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Forum: "Schülerproblem und Angst vor Elterngespräch "
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| Schülerproblem und Angst vor Elterngespräch | | von: johannakr
erstellt: 08.10.2012 17:18:49 |
Hallo,
ich bin dieses Jahr mit meinem Studium fertig geworden
und unterrichte seit September als Integrationslehrerin
in einer 1. Klasse Grundschule.
Einer meiner Schützlinge ist ein 7-jähriger Bursche, der
mich manchmal zum Verzweifeln bringt. Es gibt Tage, an
denen er super mitarbeitet, tüchtig ist und überhaupt
nicht negativ in der Klasse auffällt. Dann gibt es
leider wieder Tage, an denen er plötzlich zum Bocken
beginnt, sich unter den Tisch setzt und das
Weiterarbeiten verweigert (manchmal beginnt er auch zu
weinen). Wenn ich ihn darauf anspreche, was denn los
sei, antwortet er nicht oder gibt trotzige Meldungen von
sich. Manchmal braucht es bis zu einer Stunde, dass er
sich wieder beruhigt und weiterarbeitet.
Zum Glück habe ich eine Kollegin, die in solchen Fällen
sehr streng reagieren kann und ihn zumindest dazu
bringt, wieder unterm Tisch hervorzukommen. Leider bin
ich keine, die wirklich streng sein kann sondern lieber
lieb zuredet und vernünftig mit den Kindern sprechen
möchte (ich weiß, dass dieses Verhalten vielleicht nicht
immer angebracht ist, jedoch bin ich einfach so und
denke, wenn ich mich anders verhalten würde, würde ich
nicht authentisch wirken und die Kinder merken das
sofort).
Ich führe bereits ein Belohnungssystem mit ihm, das ihn
jedoch nicht immer zu interessieren scheint. Weiters
habe ich nicht das Gefühl, dass er das macht, weil er
Aufmerksamkeit von mir oder der Klasse möchte.
Wie kann ich mich verhalten?
Mein eigentliches Problem ist jedoch, dass mich meine
Kollegin gebeten hat, mit seinen Eltern über sein
Verhalten zu sprechen. Da dies mein erstes
Dienstjahr ist, weiß ich nicht, wie ich dieses Gespräch
beginnen soll und was genau ich zu den Eltern sagen
soll. Ich möchte natürlich professionell beim Gespräch
wirken und nicht von den Eltern „niedergemacht“ werden.
Meine Kollegin meinte, ich solle folgende Dinge
ansprechen:
- sein Verhalten und Konsequenzen (zb. ein
Elternteil muss ihn dann abholen wenn er so bockt)
- das Thema Kleinklassen --> jedoch nicht damit drohen
oder diese empfehlen
Hat jemand von euch schon Erfahrung mit einem
Elterngespräch dieser Art?
Ich würde mich sehr auf gute Ratschläge und Tipps freuen
Johanna
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| Elterngespräch | | von: jinges
erstellt: 08.10.2012 19:02:25 |
Hallo,
die ersten Elterngespräche fallen den meisten nicht so leicht. Zu deiner Beruhigung kann ich sagen, dass du mit der Zeit Routine bekommen wirst.
Damit dir die Strukturierung des Gesprächs leichter fällt, würde ich dir den Tipp geben, die Vorfälle mit Datum kurz aufzulisten. Die Liste kannst du auch den Eltern vorlegen (das habe ich gerade heute bei einem Gespräch auch wieder gemacht), damit man auf dem gleichen Stand ist, worüber man spricht, aber auch nicht jede Kleinigkeit im Einzelnen ansprechen muss.
Dann würde ich betonen, dass man von schulischer Seite dem Schüler helfen möchte und fragen, welche Maßnahmen die Eltern zu Hause für den Schüler haben bzw. ob irgendwelche Hilfen (Jugendamt,...)in Anspruch genommen werden.
Wenn die Eltern ähnliche Erfahrungen (bockiges Verhalten, keine Ansprechbarkeit des Kindes) von zu Hause kennen, werden sie sich auf Vereinbarungen einlassen (z.B. Kind abholen).
Wenn sie eher auf Abwehr gehen, würde ich deutlich betonen, dass man dem Kind zwar Hilfe und Unterstützung anbietet, aber auch noch viele andere Kinder in der Klasse sind, die durch ihr Kind beim Lernen gestört werden und durch die Maßnahmen wie Abholen (oder evtl. an einem Ort außerhalb des Klassenraums arbeiten --> hier allerdings Problem Aufsichtspflicht)"geschützt" werden müssen.
Vielleicht kannst du auch eine Kollegin/ einen Kollegen oder die Schulleitung fragen, ob sie das Gespräch mit dir gemeinsam führen- dann fühlst du dich vielleicht auch sicherer?!
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| Ein paar Ergänzungen | | von: sommerlaune
erstellt: 10.10.2012 15:49:00 |
Hallo,
ich habe mit folgendem Vorgehen bisher gute Erfahrungen gemacht:
- Der Gesprächsanlass sollte möglichst positiv formuliert werden ("gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, um das Kind noch besser zu fördern/ihm zu helfen")Dadurch wird vermieden, dass die Eltern sich von Anfang an in die Ecke gedrängt fühlen und auf Abwehr getrimmt sind (Also möglichst nicht: "Ihr Kind stört ständig/ macht immer Ärger...")
- Zunächst lasse ich die Eltern berichten, welchen Eindruck sie aktuell vom Kind haben: was macht das Kind so in der Freizeit? Hat es Hobbys, trifft es Freunde? Wie laufen die Hausaufgaben ab, ruhig oder braucht das Kind viel Druck/Hilfe von den Eltern?...Gerne darf man dabei ein bisschen ins "Plaudern" kommen. Wenn die Eltern zunächst ihre Sicht schildern, nimmt man wieder etwas Druck aus der Sache. Häufig sprechen sie mögliche Probleme auch schon von sich aus an, wenn sie ein bisschen "warm" geworden sind mit dir. Dies ist dann eine gute Möglichkeit, um daran anzuknüpfen (Z. B. "Diese Erfahrung haben wir in der Schule auch gemacht. Auch hier verweigert er sich manchmal..." Oder aber "Schön, dass es zu Hause schon toll klappt. Leider fällt es X in der Schule aber noch schwer...")
- Wichtig ist auch, zunächst mit etwas Positivem über den Schüler zu starten. Berichte also zunächst, wo Fortschritte erkennbar sind bzw. was dem Kind gut gelingt. Auch hiermit wird vermieden, dass sich die Eltern angegriffen fühlen. Sie merken, dass du ihrem Kind nichts "Böses" willst und es weiterhin wohlwollend betrachtest. Danach können dann Kritikpunkte und Lösungsvorschläge viel entspannter angenommen werden...
Vielleicht können diese ergänzenden Hinweise für dich hilfreich sein? Keine Angst, die Routine kommt tatsächlich im Lauf der Zeit!
Viele Grüße
sommerlaune |
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