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Forum: "Mobbing in der Klasse?"
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| Mobbing in der Klasse? | | von: lunatic
erstellt: 06.04.2008 15:45:02 |
Hallo,
brauche euren Rat. Ich bin (zum ersten Mal) Klassenlehrerin in einer 7. Klasse/Gym. Da es doch immer einiges zu bereden gibt, habe ich einen Klassenrat eingeführt, was auch gut klappt und von den Schülern gut angenommen wird. Die Klasse ist aus zwei Klassen neu zusammengesetzt und musste sich anfangs des Schuljahres erst einmal zusammenraufen. Das geht mittlerweile jedoch ganz gut und bis auf einige Cliquenbildung halten sie schon zusammen. Allerdings hatte ich immer wieder kleinere Zoffs zwischen einzelnen Schülern beobachtet und deshalb die Schüler beim letzten Klassenrat aufgefordert, auf drei verschiedene Zettel aufzuschreiben:
1. Was ihnen gut in der Klasse gefällt/einen Grund, warum sie sich wohl fühlen
2. Was sie in der Klasse nervt/ einen Grund, warum sie sich nicht wohl fühlen
3. Einen Wunsch für die Klasse
Nun haben etliche Schüler bei 2. geschrieben, dass sie es blöd finden, dass xy gemobbt wird.
Xy ist erst im Nov. neu in die Klasse gekommen und ist noch nicht recht integriert. Er hat keinen festen Freund oder Freunde, ist aber auch kein Außenseiter. Er hat manchmal eine etwas anstrengende Art, gibt ein wenig an und überschätzt sich gern, ist sehr zappelig und unkonzentriert (das aus meiner Sicht). Er hat auch noch an dem Umzug und seiner familiärer Situation zu knabbern.
Einen anderen S. habe ich schon ausgemacht, der ihn ganz gern ärgert. Bei einer Sache, die ich mitbekam (gegenseitiges Schubsen), bei der ich beide zur Rede stellte, meinten sowohl xy als auch der andere, es sei doch gar nichts gewesen, alles wieder okay....
Was meint ihr, wie ich mit der Sache umgehen soll? Wie kann ich dem ganzen auf den Grund gehen? Habe ein wenig Bedenken, dass bei offener Ansprache das Ganze abgewiegelt wird, dann aber unterschwellig weiterläuft... Wer hat Erfahrung mit solchen Fällen?
LG
lunatic |
| Respekt unter Schülern | | von: leerveranstung
erstellt: 06.04.2008 16:47:22 geändert: 06.04.2008 16:52:38 |
Solche Situationen sind leider häufig und nur schwer in Griff zu bekommen.
Der Lehrer / die Lehrerin kann natürlich mit harter Hand durchgreifen und die Schüler zwingen, XY in Ruhe zu lassen, aber das verschlimmert die Situation in den meisten Fällen nur. Der betreffende Schüler wird dann zwar nicht mehr offen gemobbt, aber er wird verachtet und gemieden, was sehr viel schlimmer als Beleidigungen sein kann, ganz davon abgesehen, dass er unter der Hand wahrscheinlich trotzdem noch gemobbt wird. Ohnehinn ist ein offenes Eingreifen des Lehrkörpers nicht immer die beste Lösung.
Um dem Mobbing wirklich zu entgehen, muss sich der Gemobbte den Respekt seiner Mitschüler verdienen. Wenn sie ihn respektieren, werden sie ihn nicht mehr mobben, sondern als Ihresgleichen betrachten und bestenfalls als Freund aufnehmen. Die Initiative muss hierbei vom Schüler selbst ausgehen und kann vom Lehrkörper unterstützt werden. Jeder Mensch hat seine Stärken und seine Schwächen. Machen Sie dass den Schülern klar und weisen Sie subtil auf die Stärken des gemobbten Schülers hin. Geben Sie dem betreffenden Schüler die Möglichkeit sich zu beweisen und zu zeigen, was er kann. Versuchen Sie dabei auch die Offensichtlichkeit Ihres Eingreifens zu vermeiden. Es darf keinesfalls der Eindruck entstehen, XY währe auf Ihre Hilfe angewiesen.
So zumindest würde ich es machen....
Viel Erfolg! =) |
| Vielen Dank | | von: lunatic
erstellt: 06.04.2008 18:00:48 |
für eure prompte Rückmeldung! Dass, was leerveranstaltung schreibt, erscheint mir sehr einleuchtend, d.h. ich werde erst einmal das Gespräch mit xy allein suchen. Das Problem ist eventuell nur, dass xy ein S. ist, der erst einmal viel schluckt, dann aber losheult, wenn alles zuviel wird. Es könnte sein, dass er erst einmal alles runterspielt... Ich denke auch, dass es wichtig ist, dass er seine Position in der Klasse stärkt, was ist jedoch mit den S., die das "mobbing" auch schlimm finden und nicht in der Klasse haben wollen, kann man die nicht mit ins Boot holen?
