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Forum: "Schreibschrift"

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Schreibschriftneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bger Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.12.2008 17:50:24

Ich weiß, es sind Ferien. Aber, um wirklich abschalten zu können, will ich die liegen gebliebenen Klassenarbeiten zu Beginn der Ferien fertig machen.

So, bei der Durchsicht der Diktate Klasse 6 ist mir wieder einmal aufgefallen, dass viele Kinder in Druckschrift schreiben. Das hatte ich bereits im Unterricht angesprochen. Die Erklärungen gehen von: "Ich kann keine Schreibschrift (mehr)" über "Ich schreibe lieber in Druckschrift" bis zu "Meine Druckschrift kann man besser lesen". Diese Äußerungen vermitteln mir so den Eindruck, als ob viele in der Grundschule den Sprung von der Druck- zur Schreibschrift nicht geschafft haben. Dabei ist es mir lieber, wenn sie Schreibschrift benutzen: Einerseits, weil die Bewegungen flüssiger sind und andererseits, weil unsere Fachkonferenz Deutsch das aus gutem Grund so festgelegt hat. Für mich ist es auch heute noch ein Ziel des Unterrichts, eine lesbare Handschrift auszubilden - auch im Zeitalter des Computers. Allerdings zwinge ich die Kinder beim Diktat nicht zur Schreibschrift, weil es dann heißt, sie kämen deshalb nicht mit...

Nun meine Frage an Grundschullehrer (vorzugsweise aus NRW): Müssen die Kinder heute in der Grundschule nicht mehr Schreibschrift lernen (und üben) - oder ist es offenbar eine Ausrede bzw. pure Bequemlichkeit meiner Schüler?


handschriftneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: dafyline Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.12.2008 21:43:09 geändert: 20.12.2008 21:48:00

ist - meiner meinung nach - das gegenteil von maschinschrift (in zeiten wie diesen also am rechner).

gibt es in d eine verpflichtung, schreibschrift nach der 4. schulstufe zu verwenden?

das argument, die druckschrift wäre besser lesbar kann ich durchaus nachvollziehen und einige meiner lernenden sind damit sogar schneller.

etwas überspitzt: wie wäre die reaktion, wenn jemand kurrent schreiben würde?
kurrent ist ja eine deutsche schreibschrift, wenn auch alt...

hier habe ich etwas zum thema schreibschrift gefunden
http://www.4teachers.de/url/3139



dafyline
druckschrift bevorzugend wegen kaputter daumengrundgelenke und der daraus resultierenden "traumschrift", die eigentlich unzumutbar ist


schulausgangsschrift...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: miro07 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.12.2008 22:11:14

nannte man es früher wohl, aber WO gibt es die noch??

miro07


Schreibschriftneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bger Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.12.2008 23:14:13

Selbst wenn ich hier altmodische Werte vermittle: Schreibschrift ist ein Kulturgut. Außerdem ist der Schreibfluss besser. Natürlich gibt es Kinder, die auch sehr schön Druckschrift schreiben, aber das sind nicht so viele.

Ich bin nicht mehr so auf dem Laufenden, aber zur Grundschulzeit meiner Kinder (zwischen 1988 und 1995) lernte man erst Druckschrift und danach Schreibschrift. Also müssen doch die Druckschrift schreibenden Kinder einen Entwicklungsschritt ausgelassen haben - oder ist das heute anders?

Und: durch die VA ist die Schrift zwar vereinfacht worden, aber schön sieht sie nur bei einigen aus. Leider.


VAneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: dafyline Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.12.2008 07:50:12 geändert: 21.12.2008 07:54:35

Vereinfachte Ausgangsschrift - so ich das richtig interpretiere..

durch die VA ist die Schrift zwar vereinfacht worden, aber schön sieht sie nur bei einigen aus. Leider.


du sprichst es ja an.
in einem forum wurde das auch schon so besprochen, dass möglicherweise diese VA mit ausschlaggebend sein könnte für ungeliebte und unleserliche schreibschrift..

dafyline



foren zur vaneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: miro07 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.12.2008 09:56:44



Druck- und Schreibschriftneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: christeli Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.12.2008 10:08:08 geändert: 21.12.2008 21:01:37

Ich hatte auch bereits ein solches Forum eröffnet, die Grundschullehrer befanden, dass die Druckschrift durchaus auch in der weiterführenden Schule ok sei.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man irgendwann in die Welt der Erwachsenen vordringen sollte - vergleichbar mit "du" und "Sie".



Vor Jahren gab es mal ein Büchlein zu eben diesem Problemneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: heidehansi Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.12.2008 10:09:16

Da wurde eigentlich ganz gut erklärt, dass die Druckschrift einen wichtigen Vorteil vor der Schreibschrift hat: Sie bleibt auch bei Vielschreibern leserlicher.

Dass man Schreibschrift angeblich schneller schreiben kann, stimmt so auch nicht. Wer Druckschrift als "Normalschrift" hat, also geübt ist, kommt in der Regel mit jedem Schreibschriftschreiber mit.

Unsere Professorin, die für das Fach "Erstunterricht" zuständig war (Anfang der Sechziger-Jahre), war selber eine Druckschriftschreiberin. Sie hatte eine "ausgeschriebene" Druckschrift, die durchaus auch Individualität verriet. Jederzeit konnte ich einen Brief von ihr aus meiner Post herausfischen ohne auf den Absender zu schauen.


.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: palim Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.12.2008 10:53:36

Ich hatte mich zunächst zurück gehalten, weil du ja besonders die Kolleginnen aus NRW angesprochen hattest.
Über die Bildungsstandards und neue Curricula in unterschiedlichsten Bundesländern kommt auch manches, das sich in der Schreibdidaktik verändert hat, in den Schulen an. Je nach Bundesland in unterschiedlichen Ausprägungen. In den Bildungsstandards, die ja für uns alle gelten, steht: Sie schreiben eine lesbare und flüssige Handschrift.

Über das Für und Wider der Schreibschriften, die es in 3 verschiedenen Versionen gibt, nämlich LA (Lateinische Ausgangsschrift), VA (Vereinfachte Ausgangsschrift) und SAS (Schulausgangsschrift), gibt es genügend andere Foren. Auch hier gilt übrigens für jedes Bundesland etwas anderes. Egal welche Schrift es ist, bin ich übrigens der Meinung, dass man als LEhrer diese aktzeptieren muss, egal ob man sie schön findet oder nicht. Was können die Schüler für die Entscheidung der GS-Lehrerinnen zu einer bestimmten Schrift? Warum sollte diese Schrift in höheren Schulen nicht akzeptiert werden. Letztlich geht es aber gar nicht mehr um die einzelnen Schriften:

Wenn lediglich eine lesbare Handschrift gefordert wird, kann man nicht von einer Reinform der Vorlage ausgehen. Viele Buchstaben passt sich jeder von uns so an, wie es ihm gefällt. Und Lehrer, die in höheren Klassen mit Grundschulschrift an der Tafel kritzeln, werden doch wohl eher belächelt.

Für Niedersachsen wird nun gefordert, dass Schüler eine Schreibschrift kennen lernen - das ist m.E. nicht gleichbedeutend mit schreiben können.
Außerdem sollen sie in adressatenbezogenen Texten (also Briefe und alles was in die Öffentlichkeit geht) eine gut lesbare Handschrift haben - von Schreib- oder Druckschrift steht da nichts. Zudem ist die Handschrift eben nicht in Aufsätzen oder Diktaten zu bewerten, sondern bei adressatenbezogenen Aufgaben. Das bedeutet sicher nicht, dass sie sonst schreiben, wie sie wollen und wie keiner es entziffern kann, aber es ist eben ein Unterschied zwischen Alltags- und Schönschrift.
Zudem hält der PC auch Einzug in den Unterricht - und mal ehrlich: Wenn wir etwas irgendwo schön abgeben, ist es getippt und nicht geschrieben, es gibt nur wenige Anlässe, zu denen man sich selbst per Hand die Mühe macht.

