diesen Kindern ohne jegliches Lehrmaterial arbeiten. Vielleicht kann sich jemand vorstellen, dass ich ziemlich verzweifelt war. Als mich die Direktorin dann auch noch wegen irgendwas blöd angemacht hat, bin ich auf der Heimfahrt in Tränen ausgebrochen, weil mir das alles zu viel war. In der Hoffnung, meine Freundin von der Uni würde mir etwas Trost spenden rief ich sie an. Sie meinte irgendwann dann einfach: Vielleicht bist du für den Lehrerberuf einfach nicht geeignet. Dir geht alles immer gleich so nah!
Bin jetzt ziemlich überfahren! Mache meinen Beruf eigentlich gerne (insofern ich die Feuerwehrstelle als Lehrerberuf bezeichnen möchte). Bin manchmal einfach noch etwas unsicher, da ich ja auch meine Referendarszeit noch vor mir habe!
Bin ich wirklich ungeeignet nur weil ich mal wegen der Arbeit geheult hab?
Vielleicht wisst ihr ja einen Rat für mich! |
| :-) | | von: kitt-e-cat
erstellt: 28.04.2007 16:03:19 |
Hi,
Also ich muss da nochmal genauer nachfragen, um das richtig zu kapieren:
Du bist Feuerwehrlehrerin ohne Ref und ohne Erfahrung, wie du sagst. Soweit hab ich es verstanden, aber wie äußert sich denn diese totale Disziplinlosigkeit bei deiner 1. Klasse?
Und wie war der Unterrcht vorher (unter frei und offen kann man viel verstehen).
Dass eine Fibel fehlt, OK, das ist blöd, aber theoretisch kann man Lehrmaterial auch selbst erstellen (wir haben auch kein Chemiebuch und ich verbringe Studnen damit Material zu erstellen). Ich weiß ja nicht, wie es um deine Zeit bestellt ist, ob du also theoretisch die Zeit hättest, deine SAchen selbst zu machen, aber wenn halt gar nichts da ist bleibt dir wohl nichts anderes übrig.
Wegen was hat die Direktorin dich blöd angemacht?
Sorry, aber das ist alles grad etwas "undurchsichtig", ich würde aber mal generell so sagen, bloß weil man mal weint heißt das nicht, dass man für den Lehrerberuf nicht geeignet ist, das ist Schwachsinn.
Dass du gerne unterrichtest ist ja schonmal eine gute Voraussetzung...
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| Mal heulen darf sein | | von: sebastienne
erstellt: 28.04.2007 17:05:35 |
Ich stand letztes Jahr an meinem ersten Tag in der neuen Schule heulend auf dem Schulhof, weil ich die Schule so schrecklich fand, und das nach 22 Dienstjahren. Das allein ist kein Grund, an sich zu zweifeln.
Überlege dir, welches dein größtes Problem ist, das du als erstes angehen musst. Schau, welche Buchstaben noch fehlen, notfalls such dir eine Fibel, nach der du für den Rest des Schuljahres arbeiten kannst und orientiere dich daran.
Was erwartet deine Chefin von dir in deiner Situation? Doch sicher nicht, dass du arbeitest wie jemand, der 20 Jahre Erfahrung hat?
Kopf hoch!
sebastienne
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| Hallo widu, | | von: ysnp
erstellt: 28.04.2007 17:05:40 geändert: 28.04.2007 17:12:46 |
es ist schwierig von der Ferne, ohne dich zu kennen, zu raten.
Doch grundsätzlich heißt es nicht, dass der, der nach einem stressigen Vormittag mit Erstklässlern und Auseinandersetzung mit der Schulleitung zum Stressabbau in Tränen ausbricht, nicht für den Lehrerberuf geeignet ist.
Denke daran, dass deine Ausbildung noch nicht beendet ist.
Das ist, hoffe ich, erst einmal eine objektive Feststellung. Wie weit du die Belastungen des Lehrerberufs aushalten kannst - voraussagen kann man das nie.
Wichtig ist, wenn es Probleme gibt, immer an sich selbst und an den Problemen zu arbeiten, um ähnliche Situationen besser wegstecken zu können.
Ich selbst bin schon ziemlich lange im Schuldienst. In den Auseinandersetzungen mit den berufsbedingten Problemen versuchte ich daraus zu lernen und ich denke, dass ich dadurch im Laufe der Jahre immer besser über ähnlichen Vorkommnissen stehen konnte, weil sie für mich rational erklärbar waren.
Aber es ist ein ständiges Auseinandersetzen, wenn wieder Neues auftritt.
Zur ersten Klasse: Du hast eine der denkbar schwierigsten Situationen in der Grundschule erwischt: 1. Klasse (ohne Erfahrung ist das überaus schwer) und zudem noch ohne ausreichende praktische Ausbildung.
Als ich nach einigen Dienstjahren zum ersten Mal eine sehr schwierige erste Klasse (durch meine mangelnde Erfahrung machte ich sie bestimmt noch schwieriger )bekam, waren die Dinge kaum zu bewältigen. Das wurde, nach einem bestimmten Erfahrungshorizont und der Auseinandersetzung damit im 2. Durchgang wesentlich besser.
