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Forum: "Eine Mutter nagt an meiner Professionalität ..."
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| Eine Mutter nagt an meiner Professionalität ... | | von: silla-silla
erstellt: 05.02.2009 18:40:55 |
Eine Mutter hat an vielem, was wir in der (Grund-)Schule machen (insbesondere an mir als Klassenlehrerin) etwas auszusetzen, fragt nach (was ja eigentlich positiv ist), akzeptiert aber die Antworten und Begründungen nicht. Sie bohrt immer weiter, verändert jedes Mal ihre Argumentation um Nuancen und hat stets ein „aber“ parat.
Zuletzt war es die Sachunterrichtsarbeit, für die sie unbedingt meinen Prüfer haben wollte. Dass ich den nicht rausgebe, weil er in notizform ist, akzeptiert sie nicht. Auch nicht, dass ich ihr mitteilte, alle Antworten würden in den Unterlagen ihres Kindes stehen. Ihr Argument: Schule und Elternhaus sollten doch zusammenarbeiten. (Gerne – aber mir ihr mag ich das nicht mehr; was ich ihr natürlich nicht sagen kann)
Vor einigen Tagen hielt ihr Kind nun ein Referat – und erhielt eine (sogar milde) 3. Auch da wieder ein Anruf mit Nachfrage und keinerlei Akzeptanz meiner Begründungen. Immer wieder dieses „aber“ – ich bin am verzweifeln.
Als ich ihr deutlich machte, dass sie bei diesem Thema nicht weiterkommt, machte sie die große Kiste auf – da wäre ja noch so viel und sie hätte überhaupt das Gefühl, unser Verhältnis wäre gestört und das wolle sie jetzt mit mir besprechen (ich habe das Kind noch ½ Jahr). Zu diesem Zweck schlug ich ihr dann ein persönliches Gespräch vor, was sie aber aus terminlichen Gründen ablehnte – sie sehe nicht ein, warum das nicht telefonisch gehe. Also habe ich mit ihr einen erneuten Telefontermin abgemacht.
Wohl fühle ich mich dabei überhaupt nicht. Bei dieser Frau geht meine ganze Professionalität flöten (ansonsten bin ich bei Elterngesprächen nämlich ziemlich gut . Bei Gesprächen mit dieser Frau fehlen mir dann plötzlich die (richtigen) Argumente, meine Konzentration geht den Bach runter und ich mache ungünstige Aussagen, die sie dann sofort gegen mich verwendet.
Hat irgendjemand einen klugen Tipp, wie ich mich auf das Telefonat vorbereiten kann?
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| ... | | von: teacher-redo
erstellt: 05.02.2009 19:45:54 |
Ja, mir ist es auch schon so gegangen, dass mich ein Kritikpunkt so unvorbereitet getroffen hat, dass ich - obwohl sonst nicht auf den Mund gefallen - ersteinmal nicht wusste, was ich entgegnen sollte. Nach dem Gespräch fallen einem dann oft die besten Argumente ein!
Ich kann aber einem der Vorschreiber nur zustimmen: Vermeide weitere Telefonate. 1. Du weißt nie, wer da noch mithört und weitere Argumente GEGEN dich sammelt. 2. Du selbst hast keine Zeugen und musst immer unmittelbar reagieren. 3. Man sieht weder Gestik noch Mimik des Gesprächspartners und kann "Zwischentöne" leicht falsch deuten.
Ich würde der Mutter einige Termine zur Auswahl stellen. Kann sie an keinem in der Schule erscheinen, wird das Anliegen als "erledigt" betrachtet.
Beim Argumentieren (egal, ob am Telefon oder als Gegenüber) heißt es: Immer ganz ruhig bleiben! Lass dich von ihr nicht äußerlich in Rage bringen ... auch wenn in dir ein Vulkan brodelt. Zähle Argumente auf, weshalb du welche Aufgabe wie gewichtet hast (z.B. Schwierigkeitsgrad, Tranfercharakter). Erkläre ihr auch, wonach sich deine Bewertung der mündlichen Leistung richtet. Sicher haben die Schüler eine Art "Gerüst", anhand dessen sie den Vortrag vorbereiten sollten. Solltet ihr trotzdem auf keinen grünen Zweig kommen, stelle klar, dass ihr auch nicht immer einer Meinung sein müsst, dass es in diesem Fall aber nach DEINEN Ansichten geht. Mache ihr die Möglichkeit der Beschwerde auf nächst höherer Ebene klar, wobei es da schon auch wichtig ist, dass dein Chef dir nicht in den Rücken fällt.
Mir ging es mal so, dass ein Fehler in einem Diktat kein Fehler sein sollte, weil ich doch wüsste, welcher Buchstabe gemeint gewesen sein soll. Ich hatte kein k, sondern ein h gelesen und dies als Fehler markiert, da ich die Schüler mehrfach darauf hingewiesen hatte, dass nur eindeutige Buchstaben gewertet werden. Dadurch hatte die Schülerin eine Drei erhalten, die ihre Deutschnote zu 0,02 Punkten nach unten veränderte. Der Vater des Kindes drohte mir mit Schulrat, Gericht ... und kam auf etwa20 cm an mich heran. Ich bin noch heute dankbar,dass ich ruhig bleiben konnte. Mein damaliger Chef stand glücklicherweise hinter mir und bestätigte meine Notenvergabe.
