Was hier zu diskutieren wäre, ist:
Was soll eigentlich bewertet werden? Ist die Klassenarbeit oder alternative Klassenarbeit eine Feststellung des Lernstandes, der dann einem Bewertungsschlüssel unterzogen wird?
Soll die Zensur hinterher einem Unbeteiligten zeigen, welche Kenntnisse und Fertigkeiten jemand erworben hat?
Genau da habe ich so meine Probleme. Es stellt sich immer die Frage, in wie weit die geleistete Arbeit wirklich die der Schüler alleine ist und ob das, was dort "vorgeführt" wird, überhaupt dazu geeignet ist, festzustellen, welche Kenntnisse und Fertigkeiten sich jemand erworben hat.
Ich habe gerade so etwas in meinem eigenen Unterricht leidvoll erfahren müssen. Nicht, weil die Leistungen schlecht gewesen wären, sondern weil die so gut waren, dass sie eigentlich nicht dem echten Lernstand der Schüler entsprechen. In diesem Fall ging es um eine Arbeit, die als "Alternative" zu einer Klassenarbeit gedacht war.
In der English-Unit "The Future" sollten die Schüler sich eine Erfindung ausdenken, die es in vielleicht 50 oder 100 Jahren geben könnte. Sie sollten sie auf einem Plakat darstellen, das Plakat gestalten, einen Kurzvortrag darüber halten, wie die Erfindung funktioniert, welche Vorteile sie bietet, für wen sie geeignet ist, eventuell ein Modell basteln. etc. etc.
Das alles war für insgesamt 3 U-Stunden vorgesehen.
Ergebnis: die Plakate waren richtig gut, die Vorträge bei vielen fast fehlerfrei, weil viele sich nachmittags von Nachhilfelehrern und Oberstufenschülern hatten helfen lassen, die Texte auswendig gelernt hatten, damit sie sie in der nächsten Englischstunde aufs Plakat bringen und frei vortragen konnten.
So weit so gut/schlecht. Die Vorträge waren spaßig, qualitätsmäßig klasse.
Nur: Diese Leistung können sie größtenteils niemals abrufen bei einer Klassenarbeit oder bei einem Gespräch mit einem native speaker oder bei einer Situation, wo sie in einer Firma ein kurzes Telefongespräch führen sollten.
Die Schüler selbst hatten einen Heidenspaß an der Arbeit, die Präsentationen waren kurzweilig.
Sie haben gelernt, wie man gut präsentiert und geübt, wie man ein Plakat gestaltet. Sie haben neue Vokabeln kennen gelernt, und englische Texte memoriert, etc.
Trotzdem: als Maßstab für die Bewertung eines Leistungsstandes war das alles nicht geeignet.
Das alls erinnert mich ein wenig an die Diskussion "mündliche Leistungen" - sehr problematische Grundlage für die Erteilung von Versetzungs- und Abschlussnoten, bie denen wir Fähigkeiten und Fertigkeiten zertifizieren.