Also: Was dir jetzt passiert, kannst du nicht als Gradmesser nehmen.
Dir gute Nerven und bewahre Ruhe!
Liebe Grüße: ysnp |
| hoffentlich bisschen besser erklärt... | | von: widu
erstellt: 28.04.2007 18:38:35 |
Also es ist so, dass die Schüler durch den Klassenraum laufen, immer reinrufen, wenn sie keine Lust mehr haben packen sie einfach ein usw... Das Problem für mich war eben, dass ich bei der erkrankten Klassenlehrerin war und die mir erzählt hat, dass die Kinder "demokratisch" Unterrichtet werden. Ich hab das selbst nicht so ganz verstanden. Sie redete aber davon, dass die Kinder frei unterrichtet wurden.Sie haben auch so ne Art Kinderparlament usw.... (Die Schüler sollten auch individuell selbst entscheiden, ob sie die LA oder die VA lernen wollen, was sie aber zuhause nebenbei machen sollten)
Deswegen hab ich mich zu Beginn auch nicht getraut, irgendein "SanktionsSystem" (Smilies, Stempel...) einzuführen, das wäre ja so "von oben aufgezwungen" und die Klassenlehrerin meinte eben man solle eher Freund als Lehrer sein. Ich meine ich bin halt noch nicht so lange dabei, aber ich finde es schon seltsam, dass die Kinder die Lehrer beim Vornamen nennen dürfen (so bei der Direktorin).
Vom Material her war ich insoweit verzweifelt, da ich gesagt bekam: Die Schüler haben keine Fibel, ich soll auch so wenig wie möglich abschreiben lassen, Ich soll den Kindern sozusagen einen Schreibanlass geben und sie schreiben dann etwas dazu. Ich hab beim besten willen nichts gegen so was, aber doch nicht permanent. Wir sind jetzt mitten im zweiten Schulhalbjahr und manche können noch keine richtig zusammengefügte Worte schreiben. Ich hatte eben, da ich noch "neu" bin auch kein Material, dass ich mir zusammensuchen kann. So weit die Sache mit der Klasse.
Das mit der Direktorin war so: Ich sollte eine 3/4-AG übernehmen. Hatte die Info: nähen, sticken, häkeln. Ich wollte mit den Kindern erstmal ihre angefangenen Arbeiten beenden und dann was Neues anfangen. Als ich morgens in die Schule kam, bekam ich von der Rektorin einen Batzen Ton hingestellt und gesagt: Nächstes Thema ist Tonarbeit. Ich hab ihr dann gesagt, dass ich noch nie mit Ton gearbeitet hab, mich aber informieren werde und dann nächste Woche anfange! In der AG kamen dann die Kinder und meinten ihre Klassenlehrerin hätte gesagt wir arbeiten jetzt mit Ton und das sie ihre Stickarbeiten zuhause fertig machen. Schöne Demokratie! Ich stand dann da, wusste von meiner Schulzeit noch, dass zur Arbeit mit Ton Wasser gehört und hab das dann halt (mit Wasser)angefangen. Am Ende der Stunde kam dann die Direktorin rein und meinte: ich hätte doch nicht mit Wasser arbeiten dürfen, das wäre Ton der kein Wasser dazu braucht und hat mir dann 4-5 mal durch die Blume zu verstehen gegeben, wie blöd und unfähig ich doch wäre und was für eine Sauerei (war halt alles verschmiert) das wäre. (Ich hab aber alles wieder sauber gemacht)
Es kam halt einfach alles zusammen und ich war halt einfach fertig! Im Prinzip geht es ja auch nicht um die Situation. Mittlerweile hab ich mit manchen Leuten geredet und werde jetzt soweit ich kann(hab die Unterstützung von einer Kollegin, die die Klasse mitunterricht)einiges ändern. Es ging ja darum, dass wenn ich halt mal heulen muss wegen ner besch... Situation, mich meine Freundin gleich für unfähig hält! |
| ... | | von: kitt-e-cat
erstellt: 28.04.2007 19:01:00 |
Was ist denn das für eine Schule?
Also ich finde es auch seltsam, dass die Kinder die Lehrer beim Vornamen nennen dürfen... wobei ich keine Ahnung hab, wie das in Grundschulen so abläuft, aber gehört hab ich das noch nie.
Aber die Direktorin scheint auch sehr fähig zu sein .
Was erwartet sie denn von dir, sie weiß ja wohl um deine Situation (also dass du nicht schon 20Jahre Berufserfahrung hast und alles einfach so aus dem Ärmel schütteln kannst) und ich finde du hast dich richtig verhalten. Man kann ruhig sagen, wenn man etwas nicht kann und schließlich kann man es ja lernen und du hast ja auch angeboten, es dir beizubringen.
Das ist nicht sehr pädagogisch oder demokratisch von ihr, einfach über deinen Kopf hinweg zu bestimmen, dass jetzt mit Ton gearbeitet wird - komisch, wo die Schule doch so auf Demokratie ausgerichtet zu sein scheint...
Naja, aber wenn's ja nur ums "heulen" ging: nein, das macht dich sicher nicht unfähig!!!
Bleib dabei, ich wünsch dir alles Gute!
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