|
Forum: "Syrische Flüchtlingskinder an der Grundschule"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| Syrische Flüchtlingskinder an der Grundschule | | von: janne60
erstellt: 11.10.2014 17:02:51 geändert: 11.10.2014 17:04:34 |
Muss mal eben fragen, ob jemand Informationen für mich hat:
Wir haben seit einigen Wochen eine syrische Familie am Ort (Saarland), die mit 5 Kindern aus der Heimat geflohen ist. Davon sind 3 nun bei uns an der GS, eins im 1., eins im 2. und eins im 3. Schuljahr. Das erste Problem ist die Verständigung, der Vater spricht leidlich englisch, die Kinder nur arabisch. Sie sind alle sehr willig, freundlich und auch motiviert, aber es ist enorm schwierig, ihren genauen Wissensstand zu eruieren. Nach einer Woche stand erstmal fest, dass wir sie anfangs falsch eingetütet hatten. Der Vater gab an, der Älteste wäre in Syrien jetzt in Klasse 5. Also steckten wir ihn mal in Klasse 4. Inzwischen ist er in Kl. 3 und müsste eigentlich noch weiter zurück, weil er wie gesagt kein Deutsch kann und auch in Mathe unserem 2.Klässler-Niveau entspricht.
Genau dasselbe war mit dem mittleren Mädchen, das angeblich in der syrischen Klasse 4 wäre, bei uns jetzt in Kl. 2
Eigentlich müssten diese Kinder erstmal in eine Sprachfördermaßnahme, weil das nebenher gar nicht zu leisten ist, sie in Deutsch ausreichend zu fördern. Das jüngste Kind hat es wohl am besten, das lernt einfach in Kl.1 alles Neue mit allen anderen zusammen. Weiteres Problem ist der Vater, der bereits sehr besorgt war, als er mitbekam, dass wir die Kinder zurückgestuft hatten. Sie würden ja nun dadurch 2 Jahre verlieren. Mit dem bisschen Englisch, das zwischen uns möglich war, konnten wir ihm nicht richtig verständlich machen, welche pädagogischen Überlegungen dahinter stecken.
Ich werde mich am Montag befragen, ob irgendwelche Fördermaßnahmen seitens des Ministeriums vorgesehen sind, einstweilen wüsste ich gern, ob es hier schon Erfahrungen oder Infos gibt, ganz besonders würde mich interessieren, wie ihr das Sprachproblem in solchen Fällen löst. Auf einen offiziellen Dolmetscher zu warten, ist vermutlich utopisch. Ich hätte so gern mal schnelle unbürokratische Hilfe....
|
| book2 - arabisch | | von: palim
erstellt: 11.10.2014 19:34:59 geändert: 11.10.2014 19:41:04 |
Ich verweise jedes Mal auf
http://www.4teachers.de/?action=showtopic&dir_id=7041&topic_id=25984
und http://www.4teachers.de/?action=showtopic&dir_id=3377&topic_id=32231
Außerdem:
Herausfinden ob es ggf. Kurden sind und du andere Kurden zum Dometschen fragen kannst.
Das ist offiziell nicht gewünscht, aber besser als ohne Dometscher.
Hier klären sich die Probleme dadurch erheblich schneller.
Außerdem kann ich dir book2 wirklich empfehlen, da kann man sich die wichtigsten Begriffe auch anhören.
Da das Programm immer gleich aufgebaut ist, kannst du auf Deutsch-Englisch hören, wie es geht und dann auf Arabisch umstellen.
Ich würde im Schulamt (wie es auch immer bei euch heißt) nachhaken, ob es zusätzliche Stunden gibt... und sonst eben intern umschichten.
Palim |
| also | | von: janne60
erstellt: 11.10.2014 22:53:18 |
erstmal danke an palim für die mail und den link, das hilft wirklich
weiter, denn so haben die Kinder wenigstens mal eine Rückmeldung in
ihrer Sprache. Mit Händen und Füßen und Bildchen kommt man ab
einem gewissen Punkt einfach nicht weiter. Und arabisch lesen und
schreiben können sie.
