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Forum: "Brillianter Artikel"

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Brillianter Artikelneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: rhauda Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 24.05.2008 14:58:37



der Artikel ist zwar aus dem Jahre 2000neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bernstein Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 24.05.2008 15:08:43

hat aber nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Ich bin beim Lesen zwar erst auf Seite 6 von 52, (brauchte mal ne Pause zwischen den Abi-Korrekturen), aber ich kann jetzt schon dringend seine Lektüre empfehlen. Werde den Link an meine lieben Kolleginnen und Kollegen schicken. Danke!


Kritik nach dem ersten Überfliegenneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ing_08 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 24.05.2008 16:07:43

Es wird immer von "die Reformpädagogik" gesprochen, und das ist falsch.

Reformpädagogik war eine recht kurze geistige Strömung, die ein breites Spektrum unterschiedlicher Ansätze umfaßte.

So bildeten die sozialdemokratisch-sozialistisch orientierten Reformpädagogen, die später bspw. das Bildungssystem der DDR entwarfen, ein starkes Gegengewicht zu den Entgrenzern.

Jene Clique sprach sich deutlich für lehrerzentrierte, straffe, disziplinmäßig eher an Strenge orientierter Lehre aus.
Reformpädagogische Ideen wie schülerzentriertes Arbeiten empfand man lediglich als Ergänzung zum autoritären (jedoch nicht wilhelminisch überautoritären) "neuen Unterricht".
Ebenso nahm man immer eine Pro-Position für Zensuren ein, da sie als absolut unverzichtbar zur Leistungseinschätzung und Leistungserzeugung schätzte.


Ansonsten durchaus lesenswert und erfrischend anders zum aktuellen Geplärre vom freien, schülerzentrierten Unterricht.



Schadeneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ing_08 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 24.05.2008 16:56:58 geändert: 24.05.2008 16:57:34

Zum Schluß flacht der Beitrag intellektuell erheblich ab, da der Autor die polemischen, faktisch falschen Seitenhiebe gegen Gemeinschaftsschulformen nicht im Zaume halten kann. Wie auch hier im Forum oft, generalisiert er das mißlungene westdeutsche Gesamtschulexperiment als "Einheitsschultraum", ohne im Ansatz zu erkennen, daß die Gesamtschule niemals eine Gemeinschaftsschule und schon gar keine Einheitsschule gewesen ist.

Parolenhafte Klischees der Verfechter des gegliederten Schulsystems vermischen sich leider mit den guten Passagen zur Klassenführung.

Dennoch partiell empfehlenswert der Artikel.


Danke rhauda.


kritisch lesenneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: sopaed Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 24.05.2008 19:21:02

heißt:
wer
schreibt was
zu welchem zweck?

so zumindest hat es mir meine sehr gute deutschlehrerin vor jahrzehnten mal beigebracht.

unter diesem aspekt habe ich den artikel jetzt öfter gelesen.

der autor hat recht:
von seinem standpunkt aus ist ein wandel an schule (seinem schulsystem!) nicht angebracht.

ich würde eher sagen:
im gegenteil - mit dem klientel der gymnasien ist eine rückbesinnung auf langsames, intensives durchdringen intellektueller herausforderungen angesagt.

nur:
schule, lernen, pädagogik findet nicht nur an gymnasien statt. die nicht-eliten müssen auch versorgt sein...

mfg
sopaed


...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: vobiscum Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 24.05.2008 19:35:29 geändert: 25.05.2008 09:05:54

nach dem "alkoholisierenden" schluck aus dieser polemischen artikel-pulle kann einem die suche nach kritisch-vergleichenden argumenten dort ganz schön vernebelt werden ...


polemisch heißt nicht falschneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: rhauda Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 25.05.2008 09:05:22 geändert: 25.05.2008 09:20:41

Das Grundproblem, dass der Autor hier anmerkt, hat noch nichts an Aktualität verloren:

All das Geklippere und Geklappere, das Gleichmachen, der Unterrichtszirkus mit Methodenentertainment hat noch an keiner Stelle bewiesen, dass es auf Dauer gutem anderen Unterricht überlegen ist, geschweige denn, dass es in der Lage ist, unser Bildungsproblem zu lösen. Eher das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich einige der zitierten Studien anschaut.
Da lügen sich viele "Bildungsexperten", Seminarleiter und auch viele Lehrer einen in die Tasche.



ein Argument mal rausgegriffen ...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: vobiscum Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 25.05.2008 10:12:33 geändert: 25.05.2008 11:00:52

Der Autor schreibt: "Es ist paradox: Als Vermittler kognitiven Wissens soll der Lehrer sich zum Verschwinden bringen; als Lebensberater,
dessen pädagogischer Imperialismus keine Grenzen mehr kennt, kehrt er zurück und macht das ganze Leben der Kinder zum Gegenstand einer fürsorglichen Belagerung, die von diesen, so meine Erfahrung an vielen Gymnasien,
durchaus nicht gewünscht wird. Diese Ausweitung der Schule ins Leben, die von den Propagandisten des pädagogischen Sozialstaats munter gefordert wird und die die Eltern so herrlich entlastet, ist aber nicht nur deshalb Unfug, weil sie von den jetzigen und vorstellbaren Lehrern nicht geleistet werden kann." Finde ich toll, wenn SchülerInnen und Eltern die erforderliche Selbstkompetenz mitbringen, um dem "pädagogischen Sozialstaat" nicht ausgeliefert zu sein. Was ist aber mit all denen, bei denen diese Selbstkompetenz verzögert, verkümmert oder verschüttet ist ? Wer erkennt und stößt die erforderlichen Hilfen an, leitet Unterstützung ein ? Wie sollen eigene Ressourcen der Betroffenen (erneut) mobilisiert werden ?


