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Forum: "Angst"
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| Haben wir doch alle mal, oder? | | von: m.gottheit
erstellt: 29.01.2004 18:19:15 |
Also, ich denke, dass wir alle - Schüler wie Lehrer - gelegentlich Angst in der Schule haben.
Bei meinen Schülern - Tekkies, vorwiegend männlich und irre cool drauf - äußert sie sich oft in einer Verschärfung des ohnehin rauhen Tons und einer betont "flapsigen" Art.
Bei Kollegen gibt es - so wie ich das sehe - mehrere Erscheinungsformen:
- Betont in die überhebliche Lehrerrolle fallen
(Wie, ich habe den Kram falsch angeschrieben?
Sie wissen doch noch gar nicht, worauf ich
hinaus will!)
- Stillarbeit anordnen, um Zeit zu gewinnen
- krank feiern
usw.
Ein gutes Mittel ist, finde ich, Lachen. Das löst.
Wenn Du mal genau hinsiehst, findest Du vielleicht einiges davon auch in Deiner Schule.
Gruß
m. gottheit |
| Angst ... und manchmal die Folge | | von: pschyremberl
erstellt: 30.01.2004 08:42:30 |
Hallo Poni,
ich habe als Sonderschullehrer u.a. Kinder, die ich im Rahmen der "Mobilen Erziehungshilfe" an ihren Regelschulen im Schulsprengel betreue. Darunter war jetzt ein Schüler, der zwischenzeitlich in die Psychiatrie eingewiesen wurde, weil er unter Angstzuständen leidet. Diese äußerten sich u.a. darin, daß er schon morgens über Übelkeit klagte, sich übergeben mußte, anfing zu zittern. Selbst wenn seine Mutter es schaffte, ihn mit dem Auto vor die Schule zu bringen, war er zuletzt nicht mehr in der Lage, dort auszusteigen - er klammerte sich an seiner Mutter fest, schrie ...
Angefangen hatte dies im letzten Schuljahr, nachdem ein Großteil seiner Freunde in der 4. Klasse auf weiterführende Schulen (Realschule, Gymnasium) angemeldet worden war und sich über ihn in der Schule lustig machten, weil er noch bis zur 6. Klasse auf der Volksschule bleibt. Im Unterricht wurde dieser Schüler immer stiller, immer unsicherer, bekam auf einmal vor Proben Angst, das Zutrauen in seine eigene Leistung schwand immer mehr. Als ich mit diesem Schüler erstmals in Kontakt kam, war er absolut verunsichert, konnte nur schwer Blickkontakt halten und ich brauchte einige Zeit, um sein Vertrauen zu gewinnen.
Zum Klassenlehrer ist anzumerken, daß dieser sich kaum um die Probleme dieses Schülers gekümmert hat und erst auf massiven Druck der Mutter die "Mobile Erziehungshilfe" angefordert hat ... |
| du bist zu beneiden, wenn du keine angst kennst | | von: pimboli
erstellt: 06.02.2004 11:30:20 |
also, ich weiss zwar nicht so recht, ob es dir mehr um die angst der schüler oder lehrer geht, also schreibe ich mal zu beiden etwas.
Schüler
ich kann da pschrembel nur bestätigen. bei kindern kann das heftige formen annehem. das kann bis zur sogenannten schulphobie gehen (ich will jetzt hier nicht therapeutenwissen abgeben, doch ich habe vier jahre lang an einer kramkenhausschule der Kinder- und jugendpsychiatrie gearbeitet und da bekommt man so einiges mit).
die ursachen sind vielfältig: angst vor lehrern und oder noten spielt dabei eher eine untergeordnete rolle, häufig sind es trennungsängsten , angst meine mamma, papa ist abgehauen, wenn ich aus der schule komme oder auch angst vor mobbing durch mitschüler, erpressungen etc.
ich versuche meinen schülern die möglichkeit zu geben, dass sie zwischen den stunden, in den pausen oder nach der schule mit mir sprechen können, was sie belastet und ihnen zu zeigen, dass mir ihre belange wichtig sind, wenn sie anst vor noten haben versuche ich oft sie zu trösten und ihnen meine eigenen schulgeschichte zu erzählen. schließlich habe ich auch mal eine ehrenrundee gedreht, in ganz schlimmen fällen biete ich auch an mit den eltern zu reden - ich habe den eindruck, dass die schüler so ganz gut zurechtkommen.
angst als lehrer
kenne ich auch, vor allem als geschädigte durch das referendariat: habe ich das wirklich richtig gemacht, warum werden die einfach nicht ruhig, hoffentlich ist keinem aufgefallen, dass ich die antwort auf die frage des schülers auch nicht 100% weiss, was, wenn jetzt der direx um die ecke kommt etc.
aber mal ehrlich- ist das nicht normal- auch mal angst zu haben. ich finde das gehört dazu solange es nicht überhand nimmt.... |
| @pimboli | | von: pschyremberl
erstellt: 08.02.2004 09:54:38 |
ich versuche meinen schülern die möglichkeit zu geben, dass sie zwischen den
stunden, in den pausen oder nach der schule mit mir sprechen können, was sie
belastet und ihnen zu zeigen, dass mir ihre belange wichtig sind, wenn sie anst vor
noten haben versuche ich oft sie zu trösten und ihnen meine eigenen schulgeschichte
zu erzählen. schließlich habe ich auch mal eine ehrenrundee gedreht, in ganz
schlimmen fällen biete ich auch an mit den eltern zu reden - ich habe den eindruck,
dass die schüler so ganz gut zurechtkommen.
Wenn Du das so hinbekommst, ist das ´ne feine Sache. Für Schüler ist schon wichtig, dass sie ihre Lehrer auch als Menschen erleben. Problematisch wird´s halt nur, wenn der Lehrer von System diese Zeit, die er dazu bräuchte, nicht bekommt: Bei mir ist´s halt so, dass ich an vier von fünf Schultagen für die Schüler keine Zeit haben darf, weil ich in der Pause zwischen zwei Schulstandorten pendele bzw. in der einen großen Pause in der Turnhalle mit meinen Schülern Sport machen muss. Und am verbleibenden fünften Tag habe ich Aufsicht, bin an diesem Tag aber dabei so blöd eingesetzt, dass ich in einem Bereich Aufsicht führen muss, der für Schüler nicht zugänglich ist.l
Insgesamt habe ich aber in den letzten Jahren mehr und mehr den Eindruck gewonnen, dass das System den Druck auf unsere Schüler - und dabei natürlich auch auf uns Lehrer - mehr und mehr erhöht und wir letzten Endes bald keine Möglichkeiten haben werden, uns um unsere Schüler zu kümmern. In Bayern ist ja die Intention der Mobilen Sonderpädagogischen Dienste schon dahingehend geändert worden, dass der Lehrer nicht mehr mit dem Kind arbeitet, sondern die Regelschullehrer dazu befähigen soll, mit dem Kind arbeiten zu können. Hin zur Natur - weg vom Kind ... !!! |
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