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Forum: "Ganztagsschuleltern mit leeren Konten"

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Ganztagsschuleltern mit leeren Kontenneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bakunix Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.12.2010 16:57:16

Ich arbeite an einer Ganztagsschule. Die Eltern unterschreiben eine Einzugsermächtigung für die Kosten des Mittagessens, und die Schulträger buchen das Geld entsprechend der Anzahl der eingenommenen Essen von den Konten der Eltern monatlich ab. Ein Essen kostet ca. 2,80 €, sozial Bedürftige zahlen 1 €.

Nun aber zeigt sich, dass an vielen GTS die Schulträger das Geld nicht immer einziehen können, weil nix auf dem Konto ist. Die Schulträger sind in einer moralischen Falle: Sperren sie die GTS-Kinder vom warmen Mittagessen aus, weil deren Eltern nicht zahlen, sind sie die Buhmänner. Die Lehrer nicht minder, denn sie müssten vor Ort dafür sorgen, dass die Kinder in der Mensa nichts zu essen kriegen. Lassen die Schulträger die Nichtzahler gewähren, handeln sie ungerecht gegenüber jenen, die das Geld monatlich berappen. Bliebe nur eine Gesetzesänderung mit dem Ziel des kostenfreien Mittagessens. Nur - ein solche ist nicht in Sicht.

Gibt es praktische Erfahrungen, wie aus den nichtzahlenden Eltern Zahler gemacht werden können, ohne dass die Kinder in Mitleidenschaft gezogen werden?


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von: rhauda Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.12.2010 17:13:26

Wie wäre es mit einer Karte, die in Vorkasse aufzuladen ist und das System bucht entsprechend ab?


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von: chrisch Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.12.2010 17:20:42

wir haben das Problem im Jugendzentrum (Hausaufgabenhilfe+ warmes Mittagessen) Was ist mit den offensichtlich sehr HUNGRIGEN Kindern, deren Eltern aus irgendwelchen Gründen den (ermäßigten) Euro einfach nicht zahlen? Lässt man sie zugucken? Die Eltern schert das nicht.


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von: klexel Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.12.2010 18:51:23

Schulzentrum hat eine Mensa, die von einem bundesweit agierenden Caterer-Service bestückt wird. Dort muss man mindestens 14 Tage im voraus sein Essen bestellen und hat eine Art im voraus bezahlte Kontokarte, die man beim Abholen des Essens vorlegt und durch einen Scanner zieht.
Abgesehen davon, dass fast nur Schüler aus dem benachbarten Gym die Mensa nutzen, weil sie für unsere Schüler für die kurze Mittagspause zu weit weg liegt, habe ich die Erfahrung gemacht, dass dieses Voraus-Plan-Abbuch-System entweder schriftlich vor Ort oder am PC von zu Hause den meisten Eltern zu kompliziert ist. Von unseren Schülern isst fast niemand dort.
Wir haben in unserer Schülerschaft auch eine Menge Schüler, bei denen es zu Hasuse ziemlich klamm im Portemonnaie ist. Also dieser Weg wird bei uns nicht angenommen, weil er zu umständlich und zu unflexibel ist. Allerdings gibt es dort auch keine reduzierten Preise für bedürftige Schüler. (Und das Essen ist eine Katastrophe)


Ketzerischneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: rhauda Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.12.2010 20:15:25 geändert: 20.12.2010 20:16:37

Mal ganz ketzerisch gefragt:

Warum sollte es kostenloses Essen geben? Kennt ihr ein Land in Europa, wo das so ist? Ich nicht.

Warum soll eigentlich eine Schule oder der Staat dafür zuständig sein, wenn Eltern das Essen für die Kinder nicht bezahlen, obwohl sie dazu ja in der Lage sein sollten.
Bei H4-Empfängern kostet das Essen 1 Euro. Das ist um LÄngen billiger als alles, was Eltern, deren Kinder keine Mensa zur Verfügung haben, zahlen müssten für irgendeine Art von Essen.

Auch 2,80 dürften eigentlich kein Problem sein bei Leuten, die über dem H4-Satz liegen.

Was ist der nächste Schritt? Kindern werden keine Schuhe gekauft und der Staat sorgt zusätzlich für Schuhe?
Wenn die Miete nicht bezahlt wird, ist das kein Problem, der Staat springt ein?
Was ist mit Waschmittel oder Zahnbürsten? Eltern müssen sich einfach um nichts kümmern und die Allgemeinheit zahlt?
Und: wo beginnt Hilfestellung? Wer H4 hat, kann alles Geld ausgeben, der Staat packt drauf? Wer 10 Euro mehr als H4 hat oder auch 200 Euro mehr als H4 bekommt seine Kinder auch versorgt, solange kein Geld auf dem Konto ist?

Wenn man die Kinder betrachtet, kann es einenm ja nur Leid tun. Trotzdem gibt es für alles Grenzen. Wir erziehen Eltern immer mehr zur Verantwortungslosigkeit und die geben es durch ihr negatives Vorbild an die nächste Generation weiter.

So darf das nicht laufen.

Warum könnte man Eltern nicht verpflichten, ihre Kinder am Mittagessen teilnehmen zu lassen und zieht das automatisch vom H4-Bezug ab? Geht natürlich nicht nicht. Da würde unser böser böser Staat ja in die Freiheitsrechte der Eltern eingreifen. Dass die Eltern massiv in die Rechte der Kinder auf einen vernünftigen Erhalt von Gesundheit und Ernährung eingreifen, interessiert keine Sau.

Wir sind leider ein Staat, der immer noch davon ausgeht, dass Kinder das Eigentum der Eltern sind und dass die Selbstverwirklichungrechte von Erwachsenen mehr wert sind als das Wohlergehen und die Gesundheit von Kindern.


