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Forum: "Zentralabitur"
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| Zentralabitur | | von: bernstein
erstellt: 03.07.2004 17:55:01 |
Ab dem Schuljahr 2005/2006 führt das Land Niedersachsen das Zentralabitur durch, von dem ich selbst noch nicht direkt betroffen bin, da ich keinen Kurs in dem Jahrgang haben werde. Dennoch interessieren mich die Erfahrungen der Kollegen aus BaWü und Bayern, und zwar aus eurer Sicht als Lehrer sowohl als auch aus der Sicht der Schüler, sofern ihr davon Kenntnis habt.
Weshalb ich das schreibe: Es wurde vor Ostern schon bekannt gegeben, aus welchen Themengebieten die Abithemen 2006 (!) sein werden, und das bevor die Schüler die Kurse wählen mussten. Da dies kein Geheimnis ist, kann ich es hier auch kund tun. Also in Musik heißt das Thema u.a. Schuberts Winterreise. Abgesehen davon, dass ich selbst das Thema zu stark eingeschränkt finde (Die Winterreise hat 24 Lieder und die Interpretation dieser Lieder kann man sich vorher privat entsprechend aneignen), habe ich auch die Befürchtung gehabt, dass die Themenwahl etliche Schüler davon abhalten würde, Musik zu wählen. Das ist zum Glück nicht eingetreten.
Ich weine echt der reichen Themenvielfalt hinterher, die wir einzelnen Lehrer imstande waren zu bieten. Was haben wir uns verbogen und angestrengt, um die Kurs-, Klausur- und Abithemen snappy, anspruchsvoll und ausgewogen zugleich zu gestalten! Und jetzt liegt die Verfassung eines (Musik-) Abiturthemas in der Hand eines, vielleicht zweier Fachberater, die allesamt Kollegen von mir sind, nur an anderen Schulen.
Liebe Kollegen, erzählt mir von euren Erfahrungen. Vielleicht isses ja doch nicht alles so schwarz wie es mir momentan erscheint.
eure
bernstein |
| Bangemachen gilt nicht! | | von: m.gottheit
erstellt: 04.07.2004 00:06:07 |
Meines Wissens ist es so, dass ein Abithema aus 2 Halbjahren genommen werden soll, heißt also, dass in den anderen beiden Halbjahren jeder machen kann, was er will. Findest Du das nicht auch sehr snappy? Also ich würde, wenn es mich beträfe (und auch mich in NRW wird es demnächst betreffen) den Pflichtstoff durchnudeln und fertig. Den Rest der Zeit würde ich mir schon so einteilen, wie ich es für richtig halte.
Meine Erfahrung ist, dass woanders auch nur mit Wasser gekocht wird, und wenn die Themen zentral gestellt werden, müssen sie auch sehr standardisiert sein, um für alle zuzutreffen.
So what says
m. gottheit |
| Zwar habe ich... | | von: ninniach
erstellt: 05.07.2004 20:15:13 |
...zur Zeit eher weniger mit Abitur zu tun, aber vor 10 Jahren habe ich in Baden-Würrtemberg selbst ein Zentralabitur geschrieben. Auch bei uns sah es so aus, dass schon zu beginn der letzten beiden Schuljahre, die im Kurssystem stattfanden, zumindest für manche Fächer bekannt war, welche Themen im Abitur drankommen könnten. Die Betonung liegt auf könnten, denn die Auswahl dieser so genannten Sternchenthemen war immer noch recht breit, beziehungsweise sie kam mir breit vor. In Deutsch gehörten zu diesen Themen "Die Iphigenie auf Tauris" und "Das Buch der Lieder". In Erdkunde war *eines* der Themen das Mittelmeerklima, aber es gab auch noch mindestens ein anderes. Mathe (Grundkurs) war meines Erachtens gar nicht festgelegt und für Fremdsprachen gab es einen Themenkatalog für die Landeskunde und eine Pflichtlektüre.
Ich denke, dass eine solche Orientierungshilfe notwendig ist, denn bei so einer zentrale Prüfung ist es wichtig, dass alle Schüler die Möglichkeit haben, sich auf die Themen, die drankommen, vorzubereiten. So hat mein Deutschlehrer zum Beispiel entschieden, dass wir lieber zu Gunsten einer ausführlichen Behandlung der Sternchenthemen auf eine andere Lektüre aus dem gleichen Zeitraum verzichten. Wenn man so gar nichts weiß, was drankommen könnte, steht man plötzlich bei jedem Thema unter einem enorm hohen Druck.
