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Forum: "Abbruch oder Weitermachen?"
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| Abbruch oder Weitermachen? | | von: steffimgn
erstellt: 20.01.2012 21:27:25 geändert: 21.01.2012 10:17:26 |
Hallo ihr Lieben,
ich möchte euch von meiner derzeitigen Situation berichten, bei der ich weder aus noch ein weiß und auf einen Rat hoffen, der mich persönlich auch weiterbringt. Wer nicht so viel Zeit zum Lesen hat, sollte vielleicht zur "jetzigen Situation" springen...
Ich beginne ganz von vorn...
schon in der ersten Klasse habe ich beschlossen, dass ich irgendwann einmal Lehrerin sein möchte. In der 7. Klasse entschied ich mich dann für die Fächer Mathematik und Physik und diesen Wunsch habe ich durch die ganze Schulzeit hindurch stets beibehalten. Deswegen war sowohl für mich, als auch für mein Umfeld klar, was ich werden würde. Gesagt, getan: so landete ich direkt nach dem Abitur im Studium o.g. Fächer. In der langen Pause zwischen Abi und Studium hab ich ein Praktikum im Kindergarten gemacht, zu Schulzeiten je eines im Kinderheim und eines in einer Förderschule.
Damals kam mir ein sozialer Beruf völlig richtig für mich vor.
Nun habe ich bereits 3 Jahre studiert, davon war ich 4 Monate am Stück in einer Schule, die ich mir nicht aussuchen durfte. (Das bedeutete jeden Tag 3h Hinfahrt und dank Express-Zügen 2,5h Rückfahrt). In dieser Zeit stand ich unter enormen Stress, aber letztendlich habe ich alles geschafft. Die Klassen mochten mich und ich habe wirklich das Gefühl, dass ich das Lehren beherrsche (natürlich ausbaufähig, aber die Grundbegabung ist eben da). Die Beurteilung meiner Kollegen an der Schule war sehr durchwachsen. Ich wurde als sehr gutmütig im Unterricht bezeichnet, dafür aber mit strenger Notengebung. Meine Schülerinnen und Schüler bewerteten mich auf meinen Wunsch auch. Sie meinten, dass ich zu wenig durchsetzungsfähig sei und zu leise spräche. Trotzdem habe ich nach diesem Praxissemester meinen Berufswunsch immernoch für richtig angesehen, doch langsam schlichen sich Zweifel ein.
Jetzige Situation:
Seit 3 Monaten ca. umschwirrt mich das Gefühl, dass ich völlig fehl am Platz bin. Meine Leistungen sind bestenfalls durchschnittlich, eher unterer Durchschnitt.
Die Motivation zum Studieren sinkt und beim Gedanken an das Referendariat wird mir übel. Die Vorstellung, dass ich nie wirklich frei habe, macht mir riesige Angst! Jeden Tag heimkommen und doch nicht fertig mit der Arbeit sein - das kann ich mir einfach nicht (mehr) vorstellen.
Letztlich denke ich, dass ich doch den falschen Weg eingeschlagen habe, da ich niemals Alternativen abgeklopft habe.
Ich habe mich auch schon um ein Praktikum bemüht (Schulamt) und habe derzeit eine Stelle in einer Bibliothek (was mir sehr viel Spaß macht). Also Interesse besteht in sehr vielen Richtungen.
Meint ihr es wäre besser mein Studium nach 8 Semestern dann abzubrechen oder seht ihr noch Hoffnungen, dass ich es mir irgendwann wieder anders überlege? Es fällt mir im Moment sehr schwer das alles durchzuhalten, weil meine Motivation völlig abhanden gekommen ist. Ich weiß gar nicht warum ich Lehrerin werden wollte. Eigentlich wollte ich es ja bis zum 1. Staatsexamen durhcziehen und dann noch etwas anderes dran hängen und demnach nicht ins Ref gehen.
Was seht ihr als die bessere Alternative? Wurdet ihr auch schon von solchen Zweifeln geplagt? Gibt es vielleicht jemanden, der auch kurz vor Schluss aufgeben wollte und dann doch Lehrer/in geworden ist?
Ich will ja auch meine Familie, die sehr viel auf sich genommen hat um mir mein Studium zu finanzieren, nicht verletzen oder vor den Kopf stoßen!
Liebe Grüße
eine verzweifelte Steffi |
| Helfen | | von: janne60
erstellt: 21.01.2012 11:19:22 |
kann dir hier keiner, und du hast mit diesem Termin den richtigen Schritt gemacht.
Trotzdem möchte ich dich dazu beglückwünschen, dass du deine Situation überhaupt beleuchtest und hinterfragst. Was dabei herauskommen wird, ist noch unklar, aber du arbeitest daran, ein erfülltes Berufsleben zu haben, und das finde ich sehr positiv.
Es macht sicherlich Angst, wenn man bisher so sicher und forsch einen Weg gegangen ist, und plötzlich soll im Leben eine Wendung eintreten, von der man nun so gar nix weiß. Dieses Innehalten kann aber eine Chance sein, entweder für etwas Neues oder dafür, das Bestehende mit neuer Gewissheit fortzuführen.
Ich wünsche dir, dass du auf deinen jetzigen Lebensabschnitt eine positive Sicht bekommen kannst und für jedwege Entscheidung alles Gute!
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| Mir gin es ähnlich, jetzt bin ich Lehrerin | | von: riftia
erstellt: 05.03.2012 14:21:00 |
Hallo,
das alles kann ich sehr gut nachvollziehen.
Ich hab ähnliche Rückmeldungen bekommen in der Schule.
Zusätzlich hatte ich im Referendariat noch mit folgenden erschwerdenden Faktoren zu kämpfen:
- ein kleines Kind, das ich am Ende des Studiums alleine (aber mit viel Hilfe meiner Mutter) da stand
- ständigen Streit mit meiner Mutter, auf deren Hilfe ich aber angewiesen war
- eine leichte Schilddrüsenunterfunktion, von der ich nichts wusste, bevor dann schließlich bei mir die Depression ausbrach.
Ich war auch 6 Wochen in stationärer Behandlung und habe mich ein halbes Jahr in die Elternzeit zurückgezogen und das Referendariat um ein halbes Jahr verlängert (starker Leistungseinbruch vor Feststellung der Depression).
Ich habe mein Referendariat anschließend durchgezogen, zwar mit miserablen Noten (wenn man einmal "auffällig" geworden ist, hat man's auch schwerer bei Leuten, die das von einem wissen, glaub ich), aber ich hab mit auch etwas Glück eine Stelle im staatlichen Schuldienst an einer beruflichen Schule bekommen.
Ich arbeite jetzt 60% und bin recht zufrieden, auch wenn ich noch nicht alle Probleme losgeworden bin.
Was das Richtige für dich ist, musst natürlich du wissen. Vielleicht macht es dir Mut, dass es nicht bei jedem 100%ig glatt läuft. |
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