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Forum: "6 Jahre Grundschule"
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| Platitüden | | von: rhauda
erstellt: 21.04.2008 15:05:27 geändert: 21.04.2008 18:28:49 |
wieder nur um lernfortschritte der gymnasiasten? riecht wieder nach elite! die schüler sollen länger voneinander lernen, sich in sozialer kompetenz üben, als gymnasiasten eben nicht abheben, sondern den schwächeren neben sich als mitschüler sehen...
Lernstark zu sein hat nichts mit Elite zu tun. Es bedeutet erst einmal, dass man lernstark ist.
Die Tatsache, dass Lernstärke immer stärker einhergeht mit sozialen Hintergrund, ist doch nicht ein Problem der Schüler, die lernstark sind, das ist ein Problem der Gesellschaft und der Elternhäuser (ganz provokativ gesagt vielleicht auch der Gene) der betreffenden Schüler.
Dass Gymnasiasten grundsätzlich abheben und Defizite in der Empathie haben wird einfach erst einmal so behauptet und dann als Begründung verwendet. Das ist doch eine unsinnige Behauptung!
Bisher sind die Rotkreuz-Gruppen, die Schüler-Hausaufgabenhilfe, und die Altenheimgruppen bei uns an den Realschulen und den Gymnasien angesiedelt. An der Hauptschule bei uns gibt es hauptsächlich Hauereien, Drogenprobleme und besoffene Schüler. Und das sollen die Gymnasiasten sozial lernen? Von wem denn?
Zwar gibt es auch dort Probleme, aber statistisch signifikant geringer.
Jetzt will ich mal auf dem gleichen Wege mit Platitüden antworten (devil's advocate):
Als Dankeschön dafür sollen die sich mehrheitlich wohlverhaltenden Schüler von den Asozialen die Fresse polieren lassen, werden gebremst, als Hilfslehrer der Nation eingesetzt und wegen ihrer Leistung gemobbt.
Das läuft dann unter "die Gymmasiasten lernen mal was Soziales".
Die Eltern, die sich Mühe geben haben, ihre Kinder unterstützen, anstatt zu saufen, den ganzen Tag am PC zu chatten, oder sich weigern auch nach 25 Jahren ein Wort Deutsch zu sprechen, werden jetzt unabhängig von ihrer Situation damit bestraft, dass ihre Kinder den anderen helfen sollen, wo deren eigene Eltern sich nicht die Bohne interessieren.
In anderen Ländern hat solch eine Einstellung dahin geführt, dass Eltern sich hoch verschulden, um ihre Kinder in Privatschulen unterzubringen. Das hat auch dort nicht in erster Linie nicht damit zu tun, dass diese Eltern reich sind. Sie setzen halt nur andere Prioritäten.
Apropos: es gibt eine Untersuchung, dass in Niedersachsen (die ja die Orientierungsstufe bis Klasse hatten bis vor Kurzem), die zufriedensten Schüler die der 5.Klasse Hauptschule sind. |
| @rhauda: | | von: lupenrein
erstellt: 21.04.2008 15:57:22 |
Vieles von dem, was du schreibst, ist wohl wahr.
Es ist aber eben nur ein Teil der Wahrheit.
Und nichts ist perfider, als mit Teilen der Wahrheit so zu operieren, daß die eigene Position gestärkt scheint und damit kein Grund besteht, über die eigene Position nachzudenken oder gar über den Tellerrand zu sehen oder sogar etwas an den bestehenden Zuständen zu ändern.
So weit, so bequem, so gefährlich für alle:
Daß viele Hauptschüler häufig auch von den Genen her "ausgemendelt" wurden, ist bekannt. Dürfen wir sie deshalb aufgeben?
Auch, daß unsere "Migranten" in dritter Generation nicht wirklich die Sprache des Landes sprechern, das sie häufig ohne eigene Leistung ernährt, ebenfalls. Sollen wir sie und ihr vorhandenes Potential als für uns verloren sausen lassen?
Das ist alles keine Begründung dafür, in einer solchen real nun einmal existierenden Welt quasi einen Schul-spezifischen schon existierenden geistigen Stacheldrahtzaun in der gesamten Gesellschaft weiter hochzuziehen mit "deutschem Bildungsbürgertum" auf der einen und "leicht bekloppten und gewaltbereiten Prolls" auf der anderen Seite. Das kann doch nicht die Antwort sein.
Hier muß doch jedem klar sein, daß mit diesem System der - zu frühen - Vorsortierung seit Jahren ein gesellschaftlicher Sprengsatz gelegt wird, den wir nur jetzt und nicht in 20 Jahren entschärfen müssen, und zwar subito!
Es gibt doch nur die Alternative, möglichst viele ins Bildungsboot zu holen, ihnen damit auch für sie, jawohl!!! erkennbar fair Chancen auf Teilnahme am gesellschaftlichen
Leben zu bieten oder wir haben hier innerhalb der nächsten 20 Jahre in einer Art geistiger "Apartheit-Gesellschaft" Bürgerkriegs-ähnliche Zustände.
Na bravo!
Willst du dir dann etwa eine Knarre kaufen, um dich, die Deinen und dein Hab und Gut zu schützen, weil Polizei etc. gerade mal wieder an 40 anderen Brennpunkten für Ordnung sorgen muß?
lupenrein, der immer noch "Freude am Leben" hat und nicht umgetauft werden will in "kassandra" oder gar "Katastrophen-lilly"
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| @rhauda | | von: rfalio
erstellt: 21.04.2008 16:33:18 |
gut übertrieben, aber gut.
@lupenrein
Kein Mensch gibt die Hauptschüler auf ( höchstens einige Lehrergewerkschaftsfunktionäre).
Es gibt so viele Möglichkeiten, auch mit Hauptschulabschluss!
Ein Beispiel:
Mein Neffe hatte, bedingt durch die Scheidung seiner Eltern, einen absoluten Hänger in den Jahrgangsstufen 4-6. Er besuchte die HS, dann ab der 7. den M-Zweig ( mittlerer Reife Zweig), macht jetzt die Prüfung und will dann auf die FOS.
Oder unser Kaminkehrermeister ( Meister bei uns in Deutschland entspricht bachelor! in anderen Ländern der Welt):
Hauptschule, Lehre, Gesellenprüfung => Meister.
Ich diskutiere jedesmal, wen er kommt, mit ihm Funktionentheorie .
So lange die berufliche Bildung (bei der ja Deutschland einen Spezialweg geht) schlechtgeredet wird, haben wir das Problem mit der HS = "Restschule".
Komischerweise sind es meist Hauptschullehrer ( besonders ihre Funktionäre), die ihre eigene Schule niedermachen.
Die Probleme, die rhauda anspricht, sind natürlich da. Sie werden aber nicht durch längere gemeinsame Schulzeit gelöst!
Wir benötigen dafür ( schon im Kindergarten!) Sozialarbeiter und pädagogisches Hilfspersonal (wie in Finnland ), die auch über die Schule hinaus in die Familien gehen (dürfen) und dort die Probleme aufgreifen.
Und noch eines:
Wenn alle Kinder in den Kindergarten gingen, hätten wir schon heute mindestens 5 Jahre gemeinsames Lernen und Arbeiten!
rfalio
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