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Forum: "Individuelle Förderung und Vergleichsarbeiten - ein Widerspruch?"

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Individuelle Förderung und Vergleichsarbeiten - ein Widerspruch?neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ysnp Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.02.2009 11:39:30 geändert: 28.02.2009 11:44:32

http://www.4teachers.de/url/3253

Ich glaube, ja, zumindest was die staatlichen Schulen betrifft.
Auf der einen Seite müssen alle Schüler in einer gewissen Zeit den gleichen Ansprüchen gerecht werden - neben den Vergleichsarbeiten sind in einigen Bundesländern keine individuellen Leistungsüberprüfungen erlaubt, auf der anderen Seite meint man, mit ein paar wenig Differenzierungsmaßnahmen,die in der Regel während des Unterrichts stattfinden,Schüler auf das eingeforderte Niveau anheben zu können.
Das ist eine Illusion, zumindest an den staatlichen Schulen.
So lange irgendwann nach einer gewissen Zeit immer wieder dasselbe Niveau eingefordert wird, ist das nicht machbar. Je höher die Klasse, desto schwieriger.

Ich meine:
Vergleichsarbeiten und gleiche Leistungserhebungen sind neben zu großen Klassen der Stolperstein einer fundierten und gründlichen individuellen Förderung.

In dem obigen Artikel steht, dass viele Lehrer die Notwendigkeit der individuellen Förderung sehen, aber sie auch keine richtigen Möglichkeiten sehen.

Was sind eure Erfahrungen bzw. ist eure Meinung?


.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: palim Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.02.2009 17:54:19

Da beginnt ein Satz mit "Manchmal möchte man sich dreiteilen..."

... meiner Meinung nach nicht, weil man alle beobachten möchte. Bei vielen Schülern weiß ich genau, wo ich ansetzen würde, was ich machen könnte.
Aber mit vollen Klassen, 29 U-Std. in der Woche, keinerlei Teamteaching oder kleinen Fördergruppen und jeder Menge bürkokratischer Aufgaben zerreißt es einen.

Angesichts nicht vorhandener LehrerInnen brauchen wir in den nächsten Jahren nicht auf Besserung hoffen.

Palim


Meiner Meinung nachneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: caldeirao Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.02.2009 18:34:03

sind nicht die Vergleichsarbeiten der Hemmschuh von individueller Förderung, sondern wie meine Vorgängerin schreibt, zu große Klassen, zu hohe Unterrichtsverpflichtungen, zu viele Verpflichtungen nebenbei, fehlende Teamarbeit in der Vorbereitung usw.

Bei individueller Förderung müsste doch die Vergleichsarbeit besser ausfallen, weil ja durch die Individualisierung eine höhere Effektivität herauskommt oder?



Individualisierte Gleichmachereineuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bakunix Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.02.2009 22:24:47

Ich sehe es genau so wie ysnp. Einerseits wird von den Lehrerinnen und Lehrern abverlangt, individuelles Lernen zu fördern, sogar individuell zu benoten, wie das in RLP von der Landesregierung gefordert wird.

Andererseits zwingt die selbe Regierung die Schülerinnen und Schüler in das nivellierte System der Vergleichsarbeiten hinein. Die Leistungen der Schüler werden anschließend landesweiten Vergleichen unterworfen. Da weiß doch die linke Hand nicht, was die rechte tut, könnte man meinen.

Das hat aber System, weil die reine Lehre des neoliberalistischen Weltbildes, entworfen von Bertelsmann, ein Rankingsystem verlangt. Alle Bildungsbereiche sind dem unterworfen, von der Grundschule bis hin zur Universität. Stichwort: Evaluation.

Die individuelle Förderung ist nur die andere Seite dieser Medaille. Man möchte so viel als möglich aus dem Individuum an Verwertbarem herausholen. Doch die Individualisierung der Lernprozesse kostet Geld, und zwar eine Menge Geld, weil hierfür konkrete Personen, nämlich Lehrer notwendig sind. Das ist man nicht bereit auszugeben. Deshalb kommen die Kolleginnen und Kollegen in das Dilemma. Die Forderungen der Politik sind nicht erfüllbar. Bei nicht wenigen Lehrern führt diese Forderung zu schlechtem Gewissen und deshalb auch in die Überarbeitung hinein, die letztendlich im Burnout enden kann.


