diese Lehrerin hat das Prinzip "LESEN durch Schreiben" falsch verstanden.
Zwar hab ich nicht "nach Reichen" gearbeitet, aber ich habe die Kinder auch mit einer Anlauttabelle schreiben lassen - wie es zur Zeit ja viele ErstklasslehrerInnen tun.
Wichtig aber ist: Es ist eine Anfangsmethode, eben vor allem geeignet zum Erstschreiben und Erstlesen.
Dann aber - und das bereits in der ersten Klasse - ist es wichtig, den Kindern klar zu machen, dass es eine Konvention gibt, dass nicht jeder einfach so schreibt, wie er Lust hat. Sondern, dass es Regeln für das Rechtschreiben gibt, die vor allem das Lesen erleichtern.
Ich habe zu meinen SchülerInnen immer etwa so gesagt: "Wenn ihr JETZT in "Kinderschrift" (selbst gefundene Wortbilder) schreibt, ist das ok. Ich kann das lesen und wenn nicht, dann kann ich euch fragen, was das heißt. Aber wir wollen auch die "Erwachsenenschrift" ("Normalschreibung") lernen, weil dann andere Leute euere Texte viel einfacher lesen können."
Und dann gings schön langsam aber stetig los mit der Rechtschreibübung.
Es könnte natürlich auch sein, dass die Eltern in dem angesprochenen Fall etwas missverstehen:
Auch bei Viertklasslern ist das Erlernen der Rechtschrift noch nicht abgeschlossen. (Wann ist es das je?)
Außerdem gibt es auch beim Rechtschreiben die unterschiedlichsten Typen:
Kinder, die in geübten wie nicht geübten Texten ziemlich fehlerlos schreiben, obwohl sie einfach drauflos schreiben, wenn sie ihre eigenen Geschichten aufschreiben.
Kinder, die versuchen, ihre Geschichten nur mit Wörtern zu bauen, die sie rechtschriftlich sicher können.
Kinder, die Diktate und ähnliche Texte weitgehend richtig schreiben, die aber bei ihren Geschichten auf Rechtschreibung keinen Wert legen.
Und schließlich Kinder, die einfach nicht rechtschreiben wollen oder können.
Je nach dem Typ des eigenen Kindes können Eltern also eine Lehrkraft und ihren Unterricht sehr verschieden beurteilen.