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Forum: "Differenzierung in der Lerntheke"
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| Danke schonmal... | | von: clandestine
erstellt: 20.03.2014 04:13:21 |
... für die Antworten. Was eine Lerntheke ist, weiß ich allerdings schon und habe auch schon mehrfach welche durchgeführt. Nur bin ich nach wie vor unsicher, ob die Lerntheke eigentlich darauf ausgelegt sein sollte, dass der Durchschnittsschüler alle Aufgaben bearbeitet und das Angebot entsprechend klein ist ooooder ob die Lerntheke so gedacht ist, dass die Schüler eine größere Aufgabenauswahl haben und somit eigentlich nicht alle Aufgaben schaffen können.
Damit ihr mich nicht falsch versteht: Es ist mir schon klar, dass man die Schüler nicht mit Aufgaben zumüllen sollte, dass sie also schon den Großteil der Aufgaben in der gegebenen Zeit bewältigen können. Aber da eine Lerntheke eine offene Form ist und man wie bei einer Wursttheke die Wahl hat, was man machen (essen) möchte, müsste ja eigentlich noch ein Teil des Angebotes ungenutzt bleiben.
Bei meinen Lerntheken haben die mittelstarken und schwachen Kinder meist nicht alles geschafft (1-2 Aufgaben waren noch übrig) und dann war immer die Frage, ob sie die Aufgaben zu Hause erledigen sollen, noch ein bisschen mehr Zeit bekommen oder ob einfach ein Schlussstrich gezogen wird und die Aufgaben somit nicht mehr bearbeitet werden können. Ich hab jedes Mal anders entschieden. Hätte ich einfach weniger Aufgaben geben sollen, damit (fast) alle alles schaffen?
Da ich bei der Lehrprobe gern etwas mehr Klarheit hätte, würde ich gerne wissen, wie ihr das handhabt bzw. wie es eigentlich richtig ist und ob man es einfach hinnehmen kann, dass die Schüler manches nicht schaffen.
Sorry für den vielen Text ^^ |
| Meine Lerntheke | | von: clandestine
erstellt: 01.12.2014 19:53:12 geändert: 01.12.2014 19:54:03 |
Ist nun doch etwas länger geworden, weil ich meine eigenen Erfahrungen eingebunden habe. Ich hoffe, es hilft dir weiter! Wenn zu viel Blabbla dabei ist, kannst du es ja überspringen. :)
So sah es mein Seminarleiter:
Ich kann dir sagen, worauf mein Seminarleiter geachtet hat und was seine Meinung bzw. sein Verständnis zur/von "Lerntheke" ist:
Zunächst legte er Wert darauf, dass die Lerntheke aus einer Lernstandserhebung hervorgeht. Sprich bevor ich mir Aufgaben für die Lerntheke überlegt habe, habe ich einen kleinen schriftlichen Test durchgeführt, um zu sehen, wer schon was kann bzw. wo Probleme sind. Die Ergebnisse des Tests (in meinem Fall: "Leistungsvermögen in Bezug auf den Rechtschreibfall") sowie andere Aspekte wie Mitarbeit und Motivation, Arbeitstempo, Selbstständigkeit und allgemeine Informationen zum Kind sollte ich in einem kommentierten Sitzplan (für die Prüfer) festhalten.
Nun zur eigentlichen Sache.
Mein Seminarleiter vertrat die Ansicht, dass der Lehrer entscheiden sollte, welche Aufgaben die Schüler bearbeiten sollen, d.h. dass er jedem Schüler auf einem Laufzettel die Aufgaben markiert, die seinem Leistungsstand entsprechen bzw. dass er "individuelle" Laufzettel austeilt.
