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Forum: "Korrektes Zeichnen und Konstruieren adé?"
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 | Korrektes Zeichnen und Konstruieren adé? |  | von: ivok

erstellt: 03.10.2012 21:36:03 |
Heute mal eine Frage an die Mathematik-Kollegen.
Seit kurzem betreue ich erstmals Schüler in Mathe und mir ist aufgefallen, dass sie beim geometrischen Zeichnen und Konstruieren äußerst hemdsärmelig zu Werke gehen.
Generell scheint das Geodreieck das einzige bekannte Zeichenwerkzeug zu sein. Soll zum Beispiel eine Strecke von 4cm gezeichnet werden, legt man das Geodreick aufs Papier und malt von ca. 3cm bis ca. 7cm einen Strich und fertig, anstatt erst eine Gerade zu zeichnen,
durch einen senkrechten Strich den Anfangspunkt zu markieren und dann mit dem Zirkel die sorgfältig in die Spanne genommene Distanz als zweiten Punkt zu fixieren. Zwischendurch verrutschen Papier und Zeichenwerkzeug dann noch dreimal. Der Mittelpunkt einer Strecke wird mal eben so ausgemessen anstatt ihn mit dem Zirkel zu konstruieren. Und so weiter. Ein Schüler der 8. Klasse (Gymnasium!) erklärte mir kürzlich, dass es in der Schule völlig normal sei, mit dem Füller anstatt dem sorgfältig gespitzten Bleistift zu zeichnen und dass
vom Lehrer grundsätzlich eine Toleranz von 2mm eingeräumt würde. Auch scheinen die Schüler
generell Probleme zu haben, Skalen abzulesen, Zeichenwerkzeuge überhaupt genau an Punkte
und Linien anzulegen, Parallelen zu erkennen usw.
Mir als Ingenieur dreht sich dabei natürlich der Magen um, aber auch aus meiner Schulzeit kenne ich das irgendwie noch anders.
Das Merkwürdige ist, dass ich derartige Zeichenkünste jetzt schon bei mehreren Schülern beobachtet habe, oder andersherum, ich habe es noch kein einziges Mal ordentlich gesehen.
Nun weiß ich nicht, ob ich meinen Schülern korrektes und präzises Zeichnen und Konstruieren überhaupt abverlangen kann. Oder habe ich mit meinen bisherigen Schützlingen einfach nur Kandidaten erwischt, die gerade in dieser Disziplin besonders schwach sind?
Über diesbezügliche Rückmeldungen aus der Schulpraxis würde ich mich freuen.
Gruß
ivok |
 | Kein Mathematiker |  | von: sandra20

erstellt: 08.10.2012 18:30:12 |
Hallo ihr Lieben,
ich bin fachfremd, unterrichte also nicht Mathematik, kann aber durchaus meinen Senf dazugeben, weil in meinen Fächern die Beobachtung auch zu machen ist.
Ich unterrichte zum einen Kunst und Werken und beobachte, dass die Schüler einfach deutlich weniger motorisch begabt sind. Ein 6. Klässler weiß z.B. auch nicht mehr, dass man nur an den Kanten eines Blattes messen darf und nicht in die Mitte des Blattes hinein ohne Rechtwinkligkeit.
Die motorischen Probleme und die Unkenntnis sind das eine.
Zum anderen ist den Schülern generell das Verständnis für die Wichtigkeit von Sauberkeit und Genauigkeit abhanden gekommen. Man gilt als antiquiert, wenn man sie einfordert.
Mit diesem Label habe ICH mich abgefunden und bleibe in diesem Bereich (Heftführung, Schrift) äußerst pingelig.
Der dritte Punkt ist meine Ausbildung im Bereich Technisches Zeichnen. Ich unterrichte an einer bayerischen Realschule nach wie vor TZ. Dieser Bereich ist zwar mittlerweile vom KM ziemlich an die Wand gefahren worden (in das Fach IT einverleibt, zum Skizzieren degradiert und durch die Integration von CAD das Gewicht wieder auf den Computer und nicht auf motorische Fertigkeiten gelegt), aber ich halte zusammen mit zwei Kolleginnen das Niveau in diesem Fach extrem hoch. Damit sind wir aber die einzigen auf weiter Flur.
In dem Fach mache ich auch immer wieder die Erfahrung, dass die Schüler aus Mathematik schauerliche Angewohnheiten mitbringen.
Ich möchte alle Mathematikkollegen bestärken, das Niveau in Geometrie hoch zu halten.
Sauberes Arbeiten ist in so vielen Berufen das A und O. Ob es fachlich für das Verständnis Sinn macht, ist da zweitrangig. In erster Linie sollte er ein ERZIEHUNGSZIEL sein!
Es ist den Kampf wert. Die Kids lernen es daheim meist nicht mehr.
LG
Sandra |
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