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Forum: "Heutige Familienstrukturen"
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| Heutige Familienstrukturen | | von: abcaf
erstellt: 24.10.2011 18:25:43 geändert: 24.10.2011 18:29:11 |
Anlass war ein Material, das m.E. zu wenig berücksichtigt, dass Familien heute anders und oft auch nicht heile sind. Ich hatte erst überlegt, einen Kommentar am Arbeitsblatt zu hinterlassen. Aber ich finde, das Thema sollte nicht nur von den "Downloadern" dieses Materials gesehen, sondern im Forum breiter diskutiert werden. Ich habe jedenfalls über die Forensuche zu entsprechenden Stichwörtern keine, nur belanglose oder uralte Einträge gefunden. Hier also der Kommentar, den ich hinterlassen wollte:
Denkt doch auch mal an die anderen Kinder ...
Als meine Tochter im 3. oder 4. Schuljahr war, wurde in der Schule ein Gedicht durchgenommen, in dem sinngemäß vorkam: ... und in deinem Bauch gefiel es mir auch. Danach wollte sie unter meinen Pullover kriechen und Baby spielen. Das durfte sie auch, nur aus meinem Bauch ist sie als mein Pflegekind nie herausgekommen.
Und es gibt Scheidungskinder, Adoptivkinder, verlassene Kinder, gequälte Kinder, Kinder deren Mütter unter mehr oder weniger schrecklichen Umständen umgekommen sind ... Da kann das Thema Mamas Bauch auch sehr schmerzlich besetzt sein. Manchmal sind leibliche Mütter einfach weg oder würden nichts erzählen, was das Kind wirklich hören möchte.
Die Lehrerin meiner Tochter hat das Problem gar nicht erkannt. Das wäre aber das Mindeste gewesen, was ich als Mutter erwarten hätte - und eine Idee, wie man mit den Beiträgen umgeht, denen keine "heile Kleinfamilie" zugrunde liegt.
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| Dieses Thema | | von: janne60
erstellt: 24.10.2011 19:23:36 |
behandelte kürzlich meine Referendarin in ihrem Religionsunterricht (wir machten spontan eine Verknüpfung zum Sachunterricht, Thema "ich und meine Familie").
Es wurde gefragt, wer alles zur Familie gehört und dann, mit wem die Kinder in einem Haushalt wohnen. Man konnte schön die ganze Bandbreite erleben: Es gab neben den üblichen Familienstrukturen Kinder ohne Vater, Kinder ohne Mutter, sogar ein Kind mit 2 Müttern (die lesbische Mutter ist mit einer Frau verheiratet, die in der Schülerakte als Co-Mutter geführt wird). Wir hatten uns im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wie wir auf evtl. Fragen eingehen würden. Ich denke schon, dass man als Lehrperson hier sensibel sein muss und gehe eigentlich davon aus, dass niemand wissentlich ein Kind abseits stellen würde. Allerdings weiß man nicht immer um die persönliche Situation jedes Schülers. Versehentlich in einen Fettnapf zu treten, würde mich persönlich sehr belasten.
Vor Jahren hatte ich mal einen Schüler, dessen Mutter hatte die Familie verlassen, und er litt wahnsinnig darunter. In dieser Zeit tat ich mich mit dem Thema Muttertag extrem schwer. |
| Ich war's ! | | von: riekling
erstellt: 25.10.2011 00:03:22 geändert: 25.10.2011 00:15:05 |
Ich habe dieses Interview von einer Klasse führen lassen, die ich seit 3 Jahren in allen Fächern (außer Mathe und Sport) unterrichte (habe sie in Kl. 2 "übernommen" und weitergeführt bis Ende der GS).
Ich kenne deren Familienstrukturen ziemlich genau und konnte daher abschätzen, dass das Interview nirgends eine Tragödie auslöst. Sorry, in jedem sachbuch der Kl. 4 werden Babyfotos eingeklebt, Gewicht und Größe notiert und ich weißnichtwas. Diese Fotos bekommen die Kinder i.d.R. zuhause von Mama oder Papa. Ich glaube kaum, dass die Eltern den Kindern nur wortlos in die Hand drücken, man redet doch darüber.
Zudem bin ich (als einzige Person in dieser Klasse!) selbst ein Adoptivkind, allerdings eines, das seit frühester Kindheit darüber bescheid weiß und damit nie ein Problem hatte. Ich habe den Kindern in meiner Klasse das sogar (kindgerecht) erklärt. Durch "Feuerwehr-Einsatz" in diversen Einzugsgebieten (von sozial schwach bis kleiner Vorort) kenne ich sehr wohl verschiedene Familienstrukturen und auch die damit verbundenen Schwierigkeiten.
Natürlich setzt der Einsatz eines Materials IMMER voraus, dass man sich Gedanken dazu macht, ob es zu der Lerngruppe passt.Die Kinder fanden es spannend und ich habe auch nicht von irgendwelchen Eltern gehört, dass sie sich als "Strichlisten-Opfer" gefühlt haben. Abgesehen davon, werden darin ja nicht hoch-intime Details abgefragt. Viele Fragen sind nämlich aus einzelnen Erzählungen der Kinder (als sie ihre Babyfotos mitbrachten) entstanden. Da erzählte dann ein Mädchen: "Meine Mama hat gesagt, sie hatte immer Hunger auf Dosenmais als sie schwanger war" und ein Junge wusste, dass "Mama ganz schöne Haare hatte" als sein jüngerer Bruder "unterwegs" war. Also, bitte... mal zu fragen, ob Mama sich schon vorher einen Namen ausgedacht hat oder sowas, sollte wohl kaum Schamröte ins Gesicht treiben.
Zudem können Fragen ja auch kurz und bündig (ja/nein) beantwortet werden.
Und nochwas: Ich bitte die Eltern immer, ins Aufgabenheft zu schreiben, wenn Hausaufgaben aus einem "echten Grund" (z.B. Krankheit, zu schwierig, fehlender Internetanschluss....)nicht erledigt werden konnten. Wenn in einem Ha-Heft etwas in dieser Richtung gestanden hätte, hätte ich die Auswertung in der Gruppe nicht gemacht (das war ja ein "Extra-Arbeitsblatt" und nicht auf dem selben AB), sondern einzelne Kinder vorlesen lassen. |
Beitrag (nur Mitglieder) |
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