Auch euch anderen danke: Klexel, die Artikel habe ich gelesen, sind
nicht eben ermutigend. Amann, für solche Sammelklassen sind es wohl
nicht genug Anwärter.
Diese Problematik ist für uns ganz neu. Die Kinder sprechen arabisch,
mit kurdisch wäre es einfacher, da hätten wir genügend Dolmetscher.
Wir hatten immer mal schon Kinder ohne Deutschkenntnisse, aber die
waren dann in Klasse 1und lernten die Sprache so nebenbei mit.
Von der Benotung her mache ich mir erstmal keine Gedanken. Wir
dürfen 1 Jahr aussetzen (aus pädagogischen Gründen) und ich glaube,
wenn Null Sprachkenntnisse da sind, sogar 2
|
| Auweia! | | von: rojiblanco
erstellt: 12.10.2014 13:42:44 geändert: 12.10.2014 13:45:19 |
Der Vater gab an, der Älteste wäre in Syrien jetzt in Klasse 5. Also steckten wir ihn mal in Klasse 4. Inzwischen ist er in Kl. 3 und müsste eigentlich noch weiter zurück, weil er wie gesagt kein Deutsch kann und auch in Mathe unserem 2.Klässler-Niveau entspricht.
Eins schönes (weil plakativ) / trauriges Beispiel warum Klassenstufen generell "Unfug" sind.
Was mich aber interessieren würde...
Thema Mathe, wie findet man heraus welchem Niveau die entsprechen, wenn sie keine einzige Aufgabe verstehen können?!
Also warum entsprechen die "unserem" 2. Klässler Niveau und wie macht man das fest?!
Bin da ehrlich interessiert.
#Danke
PS: und ich glaube,
wenn Null Sprachkenntnisse da sind, sogar 2
Ich weiß es ist so nicht gemeint, es zeigt und prägt aber ein (falsches) Bild im Kopf, wenn man es so formuliert.
Es sind Sprachkenntnisse vorhanden, leider keine die DU kannst oder die EURE Schule benötigt/fordert.
Das Problem sind nicht die Kinder oder ihre nicht vorhandenen Deutschkenntnisse.
Ich weiß, Du hast es so nicht gemeint, aber macht Euch das immer bewusst wenn ihr über
(ACHTUNG bitte nutzt das Wort)
GEFLÜCHTETE
sprecht.
#Danke
Edith meint:
Interessanter Artikel:
http://www.sprachlog.de/2012/12/01/fluechtlinge-und-gefluechtete/ - Flüchtlinge und Geflüchtete |
| @rojiblanco | | von: janne60
erstellt: 12.10.2014 14:06:44 |
Deine Kritik an meiner Ausdrucksweise nehme ich zur Kenntnis.
Zu deiner Frage:
Die Erarbeitung des Standes in Mathematik ist ja nun um einiges leichter als im Sprachbereich, da wir hier mit Zahlen und Ziffern arbeiten, die alle verstehen. Sachaufgaben fallen selbstverständlich weg.
Ich habe mich über Stunden mit dem Ältesten hingesetzt und mit ihm unterschiedliche Aufgabenformen ausprobiert. Verständigungsschwierigkeiten gab es z.B. bei Einmaleinsaufgaben, die ich ihm so zeigte: 3*5= Er reagierte überfragt, plötzlich merkte er, was ich will und schrieb darunter 3x5 . Nun wusste er, was er rechnen sollte, dabei wurde aber deutlich, dass er die 2er- und die 5er-Reihen einigermaßen beherrscht, die anderen jedoch nicht. Weitere Aufgabenformen ergaben, dass er im Zahlenraum bis 100 recht sicher rechnet, darüber hinaus aber nicht.
Klasse finde ich, wie er sofort fragen kommt, wenn ihm eine Aufgabenform nicht klar ist (das läuft halt als eine Art Stummfilm ab: Er zeigt und zuckt mit den Schultern, ich zeige auf die Zahlen, deute plus und minus ergänzend mit Gesten an usw.) . Wenn er dann die Erklärung verstanden hat, strahlt er, ruft : "Ich!" nimmt sein Heft und geht alleine weiterrechnen (übrigens fehlerfrei, zumindest im genannten Zahlenraum). |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|