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Forum: "Kreationisten"
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| Kreationisten | | von: agct
erstellt: 07.09.2007 23:02:20 |
Zur Zeit unterrichte ich in der Stufe 13 im Fach Biologie das Halbjahresthema "Evolution". Kürzlich sprach mich eine Schülerin auf eine DVD von Kent Hovind an, welcher offensichtlich sehr überzeugend "Beweise" gegen die Evolution darstellt. Die Schülerin war - obwohl soweit ich weiß keine Baptistin - sehr beeindruckt davon. Sie scheint - trotz unserer bisherigen thematischen Inhalte und alleine wegen des DVD - die Evolution nun für eine große Lüge zu halten und forderte von mir waschechte "Beweise" für die Evolution ein, die es ja nun mal - jedenfalls bzgl. der Makroevolution - nicht geben kann. Die für die Evolution sprechenden Belege bzw. Indizien , die es in Unmengen gibt, sind für sie nicht ausreichend.
Wie würdet ihr im Unterricht (Bio, Reli...) damit umgehen? Sollte ich gar nicht auf die Kreationisten eingehen oder sie bzw. ihre Ansichten zur Diskussion stellen? Problematisch ist es immer, die Kreationisten zu widerlegen. Und auch meine Rhetorik ist nicht so ausgefeilt wie die mancher Kreationisten.
Ich muss dazu sagen, dass in unserer Schulnähe eine Baptistengemeide ist, wir also relativ viele Schüler dieser Religionsgemeinschaft haben. Erst letztes jahr sprach mich eine andere Oberstufenschülerin darauf an, dass sie bei einem Vortrag eines Kreationisten war, der offenbar ebenfalls sehr überzeugend war. Da ich die Schülerin gut leiden konnte, bin ich mit diesem Thema sehr behutsam umgegangen (ich habe im Unterricht immer mal wieder angedeutet, dass es durchaus einige Menschen gibt, die nicht an die Evolution glauben, und dass dies im Sinne der Meinungs- und Glaubenfreiheit ihr gutes Recht ist).
Ich würde sehr gerne eure Meinung dazu hören.
Grüße, agct
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| Herzlichen Dank | | von: agct
erstellt: 09.09.2007 22:15:09 |
für eure Ansichten und Ratschläge. Ich habe mir vorgenommen, mit meinen Schülern bei passender Gelegenheit die Thematik Evolutionsgegner anzusprechen. Wohl ohne den erhobenen Zeigefinger, sondern mit der Aufforderung, alle Dinge zu hinterfragen. Also sowohl bestimmte Aspekte der Evolutionstheorie, als auch die fundamentalistischen Kreationisten.
Meine Schülerin hat mir netterweise die DVDs von Kent Hovind ausgeliehen. Ich habe nur Teile daraus gesehen (Gesamtdauer der DVDs: 4 Stunden!) und bekam immer wieder einen dicken Hals . Denn natürlich greift er vor allem solche Aspekte der Evolutionslehre an, die tatsächlich nicht so ganz in Ordnung zu sein scheinen, um dann aufgrund dessen das ganze Konzept der Evolutionstheorie für dumm und falsch zu erklären (z.B. Haeckel´s Ähnlichkeiten in der Embryonalentwicklung verschiedener Tierarten; offensichtlich - nach meinen eigenen Recherchen - ist belegt, dass er bei den Zeichnungen milde gesagt gepfuscht hat, um die Ähnlichkeiten deutlicher zu machen; und auch die Geschichte mit dem Industriemelanismus und den Birkenspannern ist stark umstritten, da angeblich Birkenspanner gar nicht auf Birkenrinden sitzen). Er leugnet u.a. die Makroevolution und behauptet, aus einer Art könne keine neue entstehen. Man habe so etwas ja noch nicht beobachten können (so lange lebt ja nun mal auch kein Mensch). Es gab einiges in dem Beitrag, was mich regelrecht auf die Palme gebracht hat. Aber ich werde gar nicht erst groß versuchen, so etwas zu widerlegen.
Ich bin meiner Schülerin allerdings dankbar dafür, dass sie mich ein bisschen zum Nachdenken gebracht hat. In der Tat nehme ich vieles als tatsächlich gegeben hin, ohne es zu hinterfragen. Und auch in den Schulbüchern wird manches von der Formulierung her als gegeben dargestellt, obwohl es doch eine Theorie ist. Wer weiß, wie sich die Evolutionstheorie in der Zukunft noch weiterentwickeln wird. Sicher wird dabei aber niemals herauskommen, dass die Welt in 6000 Jahren erschaffen wurde.
Liebe Grüße, agct
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