Von oben gesehen...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ishaa Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.02.2009 22:36:22

...passen die beiden Dinge sogar ungeheuer gut zusammen. Die Vergleichsarbeiten dienen sozusagen der Kontrolle der individuellen Förderung. Wir kriegen also vor die Nase gehängt, was eigentlich geschafft werden müsste, und wenn unsere Schüler das nicht gut hinkriegen, sollen wir uns an eben diese Nase fassen und überlegen, was wir falsch gemacht haben. Das geht sehr deutlich aus den Hinweisen für den Umgang mit den Ergebnissen von Lernstandserhebungen hervor. Läuft immer darauf hinaus, dass eben mehr individuell gefördert werden muss.
Außer den oben schon genannten Hindernissen für eine wirkliche individuelle Förderung ist es leider auch noch so, dass viel Zeit für "Learning for the test" vergeudet wird, da ja nicht gewünscht wird, dass die eigene Schule im Vergleich schlecht dasteht.

ishaa


Für LSE/VerA lernenneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bger Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.02.2009 23:55:51

Laut Durchführungsanleitungen ist es nicht gewünscht, dass die Schüler speziell auf die Tests vorbereitet werden... Ob "die da oben" das wirklich glauben?
Im Übrigen muss ich ishaa Recht geben - schließlich müssen die Ergebnisse der Lernstandserhebungen ausgewertet und in der Fachkonferenz besprochen werden. Dann muss ein Bericht über die daraus gezogenen Konsequenzen, z. B. Fördermaßnahmen, verfasst werden. So ist das jedenfalls in NRW.


Zeitfaktorneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ysnp Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 01.03.2009 12:05:52 geändert: 01.03.2009 12:06:52

Es ist schon vieles auf den Punkt gebracht worden...
ergänzend:

- die individuelle Förderung kann gar nicht klappen, weil wir eines nicht haben, das ist ZEIT.

- jedem Schüler sein eigenes Lerntempo - das geht gar nicht, bei den Stoffanforderungen, die der Lehrplan und die Vergleichsarbeiten verlangen

- das Gegenteil ist der Fall: wer die Vera ernst nimmt, hetzt durch den Stoff

- letztendlich sollen wir das, was wir im Vorfeld der Vera durch Hetzerei nicht geschafft haben, bei Schülern, die dort aufgrund der wenigen Zeit nicht mitgekommen sind, nachholen
---------

alles in allem:

Sieht man mal das "Gesamtpaket" mit den neuen Unterrichtsformen und vielfältigen Kompetenzvermittlungen- ich spreche hier von der Grundschule - genauer an, dann passt die Vergleicherei, sei es durch Vergleicharbeiten oder klasseninterne Leistungserhebungen in Form von Tests, Proben usw. mit gleichen Aufgaben ohne Differenzierung gar nicht in das Konzept, denn der eine Schüler schafft die Anforderungen in der geforderten Zeit, der andere schafft sie nicht, weil ihm die Zeit fehlt, ein dritter wird darüber hinaus ein gewisses Anforderungsniveau nie schaffen.


Abschlüsseneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bger Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 01.03.2009 17:28:05

Im Grunde genommen muss man heute von Anfang an die Abschlussprüfungen im Auge haben. Wenn man jedes Schuljahr Zeit verliert, summiert sich das ganz schön... Daher können wir ein individuelles Lerntempo eigentlich gar nicht zulassen. Im Endeffekt bedeutet das, dass die Schüler nach Klasse 4 in die Schulart einsortiert werden, die vom Lerntempo her am ehesten passen.


konsequent weitergedacht ...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: amann Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 02.03.2009 15:26:16

... müsste das heißen:
individualisiertes Lernen kann nur funktionieren, wenn man Abschlussnoten durch Eingangstests für die nächsthöhere Stufe ersetzt (wie es z.B. in Finnland der Fall ist). Oder aber die Auswahl findet im allerletzten Glied, nämlich am Arbeitsmarkt, statt. Oder sie findet auch dort nicht statt, dann könnten eine Menge Leute auf Posten landen, die sie nicht bewältigen können. Siehe die Diskussion über VERA nebenan.


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