Ferien
Die Zeit der Ferien rückt heran;
Nun darf, wer seine Pflicht getan,
Wohl auch ein kleines Reischen machen;
Der Schüler schwingt mit frohem Lachen
Den Hut zum Abschied und im Geh´n
Ruft er: Auf frohes Wiederseh´n!
Dann zieht er fort durch Wald und Feld,
Getrost in Gottes schöne Welt;
So wandert er mit frischer Lust
Und singt dazu aus voller Brust:
Die schönsten Punkte in dem Land
Sucht er zu zeichnen kunstgewandt.
Dann kehrt er heim mit leichtem Blut
Und hat zum Lernen frischen Mut.
Leonhard Diefenbach
Bastian in der Schule
Schaut, wie er´s in der Schule treibt,
so dass er stets der Letzte bleibt.
Die jüngsten Schüler wissen mehr.
Der gute Lehrer zürnet sehr;
doch Bastian denkt: Ei! zanke nur!
Ich schlaf, bis elf ist auf der Uhr.
Und das versteht er aus dem Grund,
er schläft und schnarcht die ganze Stund´.
Der Lehrer spricht in ernstem Ton:
O Bastian! du fauler Sohn!
Du bitterböses Bubenblut!
Du Tagedieb! Du Tunichtgut!
In deinem Kopfe sieht es aus
wie in dem leersten Schneckenhaus.
O Bastian! O Bastian!
Was wohl aus dir noch werden kann!
Heinrich Hoffmann
An euch Deutschlehrer
Oh nein, Herr Lehrer, bitte nicht!
Bloß nicht schon wieder ein Gedicht!
Es heißt zwar oft, dies müsse sein,
Ich sehs aber partout nicht ein.
Was ist der Grund für diese Qual,
dass man hier Verse ohne Zahl
in jugendliche Hirne zwängt?
Wir fühlen uns dadurch beengt.
Es scheint Ihnen ja viel zu bringen,
uns durch den Notendruck zu zwingen,
Lyrismen, die wir nicht kapieren,
ganz ohne Sinn zu repetieren.
In Formulierung und Gestalt
sind diese Texte meist so alt,
verworren und total geschraubt.
Das klingt doch heut nur noch verstaubt.
Dies Zeug, es ist so öde, spröde,
dass ich beim Lernen noch verblöde.
Die Hand aufs Herz, sist wirklich so,
ich bin mir sicher, dass dem Gros
von allen Schülern auf der Welt
Gedichtelernen auch missfällt.
So frag ich, warum tut mans dann?
Doch nicht, weil man nicht anders kann!
Oft wird der Lehrplan aufgeführt,
dort habe man es aufgespürt,
zumindest drei pro Jahr sollns sein.
Sonst sperrn sie wohl den Lehrer ein?
Auch würd das Hirn immens trainiert,
wenn mans mit Lyrik bombardiert.
Und nicht zuletzt dients der Kultur,
die braucht man halt fürs Abitur.
Vielleicht gefällt es auch der einen
oder anderen gemeinen
kleinen Lehrkraft, die sich weidet,
wenn ein armer Schüler leidet,
wenn er stotternd, leiernd, weinend
und jeden Rhythmus ganz verneinend,
dort vorne an der Tafel steht
und merkt, dass ihm der Text ausgeht.
Ganz ungeschützt steht er dann da.
Der Lehrer räuspert sich: Naja ...!
und gibt ihm noch ein paar Sekunden,
ein wenig wird er noch geschunden.
Dem, grad errötend, bald erbleichend,
scheint jedes Leben zu entweichen,
wo er doch grad noch lustig war.
Sein Scheitern wird jetzt offenbar.
Ist es nicht jedem so ergangen,
mit Zittern, Schlottern und dem Bangen,
habn nicht auch heutge Pädagogen
des Metrums Klang total verbogen?
Daher, ihr Lehrer, mein Appell:
Besinnt euch, überlegt euch schnell,
ob sie denn wirklich nötig sei,
die elendige Lernerei.
Die Antwort ahn ich leider schon:
Es tut mir wirklich leid, mein Sohn.
oder so ähnlich wird sie klingen.
Man wird uns also weiter zwingen.
Nur eins will ich zum Abschluss sagen:
Es soll ja keiner von euch wagen,
uns dies Gedicht hier aufzugeben.
Sonst könnt ihr wirklich was erleben!
Josef Memminger
Viel Freude damit!