Dagegen gibt es noch die andere Auffassung, dass die Schüler alle den gleichen oder auch gar keinen Laufzettel haben und selbst entscheiden, welche Aufgaben sie lösen wollen. Eigentlich sollen sie dabei jene Aufgaben wählen, die vom Schwierigkeitsgrad her genau passen. Dabei sollen die Schüler lernen sich selbst besser einzuschätzen. Allerdings meinte mein Seminarleiter, dass eben genau das die Schüler überfordert und sie oft zu leichte oder schwere Aufgaben wählen. Ich selbst denke in dieser Hinsicht wie er, aber im Grunde ist das jedem selbst überlassen.
Es hieß, man sollte höchstens 4-6 Aufgaben zur Verfügung stellen. Das erschien mir selbst immer sehr wenig. Wenn man aber bedenkt, dass die Lerntheke in einer Lehrprobe nur für die einzelne Lehrprobenstunde konzipiert sein soll (ohne Fortführung in der Folgestunde), sind 4-6 Aufgaben in Ordnung. Damit ist die Aufgabenfülle auch übersichtlich und überfordert nicht.
So hab ich es gemacht:
Ich habe bei meiner Lerntheke sechs Aufgaben angeboten und zwei Zusatzaufgaben für Schnelle/Starke.
Zwei der Aufgaben habe ich dreifach und eine zweifach differenziert (qualitativ als auch quantitativ), sodass die Aufaben, die für alle waren, entsprechend an den Leistungsstand angepasst waren.
Außerdem habe ich nicht bei jedem Kind alle Aufgaben markiert. Den ganz schwachen habe ich nur drei, den anderen vier bis fünf Aufgaben markiert.
Die erste Aufgabe war beispielsweise nur für die schwächeren Kinder. Sie haben Nr. 1-3 bearbeitet. Die mittleren Schüler sollten Nr. 2-5 bearbeiten und die starken Nr. 2 bzw. 3-6. (Bei jedem Kind habe ich anhand der Lernstandserhebung und bisherigen Leistungen individuell entschieden, welche Aufgaben es bearbeiten soll. Hier kam eben auch die Differenzierung der Nummern 3-5 ins Spiel. Ich habe immer überlegt: Wie viel kann das Kind tatsächlich schaffen, ggf. plus eine Aufgabe als Puffer. Zu viel sollte es aus Motivationsgründen auch nicht sein.)
Die Zusatzaufgaben hatte ich nur als Rettungsanker vorgesehen, für den Fall, dass jemand früher fertig wird. Da das in den meisten Fällen aber eh nur die Mittleren und Starken schaffen, habe ich eine für alle und eine eher für die Starken rausgesucht (die die Mittleren aber auch bewältigen können). Ursprünglich hatte ich noch eine dritte geplant, die ich aber weggelassen habe, um nicht zu viel anzubieten. So, wie ich es verstehe, sollen es nicht alle Kinder bis zum Zusatzangebot schaffen, denn sonst wäre es ein Zeichen dafür, dass es zu wenige/zu leichte Aufgaben gibt und die Übung nicht so intensiv ist. Aber das sehen andere vielleicht anders.
Insgesamt sollten die Schüler erst die markierten Aufgaben erledigen (Reihenfolge egal) und bei den Zusatzaufgaben durften sie sich aussuchen, was sie machen wollen. Im Prinzip also vergleichbar mit Pflicht- und Wahlaufgaben.
In der Lehrprobe habe ich auch alles nur in Einzelarbeit durchführen lassen, im normalen Unterricht war bei manchen Aufgaben auch Partnerarbeit möglich (wobei die Kinder dann erst schauen mussten, wer die gleiche Aufgabe bei sich markiert hat, was immer etwas Unruhe und Leerlauf mit sich bringt).
