|
Forum: "Praxiskurs Musik 5. Klasse - HILFE!"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| Praxiskurs Musik 5. Klasse - HILFE! | | von: henne4
erstellt: 29.10.2014 16:05:16 |
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
im Vorstellungsthread habe ich mich bereits vorgestellt. Bin fertig studierter
Schulmusiker, allerdings noch nicht im Referendariat. Habe einen Praxiskurs
Musik in der 5. Klasse übernommen, heute war die erste Stunde. Da ich
damit nur mittelmäßig zufrieden war, jedoch völlig eigenverantwortlich
unterrichte, wollte ich euch um "Feedback" bitten - Mentor etc. habe ich ja
noch nicht.
Zunächst folgende Rahmenbedingungen:
20 Schüler aus vier verschiedenen 5. Klassen
ich kannte sie vorher gar nicht
großer, halliger Musikraum
Song "I Am Sailing" für Orff- und Bandinstrumentarium
Zu Beginn startete ich mit einem kleinen, dreiminütigen Warm-Up à la
Bodypercussion, was gut klappte und den Schülern auch sichtlich Spaß
machte. Danach klärten wir, was bei der bisherigen Lehrkraft gemacht
wurde. Anschließend präsentierte ich dem Kurs Verhaltensregeln für meinen
Unterricht und fragte, ob alle mit den Regeln und Sanktionen einverstanden
sind. Damit war die erste halbe Stunde quasi gefüllt. Bis hierhin lief alles
super, ich hatte das Gefühl, die Schüler sind sehr aufgeweckt, sozial stark
und kommunikativ. Kommen wir nun zum problematischen Teil.
Nachdem ich den Schülern den Song am Klavier vorgespielt und -gesungen
hatte und sie ihn super fanden, verteilte ich die Noten und die Schüler
wählten ihre Instrumente. Klar wurde es nun wesentlich unruhiger. Ich hatte
allerdings den Effekt unterschätzt, dass alle Schüler gleichzeitig um meine
Hilfe baten und ich somit nicht allen gerecht werden konnte. Auch waren
einige Schüler stark unterfordert (diejenigen, die ein Instrument gewählt
hatten, was sie schon konnten) und andere eher überfordert.
In meiner Problemanalyse nach der Stunde habe ich als mögliche Störquelle
schon die Notenblätter selbst ausgemacht, da dort nur die (eigentlich sehr
einfachen) Noten notiert waren, jedoch keinerlei helfende Piktogramme,
Griffbilder o.ä.. Allerdings habe ich da auch gar keinen blassen Schimmer,
wie man das methodisch gut macht. Echt null Ahnung...
Nun meine Frage an die erfahrenen "Klassenmusiker" unter euch: Habt ihr
generelle Ideen, wo ich mal meine Kompetenzen in der Hinsicht verbessern
kann? Gibt es gute Bücher, die das erklären, wo ich noch mal nachschlagen
kann? Oder gibt es da eine ganz klare Vorgehensweise? Ich habe das
Gefühl, im Studium so gut wie nichts darüber gelernt zu haben
Vielen Dank und viele Grüße,
euer Henne4
|
| Gedanken | | von: binimaja
erstellt: 30.10.2014 18:21:16 |
Vorweg - ich habe keine Praxisklasse und die Bedingungen dafür sind mit nicht bekannt (da aus Thüringen). Aber ich will dich nicht so ganz ohne Antwort hier lassen, deshalb einfach ein paar Gedanken:
Wahrscheinlich hast du eine Doppelstunde gehalten, die du mit viel Theorie am Anfang gefüllt hast - Regeln sind sicher wichtig, aber da du die Schüler nicht kennst, wäre vielleicht auch eine musikalische Vorstellungsrunde gut gewesen, bei der man die Regeln "nebenbei" gleich noch mit anbringt.
