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Forum: "Elsbeth H.N.s bildungspolitische Dreistigkeiten"
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 | Elsbeth H.N.s bildungspolitische Dreistigkeiten |  | von: rhauda

erstellt: 20.04.2009 17:04:24 geändert: 20.04.2009 17:06:59 |
Ich kann gar nicht so viel essen wie ich speien möchte:
Ganz frisch auf den Tisch bekam ich heute die Ergebnisse der Klausurtagung der Nds. Landesregierung zur Bildungspolitik auf den Tisch.
Mein Fazit:
Der Wolf hat den Schafspelz abgeworfen und zeigt seine Fratze:
#noch stärkere Verzahnung mit Hauptschule und Berufsbildenden Schulen
#Verstärkte Herstellung der Ausbildungsfähigkeit
#verstärkte Praktika
#eine Werbeaktion für Fachhochschulen (da könne man ja auch Abi machen, es müsse ja nicht das allgemeinbildende Gymnasium sein)
# Wirtschaft denkt, dass ... , Wirtschaft braucht..., Betrieben wollen...
# die Wirtschaft begrüßt unsere bildungspolitischen Veränderungen
# Schwerpunktbildung im Wahlpflichtkurbereich(mindestes 2 aus den Bereichen Technik, Wirtschaft, Soziales und Fremdsprachen)
Ich stelle hierzu fest:
Die Landesregierung verabschiedet sich vom Durchlässigkeitsprinzip, das Allgemeinbildende Gymnasium (das ca. 20-25% unserer Schüler aufnimmt), kommt nur noch am Rande vor.
Propagiert werden die Fachgymnasien. Klar. ist ja billiger. Da müssen die Realschüler ja auch nicht die 10. Klasse wiederholen - und schon ist eine Scharte der letzten Schulreform wieder halbwegs ausgewetzt. Und hatte ich schon gesagt, dass es billiger ist?
Der Homo Oeconomicus hat Saison. Realschulen sind nur noch für Fabrikfutter zuständig. Die Wirtschaft diktiert, was Inhalte zu sein haben.
Interessant sind die Bereiche zur Schwerpunktbildung:
der musisch-kulturelle Teil findet nicht statt. Wer braucht schon kulturelle Bildung in der Wirtschaft. Ist auch billiger, denn Lehrer für diese Fächer gibt es nicht.
Die viel beschworenen so nötigen Naturwissenschaften und Mathe kommen auch nicht vor. Das liegt aber daran, dass die Lehrer nicht da sind. Und es ist natürlich billiger. Was man nicht an WPKs braucht, kann man woanders einsetzen. Dann muss man auch keine neuen MINT-Lehrkräfte ausbilden und einstellen.
Ach ja - Technik-Schwerpunkt. Wir haben ja auch tausende von Technik-Lehrern ausgebildet in den letzten Jahren. Nicht.
Genial einfach:
Man ändert seine Stundentafel und die Lehrinhalte, indem man Mangelfächer kürzt, schon hat man kein mangelfach mehr.
Und wir merken das gar nicht. Wir dummen Lehrer.
Und für die, die es DOCH merken, kommt DER HAMMER:
Unser aller Elsbeth H-N. lässte das neue Schulgesetz nicht von der Regierung ins Landesparlament einbringen, sondern von der Fraktion. Der Vorteil ist, dass es nicht in die Anhörung muss.
Die Gewerkschaften, die Schülervertetungen und die ELternvertretungen gucken komplett in die Röhre und haben nix zu sagen.
Demokratie live. |
 | Es ist ja leider so |  | von: bernstein

erstellt: 20.04.2009 22:55:25 geändert: 20.04.2009 22:57:14 |
dass diejenigen, die eigentlich am besten wissen (sollten), was wichtig ist in der Schule, die geringste Macht haben von allen, die äußeren Rahmenbedingungen entscheidend zu gestalten.
Vor lauter Bemühen darum, unter widrigsten Bedingungen die Schule mit den eigenen Möglichkeiten im engsten Rahmen menschlich zu gestalten, haben wir / nehmen wir uns kaum Zeit (Resignation?), aufzumucken gegen die immer schlechter werdenden Bedingungen.
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Nachtrag:
Auch die "normalen" Gymnasien werden im Zuge von G8 kulturell / musisch ärmer, da das Soll an Stunden pro Schuljahr größer wird und immer weniger Platz im Stundenplan bleibt für musische Aktivitäten. Anträge, für Musik-AGs eine feste Schiene im Stundenplan zu einer vernünftigen Zeit zu verankern, werden häufig mit dem unkreativen Totschlagargument "Geht nicht" abgeschmettert.
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
erstellt: 21.04.2009 12:42:19 |
für die Entwicklung im System sind die Meinungen einer Juristin mit schlechten Beratern und des Landesrechnungshofes. Solange es nur um Geld geht, um "gerechte Verteilung der Mittel" (gerecht für wen?), wo sollen da pädagogische sinnvolle Maßnahmen herkommen?
Und wie bernstein schon schrieb, durch die Flut der Verschlechterungen sind wir vom KuMi dermaßen gut mit Mangelverwaltung beschäftigt, dass wir weder Zeit noch Kraft haben, uns effektiv zur Wehr zu setzen. Ich hab immer gedacht, dass ich einen Beruf ergriffen habe, in dem ich das Beste für Kinder tun kann. Aber je weiter es mit den politischen Entscheidungen gaht, desto mehr muss ich daran zweifeln, ob irgendwer in der Bildungspolitik überhaupt will, dass ich das Beste tue. Das Nötigste scheint ja gut genug zu sein.
Nein, ich habe noch nicht resigniert. Aber es frustet mich von Jahr zu Jahr mehr. |
 Beitrag (nur Mitglieder) |
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