Auf dem Laufzettel standen also die Aufgabennummern mit kurzen Beschreibungen bzw. mit den Überschriften der Arbeitsblätter, damit die Kinder wissen, in welcher Ablage sie das Blatt finden und um welche Aufgabenart es sich handelt. Wenn sie mit einer Aufgabe fertig sind, sollen sie sich das Lösungsblatt holen, damit selbstständig kontrollieren und dann die Aufgabe auf dem Laufzettel als erledigt und kontrolliert abhaken. Die Selbstkontrolle war auch für meinen Seminarleiter immer ein wichtiger Aspekt der Lerntheke. Die Kinder sollten außerdem angeben, wie schwer sie die Aufgabe fanden (einen roten/gelben/grünen Punkt hinmalen oder auch entsprechende Smileys zum Ankreuzen). Beim Rumgehen kann man sich einzelne rote und gelbe Punkte merken und in der Reflexion darauf eingehen.
Weitere Tipps:
Da ich Lerntheken schon öfter gemacht habe, wussten die Kinder genau, wie es abläuft. Du solltest es vorher üben, damit die Aufgabenformate bzw. Materialien klar sind. In der Lehrprobe sollten höchstens zwei (oder gar keine) neue Formate/Materialien dabei sein, die man zu Beginn noch schnell erklärt.
Du solltest nur nicht vorher zu viel üben. Sonst ist bei der Reflexion alles "zu einfach" gewesen, die Kinder sind zu schnell fertig und die Prüfer fragen dann nach, worin denn nun überhaupt die Übung bestanden haben soll, wenn die Kinder schon alles können.
Zu schwer sollte es natürlich auch nicht sein, aber auftretende Probleme bei einzelnen Aufgaben sind genau das, was du am Ende bei der Reflexion mit allen zusammen nochmal durchsprechen kannst. Am besten du schaust, ob nicht eine Aufgabe genau das bewirkt, damit du ein bisschen vorbereitet bist, was evtl. als Problem von den Schülern genannt werden könnte. Das kann ruhig auch was Konstruiertes sein, das am Ende als Ausblick für die nächste Stunde dienen kann, z.B. Ausnahmen bei einem Rechtschreibfall, die in einer Aufgabe für Starke/Mittlere schon angerissen werden.
Achte darauf, die Aufgaben zu variieren: mal was schreiben, mal was ankreuzen oder verbinden, mal was mit Material ...
Solltest du einen einzelnen Schüler haben, der sehr start/schwach ist, brauchst du für den nicht extra eine eigene Aufgabe auf dem Laufzettel erstellen. Diesem Schüler kannst du auch ein differenziertes Arbeitsblatt geben, das mit demselben Thema/Fachbereich zu tun hat und an dem er als einzelner arbeiten kann. So zumindest hat es mein Seminarleiter empfohlen. Der Starke kann allein arbeiten, den Schwachen kann man zu sich in eine Ecke holen und mit ihm zusammen die Aufgaben lösen, ohne die anderen Schüler zu stören. Nur nicht vergessen, auch bei den anderen Kindern herumzugehen und zu schauen, ob es Schwierigkeiten gibt. Sonst wird einem am Ende von den Prüfern vorgeworfen, man hätte die Probleme nicht erkannt. Geh also besonders bei deinen Pappenheimern herum. Man kann es eigentlich zwar gar nicht leisten, immer alle Fehler zu entdecken, auch wenn die Prüfer genau das fordern. Doch man kann dem nahekommen, indem man die Prüfer im Blick behält und kurz nach ihnen zu den Kindern geht, bei denen sie gerade waren.
Fazit:
Klingt vielleicht alles nicht so einfach, aber ein bisschen gesunder Menschenverstand hilft meist mehr als alle Ratschläge, schließlich kennst du deine Schüler am besten. Beim anschließenden Gespräch mit den Prüfern kommt es oft nur darauf an, seine Sache gut zu verkaufen und Fehler so zu drehen, dass es aussieht, als hätte man sie eingeplant und dass man einen Vorteil daraus ziehen kann. Geht zwar nicht immer, aber oft. Kompetent aussehen bei kompletter Ahnungslosigkeit ;D
Lass dich nicht verunsichern, die Prüfer wollen einen manchmal bewusst provozieren.
Cool bleiben und alles Gute für die Prüfungen! ;) |
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