Etwas Wahres ist an allem dran.
1. Jahrgangsmischung bietet hervorragende Möglichkeiten,
wenn
sie nicht als Sparmodell umgesetzt wird.
Und das passiert bei uns in Berlin. Ich habe mit 27 Schülern in 1/2 angefangen, 1 Stunde pro Woche, in der die 2. Klässer alleine waren.
Sonstige Teilungsstunden = Vertretungsreserve.
Einschulung der 5 1/2-jährigen, keine Zurückstellungen, keine Stunden für Lernbehinderte oder Verhaltensafällige Schüler in den ersten beiden Jahren - außer 2 Std. pro Woche sog. "Temporäre Lerngruppe", die der Prävention und Föderung o.g. Schüler dient = Vertretungsreserve.
Erzieherstunden gibt es bei uns viele.
Inzwischen hat die Schulleitung nach 3 Langzeiterkrankten verstanden, dass sie uns unterstützen muss und tut dies auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Das passiert aber längst nicht an allen Schulen.
Dennoch: Ich finde in meiner Gruppe profitieren viele Kinder, leistungsstarke und -schwache. Einen Leistungsrückgang insgesamt beobachten wir auch, er lässt sich aber nach unseren Erfahrungen nicht auf die Mischung schieben, sondern darauf, dass
unsere Schüler jünger sind und manche Lernprozesse etwas mit Entwicklung zu tun haben.
auch die Schüler, die so alt sind wie "früher" nicht mehr so entwickelt sind wie "früher" und von daher auch nicht so lernfähig.
2. Ich komme viel weniger dazu tatsächlich Kinder einzuführen, anzuleiten, mich ihnen intensiv zuzuwenden ...
Ich muss viel mehr organisieren, disziplinieren, kontrollieren ...
In mancher Hinsicht klappt das sehr gut, in mancher aber auch nicht.
Schwierig ist es vor allem mit den Schülern, die ohne intensive Begleitung gar nicht ins Arbeiten finden. Das sind meine "Sorgenkinder".
Eine ander interessante Beobachtung habe ich in diesem Jahrgang gemacht: Ich habe viele hoch-leistungsfähige (junge) Kinder, die aber in sozialer und psychicher Hinsicht noch keine "Schulkinder" sind (Herr Winterhoff lässt grüßen). Das hat ebenfalls nichts mit der Mischung zu tun. Durch die Mischung können sie sich aber schneller mehr Wissen aneignen (leistungsfähig sind sie ja), aber die Situationen, die sie für ihre psychische und soziale Entwicklung brauchen, finden sie "nur" in ganz normalem Maße - d. h. die Diskrepanz wird größer.