Wir haben ein Bistro,neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: petty1412 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.12.2010 20:31:41

in dem man entweder bar oder über eine Karte, die 15 Euro im Voraus kostet, bezahlen kann. Damit können die Schüler dann im Bistro alles bezahlen. Sei es der Schoko-Riegel in der Pause oder das Mittagessen. Da gibt es immer zwei Varianten: ein Essen mit Getränk für 1,50 und ein etwas besseres Essen meist noch mit Salattellerchen für 3,80. Lehrer nehmen grundsätzlich die "bessere" Alternative, die meisten Schüler das "Schüleressen". Das Essen ist so lala, weswegen sich viele Schüler dann auch für ein Brötchen entscheiden. Ein normals belegtes kostet 1,20, die Baguette-Variante mit Schnitzel o.ä. gibt es für 1,80. Es kann also jeder für günstiges Geld satt werden. Funktioniert ganz gut.
Allerdings sehe ich dann immer wieder H4-Kinder, die nach kurzer Zeit ihre Karte leer haben und dann ein paar Tage Hunger schieben. Da fehlt es dann auch von zu Hause aus an Erziehung, wie man mit der Karte sinnvoll umgeht. Als Lehrerin drauf ansprechen kann ich die betreffenden Schüler aber auch nicht, weil sie sich dann ausgegrenzt fühlen (ich hab da ein paar Sensibelchen in der Klasse). Denn offen dazu stehen, wer H4 hat, möchte doch auch keiner. Kann ich irgendwie aber auch verstehen.


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von: palim Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.12.2010 15:05:59

Bei uns gab es mit einer Familie ein ähnliches Problem mit GAntagskindern im KiGA - das Ende vom Lied war, dass die Gemeinde das Geld nach Mahnung vom H4/Asyl-Geld abgezogen hat.
Daraufhin war der Vater noch wütender und hat seine Kinder vom KiGa abgemeldet. Jetzt haben sie keinen Kontakt zu anderen Kindern, was ja auch nicht gut ist.

Vielleicht gibt es ja nun bald Bildungsgutscheine und dann könnt ihr mit großem Verwaltungsaufwand davon das Essen bezahlen.
Auch ich fände es gut, wenn das Geld gleich von der Gemeinde einbehalten würde.

Palim


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von: frauschnabel Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.12.2010 17:33:48

bei uns muss das essen auch eine Woche vorbestellt werden und gleich bezahlt werden, was allerdings vom Klassenlehrer organisiert wird, da wir jedoch eine Klassenlehrerstunde haben, kann man das enstpannt und regelmäßig in diese Stunde legen, klappt gut bei uns!


Kostenloses Mittagessenneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bakunix Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 22.12.2010 13:48:09 geändert: 22.12.2010 13:51:22

@rhauda

rhauda schreibt: "Mal ganz ketzerisch gefragt: Warum sollte es kostenloses Essen geben? Kennt ihr ein Land in Europa, wo das so ist? Ich nicht."

Ich frage nicht ketzerisch zurück, aber es ist nicht immer sinnvoll, seinen eigenen Wissenshorizont als Maßstab zu verallgemeinern. Andere Länder legen in Sachen Kostenfreiheit und Qualität des Essens höhere Maßstäbe an als das in Deutschland der Fall ist.

Hier ein Beitrag von "Bildungsklick":

Kostenloses Schulessen in Schweden und Finnland

"Andere Länder sind in Sachen Schulverpflegung schon deutlich weiter. So sind in Schottland, Großbritannien und Frankreich verbindliche Standards zur Schulverpflegung vorgeschrieben, die zur Einhaltung von Nährwertempfehlungen verpflichten. In Schweden und Finnland steht für alle Kinder das Essen kostenlos zur Verfügung. In diesen beiden Ländern und in Frankreich ist der Verkauf von Limonaden und Softdrinks an Schulen untersagt. In Portugal steht jeder Schule eine Gesundheitsassistentin zur Seite, die die Schulen bei den Mahlzeiten berät und das Kiosk- und Automatenangebot kritisch überprüft."

Link: http://bildungsklick.de/a/55568/verbraucherzentralen-fordern-gesunde-schulverpflegung/


@bakunixneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: rhauda Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 22.12.2010 14:24:44 geändert: 22.12.2010 14:26:53

Gesund heißt ja nicht kostenlos! Kostenlos ist es in keiner unserer Nachbarländer, nicht in Großbritannien, nicht in Schottland, nicht in der Niederlanden oder Frankreich. Finnland und Schweden sind wie üblich die Ausnahmen.

Und noch Mal ein Wort zu Großbritannien: Es mag Verbindlichkeiten geben bezüglich Qualität und Nährwert (übrigens auf einen Kreuzzug von Jamie Oliver zurückzuführen, der beratend tätig war und teilweise hanebüchene Vorschläge durchgesetzt hat, die mit moderner Ernährunglehre wenig zu tun haben... die Politiker haben da einfach nur wieder die Popularitätsorgel gespielt: "Jamie sagt, dann müssen wir machen"). Alle Dinner halls, die ich kenne (und das sind nicht wenige), scheinen von diesen Standards nichts gehört zu haben. Das Essen dort ist weitgehend eklig. Bitte etweas genauer informieren.

Die Qualität hat aber nichts mit meiner Ausgangsfragen zu tun.

1)Warum sollte der Staat kostenloses Essen zur Verfügung stellen für diejenigen, die am Ende kein Geld mehr auf dem Konto haben, weil sie es für Anderes ausgegeben haben?

2)Warum soll es für alle kostenloses Essen geben?

3)Wo wollen wir die Grenze ziehen bezüglich des "Nanny-Staates"? Welche Verantwortlichkeiten wollen wir Eltern noch abnehmen?



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