Die Fresken von St. Martin-des-Puits
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
vor einem Jahr haben meine Frau und ich auf einer unserer Reisen nach Südfrankreich die folgende, für uns sehr bemerkenswerte Entdeckung gemacht: Vagen Hinweisen nachgehend, fanden wir in einer kleinen Kirche südlich von Lagrasse im Roussillon romanische Fresken von außerordentlichem Format.
Da ich vermute, dass KunsthistorikerInnen unter Euch diese Werke kennen oder Informationen darüber in Erfahrung bringen können, beschränke ich mich auf vorerst auf wenige Anmerkungen. Die Kirche stammt in ihren Anfängen aus karolingischer Zeit und gehörte zu einem der kleinsten, früher zur Abtei von Lagrasse gerechneten Klöster. Die Fresken sind in das 12. Jh zu datieren. Ungewöhnlich ist die Wahl der Motive. Das eine der gesendeten Fotos zeigt im linken Bereich die drei Männer im Feuerofen und rechts vermutlich Nebukadnezar. Die scheinbar tanzende Gestalt in der Mitte kann ich nicht deuten wie auch andere Motive der Malerei nicht. Ihnen wird u. a. mozarabischer Einfluss zugeschrieben. Ich verfüge über umfangreiches Bildmaterial, zu denen auch Mariä Verkündung gehört, kann es aber auf elektronischem Wege nicht in ausreichender Qualität übermitteln. Im Internet gibt es die Site www.art-roman.net, unter Languedoc findet Ihr dort hervorragende Wiedergaben.
Als ungewöhnlich und höchst bedauernswert bewerte ich die Tatsache, dass die kleine Kirche von St. Martin-des-Puits dem Verfall preisgegeben ist und Vandalismus erhebliche Spuren hinterlassen hat. Die Fresken von St. Martin de Fenollar, nur ca. 50 km entfernt, aus der gleichen Zeit wie die des Meisters von St. Martin-des-Puits stammend, in ihrer Art aber unterschiedlich, werden zu Recht von der Kunstgeschichte gebührend gewürdigt und entsprechend verwahrt.
Über meine Fresken habe ich außer marginaler Erwähnung in der Literatur nichts gefunden. Auch die Verfasser der o. a. Internet-Site konnten keine näheren Angaben machen. Ein Schreiben an das französische Kultusministerium, vor allem wegen des Zustandes der Kirche, blieb unbeantwortet.
Zwei Bekannte, ein Kunsthistoriker in Jena und der Museumsdirektor von Schloss Clemenswerth im Oldenburgischen, ebenfalls Kunsthistoriker und ehemaliger Klassenkamerad, haben den hohen Wert der Fresken bestätigt, konnten aber weiter nicht Stellung nehmen.
Sollte es eine Tatsache sein, dass hier ein Kunstwerk von hervorragender Bedeutung so schätze ich die Arbeiten von St- Martin-des-Puits ein vergessen wurde, sehe ich meine Aufgabe darin, zu dem Thema zu publizieren.
In welcher Art auch immer, bin ich für jede Unterstützung dankbar, die dazu führen könnte, das Werk des mittelalterlichen Meisters von St. Martin-des-Puits vor Vergessen und Zerstörung zu bewahren! Vielleicht ist auch im gymnasialen Bereich - eine Behandlung im Unterricht möglich.
Mit freundlichen Grüßen
iosy
Ich konnte die Fotos nicht senden; Ihr findet sie aber unter der angegebenen Internetadresse.