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Forum: "Was sollte mediengestützter Unterricht leisten?"
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| Was sollte mediengestützter Unterricht leisten? | | von: goeba
erstellt: 18.03.2013 16:23:07 |
Hallo,
ich bräuchte mal ein paar Meinungen zum grundsätzlichen Anspruch an mediengestützten Unterricht.
Ich hatte bisher folgendes Credo: Ein Computereinsatz lohnt sich nur, wenn der Unterricht dadurch substantiell besser wird. Da Computereinsatz auch oft schief geht, sollte man ihn in Zusammenhängen, wo ein Unterricht ohne Computer genauso gut funktioniert, eher nicht in Erwägung ziehen.
Ein paar Beispiele: Im Musikunterricht werden Dreiklänge behandelt. Mit einer Notationssoftware können die Schüler zu vorgegebenen Melodien selbst verschiedene Dreiklänge ausprobieren und eine eigene Begleitung komponieren (ggf. unter Einhaltung bestimmter Regeln). Ohne den Computer wäre der Unterricht für die Schüler, die kein Instrument spielen, rein theoretisch gewesen. Wenn es funktioniert, könnte sich das lohnen.
Beispiel: Die Schüler konstruieren Dreiecke am Computer. Wenn es sich um die gleichen Aufgaben handelt, die sonst im Heft gelöst werden müssten, eher sinnlos - es sei denn, mit der erworbenen Medienkompetenz werden dann später andere Probleme gelöst, die man ohne Computer nicht behandeln könnte.
Ich beobachte aber, dass sich in ganz vielen Fällen der Medieneinsatz nicht in dem von mir gesteckten Rahmen bewegt. Es geht ums Präsentieren, Recherchieren. Wenn es gut läuft, sehen die Ergebnisse am Ende besser aus und es hat vielleicht mehr Spaß gemacht, es werden aber die gleichen Inhalte behandelt wie früher auch, und inhaltlich sind die Ergebnisse auch nicht besser.
Oder, um es auf die Spitze zu treiben: Ein Vortrag wird nicht alleine dadurch gut, dass man PowerPoint nimmt.
Andererseits: Auch an den Stellen, an denen man auf den Computer durchaus verzichten könnte, schult ein Computereinsatz natürlich die Medienkompetenz, und wenn es mehr Spaß macht, ist daran ja auch nichts schlechtes.
Also: Ist mein grundsätzlicher Anspruch zu hoch? Ist es schon ein Fortschritt, wenn heutzutage die Dinge, die man früher mit Tafel und Folien gemacht hat, am Smartboard und mit PowerPoint präsentiert werden?
Ich danke im Voraus für Antworten! |
| Mehrwert und weniger Wert | | von: palim
erstellt: 18.03.2013 17:43:10 |
Ich denke, auch ich bin in etwa deiner Meinung.
Die digitalen Tafeln und Beamer sind WErkzeuge bzw. Unterrichtsmittel, deren Nutzen man sich erst erschließen muss ... und deren Nachteile wohl auch.
Wenn ohnehin eine interaktive TAfel im Klassenraum hängt, dann kann man diese natürlich auch quasi als Tageslichtprojektor nutzen. Warum denn nicht?
Wenn ich das, was ich zeigen möchte, ohnehin digital zur Verfügung habe, spare ich mir eine Folie, der Holen des Projektors etc.
Andererseits finde auch ich, dass es einen MEHRWERT geben sollte.
Doch hier sind die Grenzen fließend.
Will ich Medienkompetenz schon früh vermitteln, lasse ich Geschichten am PC überarbeiten. DAnn braucht es zusätzliche Zeit, da die SuS sich zunächst mit dem PC und seiner Handhabung auseinander setzen müssen.
Andererseits sind sie besonders motiviert und die Ergebnisse m.E. besser, als wenn sie es auf dem Papier tun würden.
Will ich die interaktive Tafel besonders gelungen in den Unterricht einsetzen, dann finde ich es z.B. dann gelungen, wenn ich auf Wortkarten verzichten kann und das Verschieben derselben ohne Magnete oder Tesafilm auf dem Board funktioniert.
Natürlich muss ich mir dann eine Datei dazu erstellen, diese finde ich nach 4 Jahren aber sicher schneller wieder als die Wortkarten, die mit Tesafilm verklebt eben nicht in meiner Mappe landen.