Dei Schüler dürfen sich ein Instrument suchen und sollen dann nach Noten musizieren - du schreibst, dass es da Probleme gab. Wenn die Auswahl so frei ist, dann muss dein Material Differenzierungen enthalten, z.B. ein Notenblatt mit kleinschrittigen Anweisungen für Anfänger (vielleicht auch mit einer vereinfachten Stimme) und ein Notenblatt für Profis - wenig Anweisungen und eine anspruchsvollere Stimme (wie anspruchsvoll wirst du erst wissen, wenn du die Gruppe besser kennengelernt hast).
Die "Profis", die schnell fertig waren, könntest du vielleicht zum Helfen in anderen Gruppen einsetzen.
Wenn du überzeugt bist, dass die Schüler sich ihr Instrument selbst erarbeiten können sollten, dann muss das Fragen eine Ausnahme bleiben - du solltest nur beratend bei den Gruppen auftauchen.
Möglicherweise kannst du verschiedene Sachen auch vorher schon gemeinsam einüben, z. B. gleiche Rhythmen o.ä., dann wird das Einzelüben einfacher für die Schüler.
Bücher kann ich dir dazu leider keine nennen |
| Danke | | von: henne4
erstellt: 31.10.2014 17:40:16 |
Hallo binimaja,
vielen Dank für deine Antwort. Jetzt fühle ich mich mehr ganz allein auf weiter
Flur Ich meine, das Ref kommt ja noch und wenn ich jetzt noch Fehler
mache, gehört es ja eigentlich zum Lernprozess dazu. Deshalb versuche ich,
mich dafür nicht fertig zu machen.
Das mit der musikalischen Vorstellungsrunde klingt gut, für die Zukunft behalte
ich das mal im Hinterkopf. Was das Musizieren angeht, habe ich mir jetzt
überlegt, so eine Art "Schülerlexikon" für jedes Instrument anzulegen, wo die
Schüler altersgerechte Informationen und eine Anleitung zu ihrem Instrument
finden und sofort loslegen können. Ein Beispiel:
Für die Gitarre gibt es eine kurze Einleitung (cooles Instrument, Klassik bis Rock,
Blabla), dann sehr kurze Anmerkungen zum richtigen Umgang mit Schmerzen in
der linken Hand beim Greifen (Hände ausschütteln für Durchblutung etc.) und
schließlich die wichtigsten Akkorde in sehr detaillierten Bildern (teilweise auch
vereinfachte Versionen, da die Hände noch so klein sind)
Das würde ich der Gitarrengruppe zu Beginn der Übephase in die Hand drücken.
Zusätzlich bekommen sie ein Blatt für den Song, wo einmal die Melodie mit den
Akkordsymbolen drüber steht und dann drei Varianten (leicht - mittel - schwer)
drauf abgebildet sind mit genauen Arbeitsaufträgen (das war letztes Mal glaube
ich auch so ein Knackpunkt - es gab keine außer "Übt das"
So, ich geh mal wieder. Muss ja ein Lexikon verfassen Halte euch aber auf
jeden Fall auf dem Laufenden und hoffe, dass der Thread auch anderen Leuten
hilft.
Viele Grüße,
euer Henne4 |
| Lieber henne4, | | von: lamaison
erstellt: 31.10.2014 23:14:32 |
ohne mich wirklich im Fach Musik auszukennen möchte ich dir ein kleines Feedback geben. Musik ist bei uns in der Grundschule ein Fach, das meine Kollegen, soweit es möglich ist abgeben, sprich viele kennen sich nicht aus. Du natürlich nicht, du hast es ja studiert. Aber das erklärt vielleicht, warum hier die guten Ratschläge fast ausbleiben. Ich dachte nur "Chapeau" , als ich deinen Stundenverlauf gelesen habe, und zwar da, wo sich die Schüler verschiedene Instrumente aussuchen dürfen, um das Lied zu begleiten(wenn ich es recht in Erinnerung habe). Das ist für die Kinder sehr motivierend, aber auch schwierig. Vielleicht könnte man eine kleine Einführung in die Instrumente geben, auch von den Kindern, die sich damit auskennen. Die Akkorde bei der Gitarre ohne Vorkenntnisse zu greifen, finde ich auch schwierig, da wirst du den Einzelnen schon viel helfen müssen. Einen richtigen Rat kann ich dir nicht geben, ich bin nicht vom Fach. Zusammenfassend gesagt, finde ich deinen Anspruch ziemlich hoch. Ich persönlich würde lieber weniger Instrumente einsetzen, die dann auch mal zusammen üben, z.B. die Begleitung mit Cajon kann man zur Not auch auf dem Tisch üben lassen, wenn es nicht genug Instrumente gibt.