Es war auch keineswegs so, dass wir bei dem Rest einfach nur auf Sparflamme gearbeitet hätten. Ging auch gar nicht, denn schließlich haben die Noten aus diesen zwei Jahren schon einen Teil der Abiturnote ausgemacht. Einem breitgefächerten Unterricht stand da nichts im Wege, es war nur von vorne herein klar, dass bestimmte Themen extrem wichtig waren. Für mein Empfinden als Schüler hat das den anderen Themen jedoch keinen Abbruch getan.
Heute weiß ich nicht, wie ich von einem Zentralabitur denken soll. Einerseits wird da zwar bei jedem Schüler das gleiche abgefragt, aber ich habe den Verdacht, dass die Noten deshalb nicht unbedingt vergleichbarer werden. Der Unterricht ist ja immer noch von Klasse zu Klasse oder Kurs zu Kurs unterschiedlich. (An meiner Schule gab es zwei parallele Englisch LKs von fachlich völlig unterschiedlich qualifizierten Lehrern, die jedoch die gleichen Klausuren schrieben. Schon das allein fand ich als unbeteiligte mehr als unfair.) Die Frage ist also, was so ein Zentralabitur überhaupt bringen soll? Soll es die Noten vergleichbarer machen? Ich denke, das ist eine große Illusion, denn das geht einfach nicht.
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| was ich vom Zentral-Abi halte | | von: physikass
erstellt: 05.07.2004 23:15:49 |
Also ich bin ja Schülerin und gehöre zu dem ersten Jahrgang in NRW, der das Zentral-Abitur zu schreiben hat. Allein die Organisation des ganzen ist ja schon mehr als supertoll. Uns wurde gesagt, wir müssen ein Zentralabitur schreiben. Das wars. Wir haben dann für uns selbst logischerweise erschlossen, dass dieses Abitur dann wohl in ganz NRW geschrieben wird , dass die Lehrer, also wie bei den zentralen Parallelarbeiten, nix mehr zu sagen haben und dass wir uns ein gutes Abitur wahrscheinlich von der BAcke schmieren können. Denn wenn man ein ZEntral-Abi gut machne will, müssen sich die Lehrer an den Lehrplan halten, genau wie bei Parallelarbeiten. Die Parallelarbeiten (zentral) sollen dazu dienen, alle Schulen aus NRW auf einen Bildungsstandard zu bringen : NUR KOMISCHERWEISE FALLEN DIESE ARBEITEN IMMER UNGLAUBLICH SCHLECHT AUS?!?!?! Woran liegt das wohl? Es liegt daran, dass irgendwelche Leute von irgend ner Komission, die Null Ahnung haben, was bei uns in den Schulen abgeht, unsere Arbeiten stellen. Die gucken was im Lehrplan steht, suchen dazu n paar hübsche Aufgaben, die sich natürlich überhaupt nicht an den Aufgaben der Lehrbücher orientieren, aus, die dann wieder niemand lösen kann. Wieso sollte das Zentralabitur anders aussehen? Und an unserer Schule gibt es zwei Lehrer, die wir auf jeden Fall bekommen werden, die noch nie nach dem Lehrplan unterrichtet haben, total unfähig sind und uns sicherlich nicht in der Lage sind, uns auf ein ZENTRAL-Abitur vorzubereiten! Dummerweise unterrichten diese beiden Lehrer so ganz unwichtige Fächer wie Deutsch und Eglisch! Ich frage mich, was diese Spinner von der Regierung sich davon erhoffen! Die sollten nicht uns in den Arsch treten, indem sie uns von solchen Lehrern unterrichten lassen, sondern die sollten lieber mal die unfähigen Lehrer aussortieren und mehr auf Pädagogik und Fachdidaktik setzen, und die Lehrer, garde die älteren, mal öfter in Fortbildungen stecken, und zwar so, dass das ganze auch finanzierbar ist. Dann hätten wir vielleicht ne Chance auf Bildungsstandards, aber so bestimmt nicht! |
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