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Forum: "Rechtschreibung in der Grundschule"
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| Ja, | | von: klexel
erstellt: 22.10.2012 19:46:22 geändert: 22.10.2012 21:00:54 |
die Kerncurricula haben vieles verändert - und nach meiner Meinung nicht immer zum Guten.
Wie du schon erwähnst, haben sie sich auch in den Sprachen für die SEKI geändert - alles ist schwammiger und weniger greifbar geworden.
Ich habe mir vorhin mal die Curricula für Deutsch/GS/Nds durchgelesen.
Symptomatisch fand ich den Satz: Rechtschreibung hat bei den Kompetenzen nur dienende Funktion. (frei zitiert)
Na bravo.
Für mich sind Schreiben (und zwar korrekt), Lesen und Rechnen Kulturtechniken, die man nicht sicher genug beherrschen kann.
Ich kann dieses Geschwafel um Kompetenzen in den Kerncurrilula nicht ausstehen. Es ist ja identisch in z.B. Englisch in der SEKI, z.B. bei den Bewertungen der Abschlussarbeit.
Da gibt es Punkte nach dem Motto: Der Text ist im Großen und Ganzen verständlich, auch wenn es sprachliche /grammatikalische Defizite gibt.
I hungry - wird von jedem verstanden, also korrekt
Isch ge Badese - wird von jedem verstanden, also korrekt.
Ich werde mich damit nie mehr anfreunden, schon gar nicht mehr in meinem letzten halben Arbeitsjahr. Da bin ich dann doch zu altmodisch und lege Wert auf korrekte RS. Und mich gruselt es immer, wenn ich Arbeiten korrigiert zurückgebe, wo ich so vieles nicht als falsch anstreichen und werten darf.
Zitat aus den Kercurricula, Kompetenz Schreiben:
Neben der gesprochenen Sprache ist die geschriebene Sprache das wichtigste Mittel menschlicher Verständigung. Die Schülerinnen und Schüler lernen
die verschiedenen Funktionen von Schrift kennen, wobei sich Lesen- und Schreibenlernen gegenseitig unterstützen. „Die Schülerinnen und Schüler nutzen
Schreiben zur Kommunikation, zur Aufbewahrung von Informationen, zur gedanklichen Auseinandersetzung sowie zum kreativen und gestalterischen Umgang
mit Sprache.“3 Individuell bedeutsame Schreibanlässe regen Schülerinnen und Schüler zum Verfassen von Texten an. Sie gestalten den Schreibprozess
zunehmend selbstständig und berücksichtigen beim Verfassen ihrer Texte Schreibabsicht, Inhaltsbezug und Verwendungszusammenhang. Sie überarbeiten
ihre Texte individuell oder gemeinsam in Schreibkonferenzen mit dem Ziel, den eigenen Text zu verbessern. Dabei entwickeln sie Rechtschreibgespür
und Selbstverantwortung ihren Texten gegenüber. Rechtschreibung hat dienende Funktion für das Schreiben.
So, nun könnt ihr mich hauen. |
| Warum? | | von: palim
erstellt: 22.10.2012 19:57:48 geändert: 22.10.2012 20:00:15 |
Warum sich der Unterricht und die Vorgaben geändert haben?
Es stimmt sicherlich, dass viele Kinder ein großes Problem mit der Rechtschreibung haben.
Ob das früher wirklich anders war, kann ich nicht beurteilen.
Ob eine mögliche Änderung allein auf den Umstand zurückzuführen ist, dass sich der Rechtschreibunterricht geändert hat, kann ich ruhigen Gewissens anzweifeln: es hat sich einiges anderes geändert, dass ebenfalls auf die Rechtschreibleistung Einfluss hat.
Nun könnte man auf die Idee kommen, die Inhalte hätten sich geändert, damit diese Probleme weniger Gewicht haben.
So kann man bei vielen Änderungen der Meinung sein, es würde alles nur einfacher.
Sicherlich ist ein Teil der Änderung dem geschuldet, dass die Kinder heute mit anderen Voraussetzungen kommen und mit dem früheren Unterricht nicht mehr erreicht werden. Die Ergebnisse mit dem damaligen Unterrichtsinhalten und -stil wären heute vermutlich andere.
Ein weiterer Grund ist m.E., dass sich auch die Didaktik und Lernforschung weiterentwickelt und deren Ergebnisse dazu führen, dass sich Unterricht ändert. Zum Glück!
Hinzu kommt, dass auch immer neue Anforderungen gestellt werden.
Für das Fach Deutsch gibt es nun andere Anforderungen und diese müssen nicht bedeuten, dass es generell einfacher geworden ist.
Mehr Gewicht hat m.E. der Bereich Sprechen und Zuhören bekommen. In anderen Fächern müssen nun auch Referate gehalten werden, dafür bildet das Fach Deutsch die Grundlagen.
Im Bereich Schreiben zählen auch weitere Inhalte, Planungen und Überarbeitungen von unterschielichen Texten sollen mit einbezogen werden.
Für die Rechtschreibung werden nicht länger Diktate um Diktate geschrieben, sondern mehr Fokus auf das Erlernen von Regeln und Ableitungen gelegt.
Weiterhin bezieht man Wörterbuch und/oder die Rechtschreibfunktion im Schreibprogramm mit ein.
Der Hinweis, die Rechtschreibung sei wichtig, so lange Diktate geschrieben würden, ist m.E. falsch.
Die Rechtschreibung bleibt wichtig. Die Anzahl und der Umfang der Diktate geben darüber wenig Auskunft.
Entscheidend für die Frage nach dem Warum ist für mich der Hinweis darauf, dass das Schreiben von Diktaten nur einen Teilbereich der Fähigkeiten im Rechtschreiben abbildet.
