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Forum: "Zeugnisse in DU-form"
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| Die Praxis | | von: bakunix
erstellt: 05.06.2008 20:05:34 geändert: 05.06.2008 20:16:19 |
Ich mach's mal ganz praktisch und zitiere aus einem Zeugnis der 1. Klasse:
"Du solltest aber darauf achten, dass du deine Freundinnen mehr im eigenständigen Denken unterstützt, anstatt ihnen die Lösungen zu verraten, denn nur so lernen sie, selbstständiger zu werden. Findest du eine Arbeit für dich nicht sinnvoll, so lässt du dich nur schwer motivieren, sie trotzdem zu erledigen."
Leicht verständliche Texte haben eine Obergrenze von ca. 15 Wörtern. Der erste Satz hat 28, also fast das Doppelte. Der zweite Satz ist mit dem Fremdwort "motivieren" geschmückt. Welcher Erstklässler kann da mitreden?
Ja, und wenn ich inhaltlich werde, wenn auch evt. überspitzt: Das gut nachvollziehbare Verhalten des Kindes, und auch das der meisten Erwachsenen, sich für nicht als sinnvoll erachtete Tätigkeiten nur schwer motivieren zu lassen, wird in dem obigen Satz von hinten durch die Brust zum Vorwurf umgebogen. Dieser Satz ist doch an die Eltern gerichtet, die ihr Kind so erziehen sollen, dass auch unliebsame Aufgaben selbstverleugnerisch als toll betrachtet werden sollen!
Mich würden die Argumente, die für die Du-Form sprechen, sehr interessieren! Kann mal jemand diese Rolle des Argumentierens übernehmen? |
| . | | von: palim
erstellt: 06.06.2008 00:00:08 |
Also ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass man Schülern ein Zeugnis in Du-Form schreibt - ähnlich der Lernentwicklungsberichte an Gesamtschulen.
Auch in anderen Ländern ist das durchaus üblich und ich konnte mal ein Zeugnis aus Südafrika lesen, bei dem der Schüler persönlich angesprochen wurde.
Es war dargelegt, was der Schüler im Jahr geschafft hatte und wie er abgeschnitten hatte, es wurden aber auch Hinweise gegeben, wie er weiterarbeiten könnte.
Viel schlimmer finde ich die Augenwischerei,
dass Noten vergleichbar seien
oder dass Schüler mit einer 3 in z.B. Deutsch gleiche Leistungen erbracht hätten, ohne zu wissen, ob der eine eine gute oder eine besonders schlechte drei hat, wie der Schüler liest oder ob seine Ausdrucksformen angemessen sind.
Komplexe Leistungen auf eine Ziffer zu minimalisieren ist schon wirklich eine besondere Ausdrucksform.
Hinzu kommt, dass auch Eltern diese hochstilisierten, verschlüsselten Texte nicht verstehen. Ob der Schüler noch, gerade oder schon recht gut lesen kann? Wer soll das auseinander halten?
Warum kann nicht im Zeugnis stehen:
Dein Referat über den Vulkanismus war hervorragend. Du hast viele Informationen zusammengetragen und sehr anschaulich über dein Thema berichtet.(...) Obwohl du langsam besser wirst, musst du weiterhin besonders konzentriert xy üben.
Palim |
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