Wie jedes Jahr sitze ich in den Ferien am Plan fürs nächste Schuljahr (Baden-Württemberg, Grundschule Klasse 3).
Ich studiere den Bildungsplan, wie jedes Jahr.
Den Bildungsplan find ich toll. Wenn ich die Kompetenzen anschaue, rufe ich "Ja, ja, ja". Ich träume von Schülern, die an ihren eigenen Themen arbeiten, von Projekten, an denen sich der Deutschunterricht und der MNK-Unterricht orientieren (für nicht Baden-Württemberger: "Mensch, Natur, Kultur"), von Schülern, die adressatenbezogene Texte schreiben, von Unterricht, der viel draußen oder im Museum etc. stattfindet.
Und dann lese ich die verbindlichen Inhalte, die ja nur 2/3 des Unterrichtsstoffs ausmachen sollen. Und mir wird schlecht. Ich rufe "Nein, nein, nein". Hinzu kommt, dass es immer weniger Zeit zum Unterrichten gibt. Hatte ich früher wirklich 7 Stunden Zeit für Deutschunterricht, schaffe ich jetzt nur noch 5, weil die restlichen Stunden für Organisatorisches, für Streitschlichtungen usw. draufgehen.
Was tu ich?
Möglichkeit A:
Ich streiche die Hälfte, löse mich von allen Büchern und gehe dafür in die Tiefe. Damit meine ich nicht, noch mehr Wissen in die Kinder reinzustopfen, sondern verschiedene Aspekte zu beleuchten, die Kinder selbst aktiv werden lassen, ihnen Zeit für Reflexion über die eigenen Lernfortschritte zu geben. Das dauert halt. Kompetenzen erreicht, Inhalte nur zur Hälfte.
Möglichkeit B:
Ich hake die Inhalte des Bildungsplans ab, verweile an jedem Punkt 1-2 Unterrichtsstunden. Inhalte abgearbeitet, Kompetenzen leider nicht erreicht.
Möglichkeit C:
Ich mache alles so wie seither und bin unzufrieden.
Möglichkeit D:
Ich gehe freiwillig ins Irrenhaus.
Im Moment befinde ich mich kurz vor Möglichkeit D.
Wie machen die anderen Baden-Württemberger das? Mut zur Lücke oder Augen zu und durch?
tanteerna