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Forum: "Asperger Syndrom oder etwas anderes?"
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| Asperger Syndrom oder etwas anderes? | | von: ysnp
erstellt: 30.11.2012 19:07:07 geändert: 30.11.2012 19:50:05 |
Meine Frage an die, die sich mit diesem Thema schon auseinandergesetzt haben:
Schilderung eines Drittklässlers:
- überdurchschnittliche Begabung im sprachlichen Bereich
- redegewandt
- sucht Nähe und Sicherheit von Erwachsenen
- ärgert seine Nebensitzer z.B. indem er ihnen ihre Stifte wegnimmt oder vor dem Auge damit herumwedelt
- schätzt viele Situationen als provozierend ein und schlägt sofort zu
- entzieht sich dem Unterricht immer wieder, egal ob anspruchsvolle Dinge oder nicht
- ist lesesüchtig
- flüchtet sich in die Lesewelten
- wird von Mutter wohl - Gerüchten nach - anitautoriär erzogen
- kleinerer Bruder ärgert ihn ständig
- hat kein Gefühl für andere (keine Empathie)
- verdrängt gewesene Situationen, wo er jemandem weh getan hat, kann sich angeblich? daran nicht mehr erinnern
- macht den Eindruck, dass er mit sozialem Verhalten nichts anfangen kann
- wenn etwas passiert ist, tut es ihm fast immer hinterher Leid
- vergisst immer wieder Dinge zuhause oder in der Schule, weiß nicht, wo sie abgeblieben sind, obwohl seine Sachen ziemlich übersichtlich aufgeräumt sind
Es gab einmal eine Diagnose, die ging in Richtung Aufmerksamkeitsstörung, da wird diese aber wesentlich ausgeprägter geschildert.
Ich weiß, dass ich ihn (erneut) Experten vorstellen muss und Handlungsbedarf besteht.
Seine Art, wie er andere Kinder schlägt, wird immer gefährlicher.
Ich hätte gerne im Vorfeld eure Meinung bzw. eure Ideen, in welche Richtung das tendiert, vielleicht hatte jemand von euch einmal ein Kind, das ähnliche Verhaltensweisen zeigte.
Ein längere heilpädagogische/gestalttherapeutische Therapie brachte bisher nichts.
Ich habe letztendlich vier Dinge im Kopf:
Asperger, ADS oder halt das Problem, das ein Hochbegabter hat. Oder sind vielleicht Erziehungsfehler das, was ausschlaggebend ist?
Vielen Dank: ysnp |
| ... | | von: ninniach
erstellt: 30.11.2012 21:23:02 |
Ich hatte mal eine ähnliche Schülerin, bei der wir Asperger vermuteten.
"Offiziell" hatte sie eine ADS-Diagnose, allerdings bin ich nicht sicher, wie gut die Diagnose war. Die Empfehlung war, sie in einem guten Autismuszentrum überprüfen zu lassen, weil sie jetzt kein ganz typischer Fall war. Die Eltern haben sie sehr stark darauf trainiert, in Blickkontakt zu gehen, sie hat permanent geredet und auch Kontakt zu Erwachsenen aufgenommen. Außerdem sahen die Eltern ihre Tochter völlig anders, als der Rest der Welt und haben sie sicherlich in den Gesprächen nicht so dargestellt, wie sie in KiTa und Schule wahrgenommen wurde.
Sie hat auch teilweise gezeigt, dass sie sich überhaupt nicht in andere hineinversetzen kann, wenn sie immer wieder über jemandes Kopf hinweg Sätze rausgehauen hat wie "Warum schaut mich XY jetzt so blöd an" während derjenige genau daneben saß. In anderen Situationen hat sie beinahe zelebriert, wie mitfühlend sie doch ist. Das schien allerdings nicht wirklich aus dem Gefühl zu kommen, sondern vom Kopf her: "XY geht es schlecht, deshalb geht es mir jetzt auch schlecht", ohne dass sich irgendwas an ihrer GEstik/Mimik verändert hätte. In dem Zusammenhang fiel dann auch mal der Satz: "ich bin ja sooooo mitfühlend."
Das SPZ hier stellte die ADS-Diagnose, erwähnten aber extra noch mal die Diskrepanz zwischen der Darstellung der Eltern und unserer, mit dem Hinweis, dass sie keinen Autismus diagnostizieren konnten, da die Hinweise darauf aus der frühen Kindheit fehlten. Da die Eltern sich sowieso gegen Therapie und Unterstützung sperrten, hätte eine andere Diagnose auch nichts verändert. Wir konnten dann einen Integrationshelfer beantragen, weil sie zeitweise so aggressiv war, dass es für alle gefährlich war.
Direkte Rückmeldungen konnte sie überhaupt nicht annehmen. Wenn, dann konnte man ihre Verhaltensweisen nur mit viel zeitlichem Abstand mit ihr reflektieren. Wenn sie sich darauf mal eingelassen hatte, dann ging das aber überraschend gut. Als mal im vierten Schuljahr in anderem Zusammenhang der Begriff "Furie" auftauchte und erklärt wurde, merkte sie ganz von sich aus an, dass sie früher so gewesen war.
Das mit den fehlenden Erinnerungen hatte sie auch. Da war auch fraglich, ob sie sich wirklich nicht erinnert, weil sie ihr Verhalten sofort verdrängt hatte, oder ob sie es nur abstreitet.
Ist jetzt wohl auch nicht unbedingt hilfreich. Ich war nie "zufrieden" mit ADS, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass das alles war. Ich will nicht auf Asperger beharren, aber vielleicht ist das ja noch etwas ganz anderes. |
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