Ich bin mir auch nicht immer sicher, was Schüler unter mobbing verstehen, hesse und habe da auch manchmal das Gefühl, dass das, was wir früher als Gehänsel verstanden haben, heute immer gleich mobbing ist. Trotzdem möchte ich auf keinen Fall, dass in meiner Klasse subtil Schüler geärgert werden, da das sonst irgendwann immer weiter wächst...
LG
lunatic
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| der name des ganzen... | | von: unverzagte
erstellt: 06.04.2008 20:12:31 |
...sollte hier meiner ansicht nach an zweiter stelle stehen, entscheidend ist doch vielmehr, dass ausgrenzung stattfindet und wie darauf reagiert werden kann.
im letzten jahr hatte ich eine ähnliche problematik in der klasse, die lösung war recht drastisch, aber für die gesamte klasse eine enorme erleichterung:
- zunächst gab es einen extraelternabend für alle, mit anwesender schulleitung nebst polizei, aufgrund der vielen gewalttätigkeiten (körperverletzungen ggb. anderen)
- es fanden, neben klassengesprächen (klassenrat etc.), auch zahlreiche einzelgespräche statt mit denen, die aktiv ausgrenzten und ausgegrenzt wurden
- nach einiger zeit wurden die direkt betroffenen eltern separat in die schule zum gespräch gebeten.
fazit war, dass daraufhin zwei "täterschüler" die schule wechselten.
(seitdem habe ich eine - wie ausgewechselte, entspannte klasse...)
ich möchte dir damit einfach nur sagen, dass du eine mobbingsituation nicht allein "in den griff" kriegen musst!
selbstverständlich kannst du diejenigen "ins boot holen", die derartige verhaltensweisen ebenso ablehnen.
unbedingt würde ich mir hilfe von der beratungslehrkraft holen, sofern ihr eine habt.
viel erfolg dabei wünscht dir,
unverzagte
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| Als Betroffene | | von: jamjam
erstellt: 08.04.2008 00:37:59 |
Nur mal so aus der Sicht einer Gemobbten (möglicherweise etwas verändert durch die lange Zeit die vergangen ist)
Als ich zur Schule ging (realschule, vorallem 7/8 Klasse) wurde ich auch "gemobbt", wie man das heute so nennt. Ich wurde geschubst und gepisakt. Leider wusste ich mir nicht zu helfen.
Beispiel: Während des Unterrichts gingen 2-4 Schüler auf dem Weg zum Papierkorb/zur Toilette an mir vorbei und kniffen mich in den Rücken.
Beim dritten Mal stand ich auf und setzte mich auf den Tisch. (Ergebnis: Rüffel vom Lehrer, Lacher aus der Klasse)
Die Ursache war mir damals schon klar. (Das half aber nicht die Situation zu verändern.)
1. Der Übergang zur Pupertät. Ich war eher ein wildes Mädchen und kam mit den Jungsspielen besser klar, nur das ab der 5/6 Klasse Jungs plötzlich nicht mehr mit Mädchen spielen. Somit wurde ich zur Aussenseiterin.
2. In dieser Phase war ich Nahe am Wasser gebaut. Dann macht das Ärgern noch mehr Spass
3. Ich hatte Eltern, die uns viel Freiheiten einräumten und uns sehr unterstützten. das war bei den meisten anderen (vor allem bei den "Tätern") nicht der Fall.
4. In Petzen sah ich keinen Sinn, ich konnte nicht erkennen, was das helfen sollte)
Durch eine neue Mitschülerin (Sitzenbleiberin aus der Klasse meiner Schwester) und eine heftige Mobbing-Situation (bei einem Optikversuch in der Dunkelheit machten sich einige Mitschülerin den Spaß mich heftig zu schubsen, bis ich zurückschubste und auf den Rüffel vom Lehrer den Klassenraum verliess) flog die Situation auf. Meine Eltern führten mehrere Gespräche mit der Schule (allerdings ohne mich in alle einzubinden).
Im Ergebnis habe ich Mitten im Schuljahr die Schule gewechselt. Damit hörte das Mobbing auf, meiner Meinung nach aufgrund eines Neuanfangs, wo meine Heulphase nicht bekannt war.
Fazit: Der gemoppte Schüler sieht vielleicht keinen Ausweg, zumal er fremd ist, und kann deshalb nicht die Initiative ergreifen.
Ein "Klassengespräch", am besten mit einem Situaiven Spiel, wo die "Täter" das Gefühl gemobbt zu werden sehen oder evtl. erfahren, hielte ich als erste massnahme am sinnvollsten. Zumal hierbei alle betroffenen Schüler offiziel anonym bleiben können und somit eine Verhaltensweise einstellen können ohne "ihr Gesicht zu verlieren"
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