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Forum: "Totalverweigerung …"
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 | Totalverweigerung … |  | von: julia17

erstellt: 30.09.2013 17:46:22 |
… jedenfalls fast:
In diesem Schuljahr gebe ich erstmals den Mathe-Förderunterricht.
Das läuft bei uns so, dass die Fachlehrer der 6. und 7. Klassen Kinder vorschlagen, und wenn die Eltern zustimmen, gehen die SuS (auf unbestimmte Zeit oder bis der Nachholbedarf gedeckt ist) an einem Tag pro Woche in der 7. & 8. Stunde zum Fördern.
Es gibt kein offizielles Konzept (das wird dringend benötigt!!!); ich schaue, was die Kinder nicht können bzw. was sie lernen wollen/ sollen, und sauge mir dann Aufgaben aus den Fingern oder helfe ihnen bei den Hausaufgaben.
Da wir eine offene Ganztagsschule sind, gibt es inzwischen einiges an Nachmittagsangeboten; man kann z.B. auch SuS nach ein paar Mal vergessenen Hausaufgaben für jeweils 14 Tage in die Hausaufgabenbetreuung schicken – sehr praktisch anzuwendende Konsequenz, finde ich!
Nun ist in meinem Förder-Mathe eine Siebtklässlerin – nennen wir sie Petra – die ich schon aus dem letztjährigen Physikunterricht kenne. Da habe ich auch schon einmal mit der Mutter telefoniert...
Petra mag nicht. Sie will einfach nicht. Ganz einfache Aufgaben kann sie vielleicht erfüllen, aber auch nur, wenn sie sich durchgehend mit ihrer Busenfreundin austauschen kann. Aber eigentlich will Petra lieber auf die Realschule wechseln, wenn ich mich recht erinnere; jedenfalls behauptete sie, sie hätte gar nichts dagegen, schlechte Noten zu bekommen (letztes Jahr in Physik).
Die Mutter sagte mir damals (vor ein paar Monaten), sie hätten schon alles versucht: Handy weggenommen, Fernsehverbot, Hausarrest etc. – Petra schalte auf stur.
Die Mutter schien wirklich nicht weiter zu wissen.
Nun habe ich das Kind also im Förderkurs sitzen. Sie unterhält sich gern mit den anderen Siebtklässlerinnen, kommt aber eher nicht dazu, auch nur eine Aufgabe zu bearbeiten, während die anderen schon noch ein bisschen was hinkriegen.
Für heute hatte ich ihr einen Test aus einem Arbeitsheft kopiert, bei dem sie elementare und einfache aufbauende Geometrieaufgaben bearbeiten sollte. Erst versuchte sie, mich in Diskussionen zu verwickeln, warum die andern diesen Test nicht machen müssten (Tja: „individuelle Förderung, die anderen kommen schon auch noch dran!“), dann setzte sie sich wiederholt zurück zu den anderen, um wie diese die Verbesserung der Klassenarbeit zu schreiben, was ich ihr aber verbot.
Letztlich saß sie die Stunde dann an ihrem Einzeltisch und malte das Papier mit Blümchen und Herzchen voll.
Meine Frage, ob ich ihr helfen sollte, wies sie mit „ich kann das alles“ ab, konnte aber offensichtlich so gut wie nichts.
Nun habe ich mit diesem Test wenigstens mal eine Einschätzung, wie wenig sie tatsächlich versteht von den geometrischen Begriffen. (Es hapert schon beim Zeichnen einer Gerade, Messen eines Winkel, Ausnutzen der Winkelsumme im Dreieck – wie soll sie dann Kongruenzsätze anwenden??)
Ich könnte jetzt also tatsächlich anfangen, sie individuell zu fördern, indem ich diese Dinge mit ihr wiederhole und übe.
Aber ich befürchte, dass sie sich weiterhin weigert – vielleicht ist es ihr auch peinlich, in so einer Gruppe zuzugeben, wie wenig sie tatsächlich weiß? Jedenfalls bin ich auf ihre Mitarbeit angewiesen, weil ich ja noch ein paar andere da sitzen habe, die ich in der gleichen Zeit „bearbeiten“ muss; ich kann mich nicht ausschließlich um Petra kümmern!
Was kann ich tun? Habt Ihr Ideen, wie ich Petra zur Mitarbeit bewegen kann?
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 | . |  | von: julia17

erstellt: 30.09.2013 21:32:49 |
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, hat sie Freundinnen auf der Realschule - kann aber auch sein, dass ich das mit einem anderen Mädchen durcheinander bringe.
Allerdings scheint sie in ihrer jetzigen Klasse immer nur eine Freundin zu haben, die sie komplett mit Beschlag belegt und der sie z.B. verbietet, sich mit anderen zu treffen (wie mir die Mutter einer ehemaligen solchen "Freundin" erzählte); insofern bezweifele ich, dass die Mädchen auf der Realschule wirklich gute Freundinnen sein können.
Aber was würde es ändern, wenn ihre beste Freundin dort wäre? Petras Mutter schien nicht gewillt, sie wechseln zu lassen.
Für den Moment muss ich die Situation so nehmen, wie sie ist.
Zum Glück gibt es jetzt erstmal zwei Wochen Herbstferien.
Am liebsten wäre mir eine Idee, wie ich Petra überzeugen kann, sich für eine Weile auf den Mathe-Förderunterricht einzulassen, egal, was sie sonst möchte... |
 | - |  | von: ninniach