lG, leider kann ich dir nicht mehr helfen |
| Update - es läuft :-) | | von: henne4
erstellt: 18.01.2015 17:56:07 |
Liebe Leute,
ich habe mich eine Weile nicht mehr gemeldet - für alle interessierten Leser
deshalb hier ein kleines Update
Mittlerweile sind ja schon einige Monate ins Land gegangen und ich muss sagen,
dass sich vieles ganz gut entwickelt hat. Der meiner Meinung nach größte Erfolg
ist, dass ich vieles gelassener sehe. Ich habe mir einige Freunde mit ins Boot
geholt, die hospitiert haben und somit meine eingeschränkte Sicht auf die Dinge
um weitere Perspektiven ergänzen konnten. So wurde klar, dass bei einigen
Phasen, die ich zuvor nur als heilloses Chaos wahrgenommen hatte, durchaus
Lernen stattgefunden hat. Am Anfang habe ich den bloßen Geräuschpegel als
Indikator für schlechten Unterricht herangezogen. Dass die Schüler jedoch über
große Teile der Übephasen tatsächlich übten und nur selten andere Dinge taten,
war mir irgendwie seltsamerweise gar nicht bewusst. Daraus habe ich für die
Zukunft schon mal zwei Dinge gelernt:
1. Man sollte Unterricht möglichst differenziert reflektieren
2. Man sollte sich kollegiale Supervision organisieren
Natürlich ist mein Unterricht rein objektiv immer noch stark verbesserungsfähig,
aber ich fühle mich dieser Aufgabe mittlerweile gewachsen, mag meine Schüler
und bin nach zwei Stunden Klassenmusizieren zwar körperlich etwas erschöpft,
aber seelisch fit.
In zwei Wochen beginnt nun mein Referendariat. Da werde ich euch natürlich
auch auf dem Laufenden halten. Bei Fragen bin ich immer gerne für euch da.
LG Henne4 |
| Hallo henne4, | | von: elanor777
erstellt: 19.01.2015 18:40:04 geändert: 19.01.2015 18:41:20 |
ich habe deine Frage erst heute gelesen, daher kommt meine Antwort wahrscheinlich zu spät. Aber vielleicht kannst du ja meine Ideen trotzdem gebrauchen. Mir ist bei deiner Situationsbeschreibung sofort aufgefallen, dass man aus dem beschriebenen Problem einen Vorteil für den Unterricht hätte gewinnen können. Ich bitte öfters die Schüler, die schon ein Instrument beherrschen, als Experten aufzutreten und mit denjenigen, die das gleiche Instrument gewählt haben, es aber nicht spielen können, zu üben. So erreichst du gleichzeitig mehrere Ziele: Das kooperative Lernen wird gefördert, alle sind gut beschäftigt, du hast Zeit, um verschiedene Paare / Gruppen zu beraten und am Ende kannst du mit allen gemeinsam musizieren. Einen gewissen Lärmpegel muss man bei dieser Übungsphase tatsächlich in Kauf nehmen, ich bin aber sehr streng, wenn Schüler anfangen, anstatt zu üben Quatsch zu machen (irgendwelche Knöpfchen auf Keyboards zu drücken etc.) Solche Schüler bekommen für den Rest der Stunde eine Abschreibaufgabe und eine Negativnote für diese Unterrichtsstunde. Klingt hart, ist aber tatsächlich notwendig, um in Ruhe die Stücke einüben zu können.
Liebe Grüße,
elanor777 |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|