Wörter nachschlagen und Texte überarbeiten zu können entspricht doch eher dem späteren Arbeitsalltag bzw. sonstigen Alltag.
Palim |
| Ich | | von: klexel
erstellt: 22.10.2012 20:24:24 geändert: 22.10.2012 20:27:31 |
denke auf keinen Fall, dass alles leichter bzw einfacher geworden ist. Vielseitiger auf jeden Fall - wobei ich manchmal das Gefühl habe, man verzettelt sich zu sehr, so dass man von allem ein bisschen lernt - aber am Ende nix richtig kann - ist jetzt überspitzt gesagt. Ich hoffe, du verstehst, wie ich das meine.
palim, zwischen uns liegt eine ganze Generation, da hat sich natürlich viel geändert Und du weißt auch, dass ich gerne mit früher vergleiche - wobei ich nicht zu der Fraktion gehöre, die früher alles besser fand.
Natürlich hat sich die Klientel geändert, sie ist weitaus heterogener als zu meinen Grundschulzeiten. Die SuS bringen auch sehr viel weniger Vorwissen in vielen Fällen mit. Und es werden heute Dinge gelehrt, die es früher noch gar nicht gab
Trotzdem behaupte ich, dass man sich später vieles leichter selber erarbeiten kann, wenn die Basis sitzt und man das Werkzeug beherrscht.
Wenn ich immer nur beim Lesen rumstottere, wird mir auch später das Lesen keinen Spaß machen
Wenn ich nicht einigermaßen sattelfest in der RS bin in den ersten Jahren, werde ich später immer sehr ungern schreiben.
Es ist doch bei allem so: Das was ich gut kann, macht mir auch Spaß, und damit beschäftige ich mich gerne weiter.
Und da fehlt mir bei aller Vielseitigkeit in den Lernprozessen doch irgendwie die Kontinuität in den Basisfertigkeiten Lesen und Rechtschreibung - von der Handschrift mal ganz zu schweigen
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| Grundlagen fördern | | von: palim
erstellt: 22.10.2012 20:40:02 geändert: 22.10.2012 20:42:30 |
Wir sind einer Meinung...
... nur dass ich denke, dass die Grundschule durchaus die Grundlagen legt
und nicht alles so beliebig ist, wie manche es gerne darstellen möchten.
Leistung wird durchaus erbracht
... und Schule wird nicht besser, wenn man die Schraube anzieht.
Bildungsstandards sind schön und gut,
aber wenn es Grundschulen gibt, in denen die meisten Schüler Defizite in unterschiedlichen Bereichen aufweisen, kann das Erreichen der Bildungsstandards unmöglich gelingen.
Wichtiger wäre es m.E. den Schülern möglichst viel Lernen zu ermöglichen. Da helfen keine Standard und auch kein Leistungsdruck, sondern Förderung und Anleitung und Hilfestellungen zum eigenständigen Lernen.
Und da du das Lesen mit ansprichst:
Viele Grundschulen haben spätestens nach den schlechten Leseergebnisse bei Pisa umfassende Anstrengungen zur Leseförderung unternommen. Auch unsere.
Aber es reicht trotzdem für manche SchülerInnen nicht.
Die bräuchten einen Lesekurs, einen Lese-Helfer, der täglich 10 min sinnvoll mit ihnen übt. Aber das kann Schule derzeit nicht leisten.
Ähnliches denke ich hinsichtlich der LRS:
Die Schüler, die bereits in vorschulischen Sprachtests auffällig sind und die notwendigen Voraussetzungen, Lesen und Schreiben zu lernen, gar nicht mitbringen, bräuchten genau hierin Hilfe.
Und zwar nicht nebenbei im Klassenverband mal eben so, sondern kontinuierlich und unter Berücksichtigung ihrer Ausgangslage und ihrer Lerfortschritte.
Da hilft es wenig, die Note auszusetzen. Wenn man dann die Hände in den Schoß legt oder keine gute Förderung anbieten kann, werden die Fähigkeiten nicht besser.
Und für Mathe gilt das dann auch!
Da hilft es wenig, die Förderstunden komplett zu streichen und auch viele andere Bedingungen sind wenig dienlich.
Es gibt Studien dazu, dass die 30%, die vor der Schule schon sprachliche Probleme haben, am Ende die 30% ohne guten Schulabschluss sind.
Unser Schulsystem ist ungeeignet dafür, diese SchülerInnen angemessen und von Beginn an zu fördern, damit sie in höherem Alter auf guten Grundlagen aufbauen können.
Palim |
| Rechtschreibung | | von: elke2
erstellt: 23.10.2012 18:00:53 |
Ich gehöre ja auch zur älteren Generation und habe große Probleme damit, dass die Rechtschreibung so sehr an Wert verloren hat. Na klar lernen meine Kids den Umgang mit dem Wörterbuch und diverese Rechtschreibstrategien!! Aber wenn sie mal freie Aufsätze schreiben, graust es mich, diese zu lesen. Denn wozu braucht man das Wörterbuch, wenn man doch sicher ist, wie ein Wort geschrieben wird???????? Oder muss man verlängern oder die Mehrzahl bilden, um zu wissen, ob das Wort am Ende mit d oder t geschieben wird???? Sie entwickeln kein Gespür für das richtige Schreiben.
Hinzu kommt noch, dass viele Kids nicht viel lesen, denn durch Lesen festigt sich ja auch das Wortbildgedächtnis. Zu Hause spielt das keine Rolle und das bisschen Lesen in der Schule reicht da nicht aus!!
Für mich schlimm ist auch die Tatsache, dass selbst beim Abschreiben eines Textes viele Fehler gemacht werden.Kaum Konzentration, kaum Interesse oder was sonst??? |
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