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Forum: "Benimmregeln altmodisch?"
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| Benimmregeln altmodisch? | | von: klexel
erstellt: 11.02.2012 18:14:15 geändert: 11.02.2012 18:29:31 |
Vorhin war ich mit einer Freundin in einem Lokal, das von seiner Art her wohl der Erlebnisgastronomie zuzuordnen ist. Ein Lokal, das sich "Finca" nennt, einer Kette angehört, sich durch sehr junges Personal auszeichnet, die alle im gleichen Outfit rumlaufen etc. Ihr wisst sicher, was ich meine.
Wir hatte jeweils einen Milchkaffe bestellt und ich eine spanische Kartoffelsuppe.
Nach einer Weile kam die junge Kellnerin, hielt in beiden Händen jeweils die Bestellungen für zwei verschiedene Gäste, d.h. alles, was für mich war, hielt sie in einer Hand. Da musste alles natürlich zu einem Türmchen aufgebaut werden, sonst häte es nicht geklappt.
Sie beugte sich über den Tisch und reichte mir quer über den Tisch direkt an den Ohren meiner Freundin vorbei einen tablettartigen Teller, auf dem es die Suppe (mit Deckel drauf) gab, die Tasse Kaffee und oben drauf ein Brotkörbchen mit ein paar Scheiben Brot. Diesen Aufbau stellt sie mir vor die Nase und ich fing an, dieses Kunstwerk auseinanderzusortieren. Sie hätte ohne Probleme neben mich treten können und mir von der Seite her servieren können.
Beim Abräumen fragte ich die Bedienung, ob es in diesem Lokal zur Einweisung nicht einen Minimalkurs an Benimmregeln und Serviertechniken gebe.
Antwort: "
Das haben mich schon öfter Gäste gefragt, aber wir sollen nicht so servieren wie in einem richtigen Restaurant. Wir sind kein Restaurant. Das ist das Konzept der Firma, dass hier alles etwas einfacher und unkomplizierter zugeht. Da sind diese Regeln nicht erwünscht.
Eigentlich ist das Konzept auch, dass wir alle Kunden duzen sollen, aber das mache ich nicht so gerne, und nicht alle Gäste mögen das."
Diese junge Bedienung könnte meine Enkelin sein.
Bin ich jetzt zu alt(modisch), mich über so etwas zu ärgern? Gelten Benimmregeln überhaupt nix mehr? Muss ich mich jetzt duzen lassen wie bei IKEA? (Lebst du noch oder wohnst du schon?"
Wofür bemühen wir uns noch, unseren Schüler höfliches Benehmen und Regeln beizubringen, wenn sie in der realen Welt genau das Gegenteil erleben?
Meine Freundin ist 70, ich bin über 60, habe noch sehr viele dieser Regeln gelernt, bin entsprechend erzogen worden und habe im Laufe der Jahre schon viele Abstriche in dieser Hinsicht gemacht. Die ganz jungen KollegInnen hier wissen vielleicht gar nicht, wovon ich spreche.
Wie seht ihr das?? |
| Ich | | von: briefoeffner
erstellt: 11.02.2012 18:50:11 geändert: 11.02.2012 18:51:53 |
werde ständig geduzt, weil die Schüler das aus der Grundschule so kennen. Ich finde das nicht gut, weil Lehrer offiziell gesiezt werden, dann können sie das auch in der Grundschule machen.
Mich stört's aber nicht, wenn ich bei IKEA geduzt werde.
Das Duzen ist heute eigentlich normaler Umgangston. Ich duze jeden, den ich im privaten Rahmen treffe.
Ich glaube, das Siezen wird immer unpopulärer.
Zu Benimmregeln: Ich finde gutes Benehmen wichtig und angenehm. Zum guten Benehmen gehören für mich
*ein gepflegtes, sauberes Auftreten
*seinen Stuhl unter den Tisch zu schieben
*leise zu sprechen
*Einfühlung in den anderen, Rücksicht auf seine Befindlichkeit
*Weitergabe von Informationen
*freundliches Lächeln oder freundliches Begrüßen
*Aufrichtigkeit
*Rücktritt vom politischen Amt bei grobem Fehlverhalten
*Anrufen nicht nach 21 Uhr bei Fremden
*seine Tasse selber abwaschen
*jemandem auf der Arbeit meine Aufmerksamkeit schenken, wenn er zu mir kommt und ich gerade privat klöne
*Bedienungen ein Trinkgeld geben
*mich bedanken, wenn mir jemand im Straßenverkehr den Vortritt gibt
*jemandem, der mich um eine Gefälligkeit bittet, diese zu erfüllen
*andere Meinungen gelten zu lassen
*Nachbarn grüßen
*meinen Sprachcode bei weniger Gebildeten vereinfachen
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