Interessant zu lesen, aber ich bezweifle, daß immerneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: lupenrein Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 25.05.2008 11:37:38 geändert: 25.05.2008 11:42:22

sorgfältig gearbeitet wurde.
Wenn ich lese, in einer Untersuchung sei festgestellt worden, daß zu Beginn des 7. Schuljahres sowohl Gesamtschüler als auch Realschüler ähnlich gut waren, der Unterschied am Ende des 10. Schuljahres aber bis zu 15 Punkte ausmachte - was immer das heißen mag - fällt mir ein, daß Eltern meist bis zum Ende des 6. Schuljahres helfen können.
Danach wird´s schlimmer.
Schüler in den Realschulen sind häufig Nachwuchs von Menschen, die selbst mindestens einen mittleren Bildungsabschluß hatten und die sehr wohl in der Lage sind, entweder selbst zu helfen oder Hilfe zu organisieren (und zu bezahlen).
Und das die Konstruktivisten sich mittlerweile nach Irrungen und Wirrungen größtenteils zum gemäßigten Flügel zählen, die Ergebnisse der Neurobiologen über das Lernen nutzen, aber gerade darum auch wissen, daß man nur dort etwas "andocken" kann (Konstruktion), wo etwas zum "Andocken ist (durch Instruktion z. B.), scheint nicht vorzukommen in dem Artikel.

Wer z. B. Gudjons neues Buch liest, erfährt, daß sich wohl eine gesunde Mischung von Instruktion und Konstruktion als erfolgversprechend gezeigt hat.
Und da hat auch der Frontalunterricht seinen Platz.
Entweder/Oder mag in der Logik meist stimmen.
Ich meine, in unserem Beruf hilft ein entschiedenes Sowohl/ Als Auch eher weiter als eine fundamentalistische Position für oder gegen etwas.


@rhaudaneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ing_08 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 25.05.2008 12:43:05 geändert: 25.05.2008 12:44:44


All das Geklippere und Geklappere [...] hat noch an keiner Stelle bewiesen, dass es auf Dauer gutem anderen Unterricht überlegen ist


Sehe ich auch so.


Das Max-Planck-Institut berichtet seit Jahren unaufhörlich, daß lehrerzentrierter, diziplinierter Unterricht im allgemeinen der bessere Unterricht ist.


In der Studie von 1990 (veröffentlicht 1992), die das DDR-System leistungsmäßig überprüfte, empfand man den zügigen, fachlich anspruchsvollen Frontalunterricht mit gezielten Intermezzi nichtfrontaler Methoden beeindruckend. Effektiv, effizient, rationell.(*)

Die Finnen sahen das Anfang der 60er ähnlich, und übernahmen den didaktischen Ansatz der lehrerzentrierten Klassenführung (classroom management), den ursprünglich die DDR Ende der 50er erfunden hatte(**) und zu der Zeit erstmals implizit in das Diplomlehrerstudium einband.


Freier Unterricht/ schülerzentrierter Unterricht hat vor allem einen eklatanten Mangel, der das Konzept nachhaltig unterminiert:
Um eigenverantwortlich zu lernen, um sich Wissen selber anzueigenen und Kenntnisse systematisch aufzubauen, benötigt ein Kind gerade die Fähigkeiten, die der offene Unterricht paradoxerweise herbeiführen möchte.

Ein Schüler kann hohe Lehrplananforderungen in der verlangten Tragweite nur dann erreichen, wenn der Schüler bereits über ein hohes, vielseitiges UND anwendungsgerechtes Wissen verfügten, sowie ein ausgeglichenes Individualverhalten innerhalb der Gemeinschaft zeigt.

Beides ist offenkundig gerade bei jungen Schulkindern (Unterstufe) in aller Regel überhaupt nicht der Fall. Anders formuliert, es profitieren nur die ohnehin schon leistungsstarken Kinder, während der allergrößte Rest stagniert.

Das beobachte ich permanent in den Grundschulen;
vergleiche ich, was ich nach dem 4. Schuljahr lehrplanmäßig zu wissen, zu können und zu beherrschen hatte, kann kein offener Unterricht gegen guten, fordernden Frontalunterricht bestehen.


Im Grunde bemitleide hin und wieder unsere Kinder, die schon in den Grundschulen bewußt intellektuell wie sozial verwahrlost werden.



(*) Ostdeutsche Schülergruppen überlegen in Mathematik, Naturwissenschaften, Technik und deutscher Sprache; ausgeglichene Werte für das Fremdsprachenniveau, statt Englisch stand Russisch im Mittelpunkt; unterlegene Werte für geisteswissenschaftliche Fächer wie Geschichte usw., die ideologische Überfrachtung fiel stark negativ auf


(**) Es wurde keine Bezeichnung dafür gefunden, sondern die methodischen Ansätze Überblick, Gleichzeitigkeit, stetiger & zügiger Stoffortschritt, Motivation, strikte Regeln, Lob & Tadel, scharfe Leistungsbewertung, kollektives Lernen flossen als didaktische Aspekte in die Lehrerausbildung ein.


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