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Forum: "die bösen lehrer (österreich)"
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| die bösen lehrer (österreich) | | von: panter
erstellt: 10.03.2009 19:42:29 |
Erst mal ein Hallo an alle
Hier in Österreich ist gerade eine große Diskussion entbrannt, weil unsere Unterrichtsministerin fordert, dass LehrerInnen zwei Stunden in der Woche länger in der Klasse stehen sollen, um einen Solidarbeitrag wegen der Wirtschaftskrise zu leisten, um so Geld sparen zu können für diverse Bildungsreformen. Jetzt haben sich viele, viele LehrerInnen darüber aufgeregt und die Gewerkschaft hat mit Streik gedroht. Die Medien stellt unseren Berufsstand mehr als schlecht dar (faul, inkompetent usw.), was natürlich ein gefundenes Fressen für die breite Bevölkerung ist, die nun keine Gelgenheit auslässt, um auf uns herumzuhacken.
Ich persönlich hätte kein Problem damit, länger zu arbeiten, obwohl es jetzt eh schon anstrengend genug ist. Aber ist es echt ein feiner Zug von unserer Frau Ministerin uns ihr Vorhaben über die Zeitung mitzuteilen? Stehe eines Tages auf und lese als Schlagzeile "Lehrer müssen zwei Stunden mehr arbeiten"
Ist es da nicht verwunderlich, dass man sich aufregt? Ich bin mir sicher: Hätte sie sich auf normale Art und Weise mit uns in Verbindung gesetzt ( Brief an alle Schulen, Infoveranstaltung etc., aber nicht über die Zeitung), hätte sie nicht so großen Widerstand.
Mich interessiert nun, wie andere Kollegen aus Österreich darüber denken, bzw. wie die deutschen Kollegen die Sache beurteilen würden. |
| die faulen Lehrer | | von: caldeirao
erstellt: 11.03.2009 00:09:27 |
da kann man Euch Österreichern ja nur Beileid schenken. Aber diese Diskussionen gibt es in D auch von Zeit zu Zeit.
Zum Artikel, der ist natürlich sehr gut. In Brandenburg würde das mit dem Überhang wahrscheinlich so geregelt sein, dass jeder 2/22 auf sein Gehalt verzichten müsste. Man dürfte zwar weiterhin nur 20 Stunden arbeiten, bekäme aber nur 20/22 Gehalt. So passiert mit den GS-LuL die fast alle in Teilzeit waren und dessen Stundenzahl von 27 auf 28 erhöht wurde. Aber kaum einer hat die Stunde mehr gearbeitet.
Man kann Euch nur empfehlen, wehrt Euch. Von den Bankmanager kann man ja auch nicht erwarten, dass sie auf ihren Bonus verzichten. Die haben zwar Millarden in den Sand gesetzt, aber das macht ja nichts und so viele Nullen kann eh keiner zählen. Haben die LuL wieder schlecht gearbeitet.
Aber vielleicht war das auch wieder die Nummer, wir treiben mal eine Sau durchs Dorf und gucken, wie alle reagieren. Das Porzellan, was dabei zu Bruch geht, kann man ja wieder kleben. Und wenn der Widerstand zu groß wird, na dann lässt man es halt. War ja nur ne Idee.
Ich wünsche Euch jedenfalls viel Glück und Kraft und ein positives Ende. |
| Niedersachsen | | von: jamjam
erstellt: 11.03.2009 08:21:05 geändert: 11.03.2009 08:22:58 |
Hier arbeiten alle Lehrer unter 50 2 Stunden mehr die Woche (das sogenannte Arbeitszeitkonto), dass geht inzwischen soweit, das einigen Kollegen nicht mehr bewusst ist, dass sie als reguläre Arbeitszeit 24,5 Unterrichtsstunden und nicht 26,5 haben.
Keiner weiß wann und in welcher Form dieses Geld zurückgezahlt wird.
Diese Mehr-Arbeitszeit hat folgende Auswirkungen für Kollegen unserer Schulform (Berufsschule).
- eine Klasse, also 30 Schüler, mehr (denn wir sind oft nur mit 2-4 Stunden in einer Klasse eingesetzt)
- 30 Namen mehr (bei ca. 200 neuen Schülern jedes Jahr ist es eh schon schwer individuell auf einzelne einzugehen, wenn man sich denn ohne Fotos an die Namen erinnert)
- 3-4 Arbeiten pro Jahr mehr
- mind. 1-2 Stunden pro Woche mehr Vor- und Nachbereitungszeit
- mindestens vier Konferenzen pro Schuljahr mehr
etc.
Ich persönlich favoriesier auch ein Modell mit einer wöchendlichen Anwesenheitspflicht von z.B. 45 Stunden dazu offiziell nur eine Woche Herbst-, Weihnachts- und Osterferien (in der Realität nutzt man die Ferien ja sowieso zur Korrektur von Arbeiten - diese Ostern habe ich wieder 4*30 auf meinem Tisch und ich bin eine Teilzeitkraft!)
und eine Woche weniger Sommerferien (auch die verbringt man jetzt schon mit Vorbereitungen des nächsten Schuljahres.
Dann komme ich auf eine Jahresarbeitszeit von 45*(52-9)=1843 Stunden. (Vergleich 40 Stunden Woche, 6 Wochen Urlaub: 40*(52-6)=1840.
Das wären auf jeden Fall nicht mehr als ich derzeit als 2/3 Kraft arbeite. Und ich habe am Wochenende und Abends Feierabend (oder noch besser darf Abends in meinem Büro in der Schule arbeiten und Unterricht vorbereiten).
Diese Diskussion über die faulen Lehrer sollte langsam mal vom Tisch.
Ich führe sie übrigens nicht mehr. Ich habe einfach angefangen meine Arbeitszeiten offen zulegen, gegenüber den Schülern, Eltern und Nachbarn. Nach zwei Jahren haben die volles Verständnis für die harten Arbeitsbedingungen: Und die faulen Kollegen gibt es halt in jedem Job. Und dass der Staat da nicht mal mehr Geld investiert.
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| der artikel | | von: panter
erstellt: 11.03.2009 13:40:42 |
ist echt super...danke für den Link.
Was mich ja noch riesig ärgert, sind die ganzen Leserbriefe aus den Zeitungen. So nach dem Motto: Warum regen die sich denn auf? Haben eh ständig frei und vorbereiten? Wozu...es gibt ja den PC => ein Arbeitsblatt erstellen und 50 Mal verwenden.
Nachdem ich all dies gelesen hab, dachte ich mir oft, irgendwas hab ich falsch gemacht...wieso sagt mir keiner, dass ich in einer 2. Klasse, die nur aus einer 3. Leistungsgruppe besteht, dasselbe machen kann, wie im Vorjahr? Ist also egal das die letzte 2. Klasse nur 1. und 2. Leistungsgruppen hat.Gut zu wissen.
Und was natürlich in den Medien keiner erwähnt, sind der C-Topf und die Junglehrer. Ich unterrichte erst seit 4 1/2 Jahren. Wenn es durch geht mit den zwei Stunden müssen allein in meiner Schule drei Lehrer gehen. Ich bin natürlich darunter. Das heißt für mich: neue Schule und neuer Kampf
Ich bin schon so sauer und demotiviert, dass ich mich nicht mehr traue in der Öffentlichkeit zuzugeben, dass ich Lehrerin bin. |
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