Als günstig ausgemalt hatte ich mir zudem die Nutzung einer Dokumentenkamera. Nun haben wir so ein gutes Stück, aber ich habe kaum Zeit, mich wirklich damit zu beschäftigen.
Ich hatte mir vorgestellt, dass man wirklich Schüleraufsätze darunter legen und am Board bearbeiten kann.
Leider komme ich mit der Auflösung nicht gut zurecht.
Es ist ähnlich wie bei einem Tageslichtprojektor: Damit die Schrift auch in der hinteren Reihe gut zu lesen ist, muss sie recht groß sein, weshalb dann auf eine Seite nur wenige Sätze passen.
Da bräuchte ich mal einen Tipp, wenn jemand einen hat, wie das besser gehen könnte.
Die Dokumentenkamera würde ich einsezten, um mal ein Bild, eine Grafik oder anderes zu zeigen... und mir damit auch manche Kopie ersparen.
In einer Schulung wurde demonstriert, dass man z.B. Muschelschalen darunter legen könnte. Das ist für mich ein "Wenigerwert", weil ich das haptische Element wichtig finde und Muschelschalen lieber in der Klasse herumreichen würde.
Sinnvoll finde ich, dass man mit den Kindern gemeinsam etwas im Internet ansehen kann.
Z.B. Bilder, wenn ein Stichwort fällt (Beispiel: Koran-Bilder, Thora-Bilder, Bibel-Bilder, die verschiedenen Schriften... und andere Dokumente, ... um dies zu verdeutlichen),
z.B. Kirchen-Innenräume, wenn die nächste Kirche zu weit weg ist, sie zu besuchen (wie auch vieles anderes, was immer eine Tagesreise entfernt ist und nur mit viel Aufwand und Geld (Buskosten) erreichbar ist),
z.B. Bilder von Künstlern, von denen wir natürlich keine Drucke in der Schule haben,
z.B. Musik, Orchester, einzelne Instrumente in Ton und Bild... für meine Klasse gab es in diesem Schuljahr einen musikalischen Adventskalender
... da gäbe es sicher noch vieles zu ergänzen.
Das alles kann man auch mit CD, Folie, Fotos, Büchern etc. zeigen, aber so ist es erheblich einfacher, vielfältiger und (was den Verlagen nicht gefallen dürfte) günstiger.
Und wenn man mit den Kindern gemeinsam im Internet etwas sucht, kann man bei der Gelegenheit auch gleich erklären, wie man ordentlich sucht und worauf man achtet,
dass es eine Bildersuche gibt, die manchmal schneller zum Ziel führt,
oder dass man auch Begriffe ausschließen kann.
Palim,
die sich jetzt dem Medienkonzept widmet
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| Präzisierung | | von: goeba
erstellt: 18.03.2013 18:05:21 |
Ich muss kurz präsisieren: Es ging mir vorrangig darum, was SCHÜLER mit den neuen Medien tun. Hier hatte und habe ich, wie eingangs gesagt, höhere Ziele als Präsentieren und recherchieren, z.B. eigenständigeres Erarbeiten (etwa mit dynamischer Geometriesoftware), und ich habe den Eindruck, dass das, auch durch die interaktiven Whiteboards, etwas in den Hintergrund gerät (weil das ja so toll aussieht und Spaß macht usw).
Ich als Lehrer nutze, wenn vorhanden, interaktive Präsentationsmöglichkeiten recht intensiv*.
Ein Tipp zur Dokumentenkamera: Wir haben keine, ich nutze daher meine Digitalkamera. Hier kann ich direkt die Belichtung einstellen und dann am PC die Farben nochmal nachkorrigieren.
Das nutze ich z.B., um Schülerarbeiten schnell "nach vorne" zu holen.
*ich nutze aber selten interaktive Boards, ich verwende Beamer und Grafiktabletts, dann bin ich unabhängig von interaktiven Boards, die es bei uns nicht überall gibt. |
| Erarbeiten | | von: palim
erstellt: 18.03.2013 18:15:14 |
Vielleicht - nein, nicht nur vielleicht, kommt es auch auf das Alter der SuS an.
In der GS ist das "Erarbeiten" eingeschränkt.
Eigene Recherche im Internet gelingt einigen SuS ab Klasse 3, viele brauchen in Klasse 4 noch Hilfe.
Da ist es notwendig, dass SuS überhaupt mit Texten umgehen lernen... und dazu braucht es kein Whiteboard.
