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Forum: "Lernmethode 'Lesen durch Schreiben':"Das ist völliger Unsinn!""
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| Ausflug in die Vergangenheit | | von: klexel
erstellt: 20.06.2013 10:52:12 geändert: 20.06.2013 16:26:32 |
Jetzt haben wir gerade zwei aktuelle Foren, die sich mit der immer schlechter werdenden Rechtschreibleistung der Grundschüler beschäftigt.
Ich schreibe jetzt als jemand, der von GS-Unterricht und der Methodik des Erstlesens und -schreibens keinerlei Ahnung hat und sich über die einzelnen Methoden absolut kein Urteil erlauben kann.
Ich schreibe einfach nur aus meiner eigenen Erfahrung als Schülerin.
Mein erstes Schuljahr war 1956, und ich habe mit einer Tafel und mit einer Fibel gearbeitet, in der nur einzelne Buchstaben nacheinander eingeführt wurden. Auf Seite 1 stand ein großes I.
Vor ein paar Jahren fand ich beim Ausmisten eine Postkarte, die ich in den Sommerferien nach dem ersten Schuljahr aus dem Ostseeurlaub geschrieben habe, sauber geschrieben, mit toller Handschrift, ohne jeglichen Fehler oder Korrekturen und Geschmiere. Meine Mutter hatte nur ein paar Linien gezogen.
Wenn ich die Diskussionen so verfolge und Beispiele sehe, dann sähe solch eine Postkarte heute total anders aus.
In der 3. Klasse hatten wir wöchentlich eine Stunde 'Schönschreiben', da lernten wir auch die Sütterlinschrift, die ich noch heute (allerdings etwas mühsam) beherrsche.
Bei den derzeitigen Bedingungen kann ich nicht erkennen, dass 3. Klässler parallel auch noch eine andere Schrift lernen könnten. Warum konnten wir das? (Nicht dass ich jetzt Sütterlin wieder einführen möchte...)
Neun Jahre später wurde meine Schwester eingeschult. Sie hat ewig lange mit Wachsmalstiften Schwungübungen und Kringel malen müssen, was mir aus meiner Zeit gänzlich unbekannt war. Das Lesen und Schreiben erfolgte dann nach der Ganzwortmethode, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet war. Auch ihre Leistungen waren durchaus erfreulich.
Warum ist das Schreibenlernen heutzutage so schwierig und fällt vielen Kindern so schwer? Wie kann diese Reichenmethode so erfolgreich werden, wenn sie doch über einen solch langen Zeitraum Unmengen von Fehlern zulässt und der Lehrer möglichst wenig korrigierend eingreift?
Wie kann es sein, dass wir in Klasse 5 Schüler bekommen, die noch immer halbe Analphabeten sind?
Mir ist natürlich bewusst, dass die multikulti-Zusammensetzung vieles erschwert. Das meine ich jetzt nicht. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich bzw. meine Mitschüler dermaßen fehlerhafte Texte in der GS abgeliefert hätten. Da hätte ich aber jede Menge Ärger von meinen Eltern bekommen.
Ich will mich nicht an diesem allgemeinen Jammern beteiligen nach dem Motto: Früher war alles besser. Ich gehöre auch nicht zu den Ewiggestrigen. Ich möchte von erfahrenen Leuten einfach nur Erklärungsversuche bekommen, warum wir früher etwas leisten konnten, was heute so schwer zu erreichen ist.
Und: Warum findet man immer mehr Kritik an dieser schlechten RS-leistung, in allen Medien häufen sich Artikel und Kommentare darüber,wo man auch hinguckt? Da schreiben verzweifelte Eltern, erfahrene Lehrer älterer Generation, junge und mit vielen neuen Methoden vertraute Lehrer, Forscher und Wissenschaftler und Hans und Frida von der Straße - jeder macht diese Beobachtung. Da stimmt doch etwas nicht.
Entschuldigt diesen langen Diskurs, aber mich beschäftigt diese Frage schon sehr lange.
Wer kann mich aufklären? |
| Hallo klexel, ... | | von: ohneschule
erstellt: 20.06.2013 12:01:07 geändert: 21.06.2013 09:57:55 |
vielleicht kann der folgende Link ein wenig Licht ins Dunkel bringen.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13649071/Wenn-in-der-Schule-Falsches-richtig-ist.html
Lesenswert sind auch die Kommentare zu dem Artikel.
Es tut mir leid, der Link ist so nicht zu lesen. Wer kann helfen?
Bitte ausprobieren: Den Link markieren und in die www.- Zeile ziehen. Dann erscheint der Artikel.
Deine Geschichte gefällt mir, weil ich Schreibenlernen genauso erlebt habe. Damals wurde sowohl auf die Form als auch auf den Inhalt geachtet. Wie war ich stolz auf meine schön gestalteten Hefte!