erstellt: 30.09.2013 21:56:13 |
Mit meiner letzten Klasse habe ich im vierten Schuljahr, als es bei einigen anfing, dass sie keine Hausaufgaben mehr erledigten oder nichts mehr üben wollten, Gespräche geführt, in denen Thema war, was sie für Ziele haben - beruflich - und was die nächsten Schritte sind, diese Ziele zu erreichen. Dabei konnte ich viele packen, denn jeder hatte einen Berufswunsch. Unabhängig wie utopisch der vielleicht scheint, konnte man daran aufhängen, dass Hausaufgaben gemacht werden müssen, dass Rechtschreibung geübt werden muss und ... ach, eigentlich alles. Daran angeschlossen hat sich eine Stunde, in der jeder an seinem individuellen Schwerpunkt gearbeitet hat.
Vielleicht würde sowas ja auch für diesen Förderunterricht funktionieren? Allerdings würde ich das dann mit allen Kindern machen (während der Rest an Aufgaben arbeitet) und Petra dann doch etwas warten lassen, um das interessanter zu machen. Vielleicht entsteht ja auf dieser Ebene die Bereitschaft, sich zu engagieren.
Großer Teil unseres Matheförderkonzeptes ist es, nicht direkt "am Stoff" zu arbeiten, sondern zu zeigen, wo überall Mathe drin steckt und ein positiveres Verhältnis zur Mathematik aufzubauen. Oft bearbeiten wir Projekte, aus denen sich dann neue Fragestellungen entwickeln. Zum Thema Maßeinheiten und messen haben wir beispielsweise was gebacken. Ich weiß nicht, in wiefern dir das weiterhilft - wir sind halt Grundschule. |
 | Wenn sie nicht will, will sie nicht |  | von: caldeirao

erstellt: 01.10.2013 00:14:30 |
Die wichtigste Voraussetzung für das Lernen ist
ICH WILL
wenn das nicht gegeben ist kann man sich Kopf stellen, das wird nicht und Du kannst es nicht erzwingen.
Aus irgendeinem Grund scheint diese negative Einstellung ziemlich manifestiert zu sein. Wenn Du herausbekommen könntest "WARUM" wärst Du einen Schritt weiter. Aber ich vermute mal, das das nicht so einfach ist.
Tja und das fatale an der Sache ist, dass aus dem WARUM sich die Intervention ableitet. Ist sie hoffnungslos überfordert, müsste man ihr Aufgaben stellen, die sie mit Mühe erfolgreich bewältigt. Ist sie zu faul, muss sie mit aller Härte die Konsequenzen spüren. Wäre natürlich für die erste Variante völlig kontraproduktiv.
Ich würde auf jeden Fall die Mutter informieren, um mich abzusichern.
Wenn es halt pubertäre Erscheinungen sind, würde ich mich wirklich um die kümmern, die wollen. Info an die Eltern und dann so gut es geht links liegen lassen. Es ist FÖRDERN und die Kinder müssen auch lernen sowohl für das Lernen als auch für die Ergebnisse Verantwortung zu übernehmen und wenn sie so schwach bzw. faul ist, muss sie eben die Klasse wiederholen. |
 | Vielen Dank für Eure Antworten! :-) |  | von: julia17

erstellt: 01.10.2013 08:16:44 |
So ähnliche Gedanken hatte ich teilweise auch schon, aber zu lesen, dass andere gleicher Ansicht sind, hilft mir schon enorm.
@ ninniach:
Gespräche geführt, in denen Thema war, was sie für Ziele haben - beruflich - und was die nächsten Schritte sind - Normalerweise wäre das genau mein Weg, aber bei Petra klappt das nicht; sie verweigert auch in einem solchen Gespräch die Mitarbeit. Mauern kann sie echt gut! Vermutlich hat sie einfach nicht genug Vertrauen zu mir oder sonstigen Lehrern/ Erwachsenen...
nicht direkt "am Stoff" zu arbeiten, sondern zu zeigen, wo überall Mathe drin steckt und ein positiveres Verhältnis zur Mathematik aufzubauen - das klingt sehr gut! Wenn bei uns an der Schule vielleicht demnächst ein Förderkonzept erarbeitet wird, werde ich das vorschlagen.
@ caldeirao
Du hast meine Meinung perfekt in Worte gefasst! Danke.
Ich habe mich auch schon erkundigt, ob ich Petra aus dem Kurs werfen kann; sie bockt ja nicht nur, sie stört auch die anderen.
Nun hatte ich ihr mit diesem Test noch eine Chance gegeben, die sie aber nicht genutzt hat - ich habe aber damit etwas in der Hand & werde das mal dem Schulleiter zeigen und mich mit ihm beraten.
Nochmal: Vielen Dank für Eure Antworten!
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