Ansonsten halte ich viel davon, erst einmal mit reellen Werkzeugen zu beginnen: Lineal, Geodreick, Zirkel, Papier, spitzer Bleistift.
Diagramme und Grafiken werden schon ab Klasse 1 erstellt, aber auch da kann man mit einfachen Materialien beginnen.
Wenn eine Umfrage präsentiert werden soll, kann man in einer 4. Klasse oder AG zeigen, wie ein Säulendiagramm am PC entsteht. Das ist ja eigentlich nicht so schwierig.
Ich denke, dass zur Medienkompetenz eben auch der Unterricht darüber gehört.
Es ist wie klexel es schreibt: Schnell wird etwas eingefügt, fertig.
Beginnt man mit dem Schreiben von Referaten in Klasse 3 und 4 (was verpflichtend ist), dann kann man eben nicht das Thema nach Hause geben und abwarten, das Mama sich mit dem Kind hinsetzt, surft, recherchiert, zusammenbaut.
Wichtiger ist es m.E. dass dann dafür Zeit ist, Bücher, Bilder, Internet mit den Kindern gemeinsam zu durchsuchen,
Ideen zu sammeln und zu strukturieren,
Schwerpunkte zu setzen,
eigene Texte auszuarbeiten.
Aber das ist ARBEIT ...für alle Beteiligten ... und braucht viel ZEIT. Die muss dann eben zur Verfügung gestellt werden.
Denn grundlegende Kompetenzen im Lesen und Schreiben (Zeichnen, Messen) fallen ja nicht weg, sondern müssen dafür beherrscht werden.
Wer das nicht kann, wird auch mit neuen Medien immer wieder scheitern.
Palim |
| @amann | | von: petty1412
erstellt: 18.03.2013 20:56:57 |
Dagegen:
ein Klassenzimmer mit "Digitafel" aber ohne Kreidetafel fände ich völlig nutzlos.
Genau damit kämpfe ich jeden Tag. Ich habe nur noch eines dieser schönen interaktiven Whiteboards...
Und dann ging der Beamer kaputt...
Was tun? Andere Räume sind nicht frei, klar. Also haben wir uns ein normales Whiteboard zugelegt, bis der Beamer repariert war. Tja... und da steht es immer noch, obwohl der Beamer längst wieder in Ordnung ist. Da kann ich zwar nicht alles drauf machen wie auf einer großen Kreidetafel, aber immerhin.
Gegen das copy & paste Phänomen kämpfe ich auch jeden Tag wieder an. Selbst das Verteilen schlechter Noten hilft bei vielen nicht weiter. Sie machen es trotzdem immer wieder und hoffen daruf, dass man es nicht merkt.
In meiner 11ten Klasse (!!!) hatte ich letztes Halbjahr ein "tolles" Erlebnis: Es gab Gruppenreferate zu chemischen Themen, den Gruppen war freigestellt, ob sie die Präsentation per PP oder Plakat gestalten wollten.
Eine Gruppe entschied sich für Plakate, die anderen für PP.
Das grundlegende Material hatte ich ihnen als Kopie zur Verfügung gestellt mit der Maßgabe, mit anderen Quellen zu ergänzen.
Und was soll ich sagen: Die Plakate waren derart grottig, dass jeder einzelne der Gruppe notentechnisch ein Problem bekam. Ein Schüler zum Beispiel hielt es für angebracht, seinen Text für die Plakate in Word zu schreiben (Schriftgröße 14) und diese Seiten dann einfach auf ein Plakat zu kleben. usw.
Die PPP dagegen hatten (mehr oder weniger, wie das immer so ist) Hand und Fuß, waren übersichtlich, lesbar und auch graphisch ansprechend gestaltet. Auch die passenden Vorträge waren entsprechend.
Die Plakate-Gruppe gestand daraufhin ein, nächstes mal auch PPP zu machen.
Hintergrund: Zufälligerweise waren alle aus der Plakate-gruppe in der 11 erst zu unserer Schule gewechselt, die anderen Gruppen waren Eigengewächse, die es seit der 5 nicht anders kennen als per PP. Also haben wir in der Sek I doch nicht alles verkehrt gemacht.
Warum die Plakate allerdings so grottig waren, verstehe ich bis heute nicht, müssten sie doch auch in der Sek I gelernt haben... oder?
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