Wer auf die höhere Schule gehen wollte, wurde eine Woche lang geprüft. Nicht auszudenken, wenn die heutigen Viertklässler diese Hürde wieder nehmen müssten!
Zu meiner Zeit Prüfungen für die höhere Schule; heute kann jedes Kind dorthin gehen.
Fakt ist, dass die Schülerleistungen über die Jahrzehnte immer schlechter geworden sind. Das bestätigt jede Lehrkraft, die viele Jahre unterrichtet hat. Mich wundert immer wieder, dass die Befürworter bestimmter Methoden wie "Lesen durch Schreiben" diese Tatsache leugnen oder ignorieren. Eine Ursache sehe ich in den oftmals mehr als fragwürdigen so genannten Reformen von so genannten Wissenschaftlern oder gar Reformpädagogen in der Grundschule, die dabei vielleicht mehr an ihre eigene Reputation oder gar an finanzielle Vorteile als an das Wohl der Kinder denken. Unverständlich ist für mich, dass in vielen Schulen - vor allem in Grundschulen - diese methodischen Neuerungen so unkritisch eingesetzt werden. Bewährtes sollte doch erst dann einer Alternative weichen, wenn sich diese über einen längeren Zeitraum z.B. in Modellversuchen tatsächlich als überlegen erwiesen hat.
Beste Grüße
ohneschule |
| meine ganz persönliche these | | von: merlot-lagrein
erstellt: 20.06.2013 14:30:21 |
aus sicht der förderschule sprache:
unseren schülern fällt lesen durch schreiben unendlich schwer, da sie aufgrund ihrer auditiven verarbeitungsschwäche z.b. mit einer anlauttabelle gar nicht umgehen können. wenn ich nicht höre, ob "kanne" mit /k/ oder /t/ beginnt, schwinden meine chancen rapide, den richtigen buchstaben zu erwischen. bei uns sind unendlich viele hör- und differenzierungsübungen vonnöten.
weiter glaube ich, dass diese probleme in der aud. wahrnehmung auch in der gs immer weiter zunehmen.die kids haben doch manchmal gar keine chance, einer dauerbeschallung zu entfliehen. ich behaupte, dass die mangelnde konzentration auf auditive reize ein "überlebensmechanismus" ist, die kinder also das "weghören" trainieren, um der permanenten geräuschkulisse zu entfliehen. problem dann s.o.
pfiffigere und/ oder sprachgewandte kids kommen mit "lesen durch schreiben" meiner meinung nach deutlich besser klar als ohnehin schwächere schüler. letztere brauchen eine ganz klare strukturierung des leselehrgangs mit reduziertem wortmaterial. die pfiffigeren lernen trotz aller methoden lesen und schreiben.
wohl gemerkt, das ist meine private these, ich erhebe nicht den anspruch, die durch irgendetwas anderes als auf eigene erfahrung zu begründen. |
| Rechtschreibung | | von: bakunix
erstellt: 20.06.2013 17:39:12 |
Der Spiegel fährt wohl gerade eine Kampagne zu diesem Thema. Der neue Spiegeltitel heißt ja: "Die Rechtschreibkatastrophe".
Ich frage mich: Ab wann beherrscht man die Rechtschreibung? Ich kann da keinen Maßstab angeben. Schließlich arbeite ich immer noch daran, besser zu werden. Und ich weiß: Ich werde die Rechtschreibung nie beherrschen.
Wer verfasst denn heutzutage, außer den Schülern, Texte, die gelesen werden, mit der Hand? - Niemand. Wir greifen doch alle auf Rechtschreibkrücken zurück, weil wir die Texte mit Hilfe eines elektronischen Gerätes verfassen. Kaum eine SMS ist ohne sog. Rechtschreibfehler. Aber der Rezipient erkennt, was der Sender der Nachricht mitteilen will. Darauf kommt es doch an. Mit der Betonung der korrekten Rechtschreibung wollen die Lehrer vermutlich ein Instrument an die Hand bekommen, das ihnen erlaubt, möglichst schnell und einfach die Insuffizienz des Schülers festzustellen. Das ist doch schon ein wenig kindisch.
Ich erinnere an diese lächerliche Rechtschreibreform, deren Befürworter nicht müde wurden zu behaupten, die Schüler profitierten davon, weil es leichter werde, richtig zu schreiben. Geklappt hat das nicht, weil Rechtschreiben weitaus komplexer ist: Wer kann erklären, weshalb Belohnung richtig ist und Betonung ebenso. Einem Zehnjährigen das mit einer sinnvollen Erklärung nahezubringen, aus der er auch noch eine Regelhaftigkeit ableiten kann, halte ich für unmöglich. |
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