Ein weiterer neuer Ansatz in der Didaktik ist übrigens, dass Schüler die Druckschrift erlernen und dann selbst auf ihre Weise zu einer verbundenen Schrift kommen.

Ich finde es dienlich, zu überlegen, wofür man schreiben lernt und wo man die Handschrift nutzt (beruflich) nutzt. Wann benutzt man Schönschrift?

Das Problem ist doch, dass manche Schriften nicht lesbar sind. Bei Schülern, die große Probleme mit der Schreibschrift und/oder mit der Rechtschreibung haben, spreche auch ich gelegentlich ab, dass diese Schüler Druckschrift schreiben. Bei manchen hilft es, andere finden nach kurzer Zeit wieder den Zugang zur Schreibschrift. Dann gibt es Schüler, die die Schreibschrift als Kinderschrift ansehen und schon bald wieder zur Druckschrift übergehen. Dass sie sich fehlentwickelt hätten, würde ich nicht behaupten.

Palim


Neue Denkansätzeneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bger Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.12.2008 13:53:39

Danke für eure vielfältigen Beiträge. Vielleicht müssen wir doch unseren Fachkonferenzbeschluss überdenken. Das Hauptkriterium ist natürlich nach wie vor die Lesbarkeit, egal in welcher Schrift die Kinder schreiben. Andererseits wird heutzutage immer noch in einigen Fällen von Bewerbern eine Schriftprobe verlangt (mitunter, selten, sogar der handgeschriebene Lebenslauf). Sollte eine weiterführende Schule nicht auch darauf vorbereiten?

Natürlich lasten wir den Kindern nicht an, was sie in der GS gelernt haben, auch wenn uns die VA nicht gefällt. Da muss keiner umlernen.

Spätestens in der Pubertät experimentieren die Kinder mit der Schrift, das ist normal. Manchmal gibt es dann individuelle Kombinationen aus Druck- und Schreibschrift, die wir akzeptieren. Da gibt es durchaus Schriften, die schön anzusehen und gut lesbar sind.
Aber leider kommen mitunter Buchstaben heraus, die zu wenig der Norm entsprechen oder wie ein anderer Buchstabe aussehen. Dann gibt es zunächst die entsprechende Bemerkung, im Extremfall (oder hartnäckigen Wiederholungsfall) wird aber ein Fehler angestrichen. Beispielsweise habe ich eine Schülerin, die "r" immer wie "n" schreibt; ein anderer macht sein "I" wie ein "J"; dann gibt es einen, der mitten im Wort einen Großbuchstaben hat; bei einem mit einer furchtbaren Kritzelei sind generell alle Buchstaben gleich groß; bei vielen Druckschrift oder VA-Schreibern sind großes und kleines "S" nicht unterscheidbar - gerade in Diktaten zum Schwerpunkt Groß- und Kleinschreibung ein ständiges Ärgernis!

Vor Jahren hatte ich einmal eine Schülerin, die nicht nur - wie viele - das kleine "N" wie ein "U" schrieb, das könnte man ja noch akzeptieren. Nein, da sie die Häkchen nicht abzählte und keinen Strich über dem "U" machte, sahen bei ihr verschiedene Buchstabenkombinationen absolut gleich aus - nn, un, um, nm,umm, unn... Die Schrift sah absolut gleichmäßig, ordentlich und schön aus - nur sie war nicht lesbar!

Langer Rede kurzer Sinn: Durch den Verzicht auf Normen kennen die Kinder keine Grenzen mehr (wie auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen)! Was ist Lesbarkeit? "Wieso streichen Sie mir das an? Ich kann das doch lesen!"


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