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Forum: "Muss man lesen!"
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| Muss man lesen! | | von: rhauda
erstellt: 08.09.2010 18:41:55 |
http://www.bildung-wissen.eu/tagungen.html
Hier finden sich wunderbare Aufsätze/Vorträge zum derzeitigen Kompetenzbegriff, Bildungsstandards,etc.
Besonders Ladenthins Vortrag ist ein Lesegenuss! |
| Genuss? | | von: ishaa
erstellt: 08.09.2010 23:43:52 |
Hab' jetzt nicht alles gelesen, merke aber, wie mir schon wieder der Kamm schwillt. Ich denke ich verdränge den ganzen Schwachsinn in meiner tagtäglichen Arbeit ganz gerne. Die Beiträge machen mir aber wieder bewusst, wieviel Zeit ich zusätzlich zu dem, was ich für nötig erachte, aufwende, um der Form Genüge zu tun.
Im Alltag stoße ich immer wieder darauf, wenn wir Referendar/in/en und Praktikant/in/nen dauernd erklären, dass dies und das und jenes, das für unsere HS-Kinder in übergroßen Klassen unabdingbar ist, natürlich absolut out und verpönt ist und keineswegs in Lehrproben gezeigt werden darf....
Gibt es für Psychologen eigentlich auch so eine Outputorientierung in vorgegebenen Zeitrastern, völlig unabhängig von der Disposition der Klienten zu Beginn der Therapie? Ist wahrscheinlich auf dem Wege. Würde die ganze Sache ja auch vereinfachen. Wie bei uns |
| @Lupi | | von: missmarpel93
erstellt: 10.09.2010 16:36:16 |
Dann kommen wir aber zu Thilo S., dem zukünftig ehemaligen Bundesbankdirektoriumsmitglied.
Der sagt ja auch stark vereinfacht, doofe Eltern bekommen doofe Kinder. Vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Diskussion in wie weit Intelligenz vererblich und in welchem Maße von äußeren Faktoren (Umwelteinflüssen) abhängig ist.
Der stark verkürzte Ausgangspunkt ist insofern richtig, als Eltern mit geringer Erziehungskompetenz eben nur wenige äußere Anreize geben. Dahin gegen werden Kleinkinder in bildungsnahen Haushalten stärker gefördert, da es mehr Anreize gibt. Diesen Unterschied kann nicht einmal mehr die Grundschule ausgleichen, was die Chancengleichheits- und Bildungsgerechtigkeitsfanatiker auf die Barrikaden treibt.
Und jetz kommt der große Auftritt der Bildungsgurus, die die Methoden des frühkindlichen sozialen Lernens (abgucken, nachmachen, gemeinsam machen etc.) in den Klassenraum übertragen. Im Prinzip richtig nur leider zu spät, dies hätte bereits im Vorfeld also ab dem dritten Lebensjahr in der Kita erfolgen müssen.
Der Ansatz Kinder stark zu machen, damit sie ihren Standpunkt vor der Klasse vertreten ist gut und richtig. Er nutzt nur nix, wenn die entsprechenden Schüler nix zu sagen haben und von daher das Maul halten. Es sind ja nicht die leistungsstarken Schüler, die sich in GL aus einer Diskussion heraushalten, sondern zumeist die ansonsten lautstarken, selbstbewussten coolen Checker, die nix sagen, da sie nix peilen.
In sofern bringt der Methodenzirkus wirklich nichts. |
| Studienseminar vs. Realität | | von: missmarpel93
erstellt: 11.09.2010 07:23:11 |
Aber das ist doch nichts Neues.
Ein Studienseminar ist eben eine Art Paralleluniversum, in dem die "Gottheiten" das Maß aller Dinge sind. Und wenn diese Götter von Gottvater oder Mutter, wer eben gerade das KuMi besetzt hält, angewiesen werden neue didaktische Säue durch das Dorf zu treiben, dann werden sie es tun. Wer will schon ohne Not eine A15-Stelle aufgeben.
Und den Referendaren bleibt zu lernen,
"wess' Brot ich ess, des Lied ich sind".
Wer flexibel ist, kriegt das hin, wohl wissend, dass er nach bestandener Prüfung und Übernahme den didaktischen Leitlinien innerhalb des neuen Kollegiums anpassen "kann".
Wer Rückgrat für wichtig hält, muss ja nicht unbedingt in ein Studienseminar gehen und es dort auch noch zeigen wollen. Was nützen Märtyrer? |
| @lupenrein | | von: missmarpel93
erstellt: 11.09.2010 15:25:12 |
Ich habe Sarrazin auch lediglich als Aufhänger meines Posts genutzt und dahingehend interprätiert, dass seine provokanten Thesen auf weitere Bevölkerungsteile ausgedehnt werden müssen.
Wir stehen in der Bildungsdiskussion doch vor der bescheuerten Situation, dass der Mainstream fordert, die Wahl der weiterführenden Schule den Eltern zu überlassen und dass die Selektion am Ende der Grundschule ganz fürchterlich ist. Die Politik folgert daraus, dass die verbindlichen Grundschulgutachten des Teufels sind und die Selektion sich erübrigt, wenn alle länger gemeinsam lernen. Gleichzeitig tobt unter den Bildungsexperten ein Streit um die Frage, zu welchen Teilen ist Intzelligenz vererbbar und zu welchen Folge von äußeren Einflüssen. Die Mehrheit geht von der Sozialisation als wichtigsten Faktor bzw. allein bestimmenden Faktor aus.
Folgerung, die Kinder müssen früher gefördert werden. Da es sich aber kein Politiker erlauben kann, Front gegen die Eltern zu machen und eine verbindliche Kindergartenpflicht einzuführen, wird man demnächst Zweijährige selektieren müssen. Entweder ist ihr häusliches Umfeld bildungsnah, dann braucht es in keine Kita, oder die Eltern können aus welchen Gründen auch immer ihr Kind nicht ausreichend fördern und es muss in die Kita.
Lehrern wird nicht zugetraut, dass sie richtige Schulempfehlungen für 10-jährige aussprechen können, wer soll also entscheiden, ob ein Kind zuhause bleiben oder in die Kita muss?
Die allgemeine Kindergarten- und Vorschulpflicht ab drei kannst Du in D vergessen. Da ist der Konflikt um die Gemeinschaftsschule ein harmloses Geplänkel im Vergleich zu dem, was da losbrechen würde.
Vor diesen Hintergründen ist der Kampf um Outputorientierung und Methodenspielereien und Kompetenzentwicklung ein absoluter Nebenkriegsschauplatz. Es geht um die Zweiklassengesellschaft, wobei die Mehrzahl der Migranten aus bestimmten Regionen eher der Unterschicht zuzuordnen ist. In dieser Unterschicht gibt es aber auch eine Vielzahl deutscher Familien. Und die haben mit den Migranten eines gemeinsam, auf Grund von Bildungsdefiziten auch im sprachlichen Bereich (geringer Wortschatz) können sie nicht am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilhaben, was sich wiederum auf ihre Kinder überträgt. Hier Chancengerechtigkeit einzufordern ist zwar richtig, bedeutet aber eben auch, dass in die Elternrechte aller Familien in allen Schichten eingegriffen werden muss.
Wenn die lieben Kleinen ab dem 3. Lebensjahr gemeinsam lernen, dann kann man sie im Alter von 10 Jahren trennen und ihnen unterschiedliche Bildungsgänge anbieten. Es muss nur sichergestellt sein, dass beide Wege zu formal vergleichbaren Schulabschlüssen führen. Die Schulabschlüsse müssen aber deshalb nicht die gleichen sein. |
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