Viel Kraft wünscht mobber |
| . | | von: janne60
erstellt: 05.02.2009 19:49:06 |
Warum lässt du dich auf eine so persönliche Ebene mit der Frau ein?
Musste eben gucken, ob du aus meiner Gegend bist, glaube, die Mutter zu kennen.......
Nee, natürlich nicht, aber ich kenne jemanden, der genau so ist
Reden um des Redens willen, solche Leute stehlen einem in 5 Minuten mehr Zeit als andere in 2 Stunden. Die können einen totquatschen und einen derart vom Thema abbringen, dass man am Schluss seine eigenen Gedanken nicht mehr weiß. Ich gelte als redegewandt und schlagfertig, aber bei oben genannter Person muss ich meine gesamte Konzentration aufbringen, um nicht in IHRe Fettnäpfe zu springen. Es fällt sehr schwer, sachlich und vor allem beim Thema zu bleiben, weil der andere eigentlich gar kein Thema hat, sondern breit gestreut rumjammern will. Da werden dann Gefühle, Meinungen, Ansichten ausgepackt, alles, worüber man stundenlang schwafeln kann.
Wenn meine Beschreibung ungefähr deine Lage trifft, kann ich dir aus meiner Erfahrung raten: Frag die Frau nach ihrem Thema, und zwar ganz konkret ("Welche Note möchten Sie erklärt haben?", " In welchem Fach haben Sie eine Frage"...) Da du nun schon ein Telefonat eingerührt hast (würde ich künftig nicht mehr machen), würde ich gleich zu Anfang ein Zeitlimit setzen ("Ich habe 10 Min. Zeit für Sie, dann muss ich weg") und dann auch wirklich abwürgen. Wenn sie dann immer noch nicht fertig ist, in die Schule bitten. Und ihr auch klarmachen, dass wenn es ihr so wichtig ist, sie dann Zeit ermöglichen muss. Das alles kann man sehr freundlich aber bestimmt und ohne sich zu vergreifen sagen.
Wünsche dir viel Erfolg
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| Nicht am Telefon | | von: adubet
erstellt: 05.02.2009 19:50:44 |
Hallo silla,
ich bin ganz frauschnabels Meinung: mit der Mutter kein Telefonat mehr. Da kannst du ihr mit ihren eigenen Argumenten kommen - gerade wenn sie der Meinung ist, dass euer Vertauensverhältnis gestört ist, ist Blickkontakt wichtig. Außerdem würde ich mir auch einen zweiten Lehrer (oder wenn du ein gutes Verhältnis zur Schulleitung hast) den /die Schulleiter/in dazu bitten. Zu zweit hat man einfach bessere Argumente und wenn dem einen (wegen der elterlichen Unverschämheiten) die Luft wegbleibt, kann der andere einspringen.
Außerdem: Kopf hoch - mit diesen Eltern werden wir wohl leben müssen, die sterben nicht aus, sind aber (Gott-sei-Dank) auch nicht so stark verbreitet. Mir hat vor kurzem eine Mutter vorgeworfen, dass ich doch tatsächlich alle Rechtschreibfehler in den Hausaufgaben ihres Kindes verbessere. Nach meiner Rückfrage, ob ich sie besser stehen lassen soll, kamen dann andere seltsame Vorwürfe. Beim nächsten Gesprächstermin (den ich leider allein über die Bühne bringen musste) habe ich sie erst mal dafür gelobt, dass sie ihr Kind so toll bei den Hausaufgaben unterstützt und nicht jedes Kind so ein Glück hat !! Das hat ihr so den Wind aus den Segeln genommen, dass die Vorwürfe irgendwie ausblieben. Nach dem Gespräch bin ich mit einem dicken Grinsen nach Hause gefahren.
Gruß, adubet |
| Das hast du nicht nötig!! | | von: angel19
erstellt: 05.02.2009 20:11:55 geändert: 05.02.2009 20:12:27 |
Hallo silla,
nach dem, was ich von dir und deinem Umgang mit dieser Mutter (die wir alle irgendwann und irgendwo einmal oder mehrmals in unserer Schule hatten...) gelesen habe, finde ich, dass du genug getan hast.
Es geht in Elterngesprächen dieser Art nicht darum, dass alle alles verstehen. Du bist der Profi. Du erklärst deine Entscheidung, Beurteilung, Methodenwahl. Du machst besonders die Beurteilungen transparent; aber das heißt ja nicht, dass deine Schlüsse daraus jeder genauso zieht!!
Wenn du (was du nach meiner Interpretation sehr wohl geleistet hast)in freundlichem und höflichem Ton deine Arbeitsweise erläutert hast, reicht das. Die Mutter hat das zu akzeptieren; wenn sie nicht deiner Meinung ist, hat sie Pech.
Wenn mein Automechaniker meint, mein Auto braucht neue Zündkerzen, krieche ich auch nicht mit ihm in den Motorraum und überprüfe diese Aussage!
Ich wünsche dir deine Professionalität ganz schnell zurück!
angel |
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