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Forum: " Lehrplan Plus - Kompetenzorientierte Unterrichtsplanung? "
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| klar... | | von: depaelzerbu
erstellt: 09.09.2014 19:24:25 geändert: 09.09.2014 19:49:02 |
..ich wurde das gesamte Referendariat über mit dem Kompetenzblödsinn gegängelt. Nachdem ich im Seminar in etwa 5 verschiedene Varianten gehört hatte, hat mir ausgerechnet ein inzwischen leider verstorbener Förderer und Mentor, der das Ganze für Quatsch hielt, beigebracht, wie man sowas bombensicher formuliert.
Wir machten uns dann zusammen immer einen Spaß daraus, die Stunden vom Inhalt her zu planen, aber so zu formulieren, dass die Seminaristen regelmäßig lobten, wie kompetenzorientiert meine Stunden während des Kasperltheaters namens Lehrproben waren, denn das Schöne ist: Einmal gewusst wie, kannst Du aus ziemlich allem die unterschiedlichen Kompetenzen rausleiern
Ok, lange Vorrede, ich mach mal ein Beispiel, was mir gerade aus dem Ärmel fällt. Ich möchte aber anmerken, dass das KEIN zugespitztes Beispiel ist, sondern jederzeit real hätte in einer meiner meist gut bewerteten LPn, einem didaktischen Abschnittsplan oder Ähnlichem auftauchen können:
Grundlage ist immer "Eine Kompetenz hat einen Inhalts- einen Fertigkeits- und einen Fähigkeitsaspekt".
Beispiel:
Man meint:
"Die Schüler messen in Zweiergruppen Stromstärke und Spannung an einem Widerstand und werten den Versuch aus. Danach präsentieren Sie ihre Ergebnisse zusammengefasst auf einem OHP."
Das ist letztendlich auch das, was man wirklich plant.
Man schreibt:
1) Fachkompetenz: Die Schüler verbessern ihre Fähigkeit, elektrotechnische Schaltungen praktisch zu untersuchen (=Fähigkeit), indem sie einen Versuch zur Bestimmung von Stromstärke und Spannung an einem ohmschen Widerstand (=Inhalt sind die elektrischen Größen, die Untersucht werden) aufbauen, die dazugehörigen Messungen durchführen und zielgerichtet dokumentieren (=Fertigkeit).
2) Sozialkompetenz: Die Schüler stärken ihre Fähigkeit zur Zusammenarbeit (=Fähigkeit), indem sie bei der Planung der Vorgehensweise zur Bestimmung von Stromstärke und Spannung an einem ohmschen Widerstand (=Inhalt ist die Planung des Versuchs) in einer Kleingruppe aus zwei Personen exemplarisch einüben, die anfallenden Teilaufgaben sinnvoll untereinander aufzuteilen. (=Fertigkeit)
3) Medien- und Methodenkompetenz: Die Schüler beginnen, den Umgang mit dem Medium "OHP" einzuüben (=Fähigkeit), indem sie bei der Dokumentation des Versuchs zur Bestimmung von Stromstärke und Spannung an einem ohmschen Widerstand (=Inhalt ist die Dokumentation auf OHP) eine Overheadfolie mit einer knappen Zusammenfassung der Ergebnisse anfertigen (=Fertigkeit).
4) Personalkompetenz: Die Schüler stärken ihre Fähigkeit, vor größeren Gruppen zu reden (=Fähigkeit), indem sie die Ergebnisse des Versuchs zur Bestimmung von Stromstärke und Spannung an einem ohmschen Widerstand (=hier wird's etwas schwierig mit dem Inhalt, eigentlich ist der bei der PK kaum auszumachen. Man kann aber "den Versuch an sich" als Inhalt hernehmen), unterstützt durch die von ihnen selbst angefertigte OHP-Folie, vor der Klassengemeinschaft in einem Kurzvortrag präsentieren (=Fertigkeit).
Das war's.
Ich nehme an, ich muss nicht mehr erwähnen, dass ich meinen beiden Vorschreibern vollumfänglich zustimme, aber gib's zu, jetzt freust Du Dich richtig darauf, das mit jeder Stunde zu machen
Gruß,
DpB
EDIT: Text mehrmals leicht angepasst, damit die Inhaltsaspekte deutlicher werden. |
| Mir scheint | | von: fruusch
erstellt: 09.09.2014 21:34:30 |
da hatte ich mit meinen Fachleitern enormes Glück gehabt. Die haben zwar auch eine Aufzählung der Kompetenzen in den geplanten Stunden verlangt, aber dann wollten sie im Anschluss doch eine inhaltlich-methodisch orientierte Planung der Stunde sehen.
Wie dem auch sei - wichtig ist, dass man vor lauter "bayerischer Kompetenzkompetenz" (O-Ton E. Stoiber) nicht vergisst, den Schülern auch was beizubringen! Die Kompetenzkompetenz ist für die Seminaristen und das geduldige Papier der schriftlichen Unterrichtsvorbereitung, die Stunde selbst darf davon allerdings nur wenig abbekommen.
Viel sinnvoller halte ich da die Formulierung von Lernzielen (die bei uns im Seminar auch immer verlangt wurden): Schreib auf, was du mit der Stunde den Schülern beibringen willst! Das können inhaltliche Aspekte sein (Zusammenhang zwischen Stromstärke, Spannung und Widerstand), methodische Aspekte (eigenständige Durchführung eines Experiments), aber auch Ziele, die über den eigentlichen Fachunterricht hinausgehen, wie das Erlernen des Umgangs mit Medien oder des freien Vortrags. Das alles kann man natürlich auch kompetenzorientiert formulieren, wie es oben eindrucksvoll demonstriert wurde, man darf dabei aber nie vergessen, was hinter dem Geschwurbel eigentlich steckt. |
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