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Forum: "Umgang mit "Träumern" in weiterführenden Schulen"
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| Umgang mit "Träumern" in weiterführenden Schulen | | von: lamaison
erstellt: 13.05.2015 17:52:32 geändert: 15.05.2015 00:24:49 |
Ich habe mal wieder einen "Träumer" in der Klasse, ich nenne es einfach mal so. Es liegt auch bis jetzt keine Diagnose einer Aufmerksamkeitsstörung vor.
Folgendes Problem: L. ist ein lieber, unauffälliger Schüler. Er verfügt über ein großes Allgemeinwissen, nimmt neue Inhalte sofort gut auf, kann Transferaufgaben mit Leichtigkeit lösen, alles prima. Nur bei schriftlichen Arbeiten kommt er nicht vom Fleck. Da er aber z.B. die Aufgaben in Mathe und allen anderen Fächern sowieso gut kann, streiche ich ihm jede Menge, denn er bringt ja sehr gute Leistungen. Bei Lernzielkontrollen stelle ich ihm (und der Klasse)eine Uhr hin, damit er weiß, wie viel Zeit er noch hat. Da braucht er auch recht lange, wird aber gerade so fertig.
Würde ich ihm nicht jede Menge von den schriftlichen Aufgaben streichen, wäre er wahrscheinlich noch beim Stoff von Klasse 2, obwohl er ja alles schon kann.
Hausaufgaben schafft er oft auch nicht vollständig, wenn er nachmittags noch etwas vor hat. Ich drücke oft ein Auge zu, denn ich weiß ja, wie lange er sitzt. Die Mutter ist alleinerziehend, hat Nachtschichten, wirkt auch etwas überfordert. Ich habe ihr geraten, endlich mal eine Diagnose stellen zu lassen.
Wie gehen denn Lehrer in weiterführenden Schulen mit solchen Schülern um? Scheitert er da vielleicht, weil er zu langsam ist? Oder nehmt ihr Rücksicht, wenn z.B. eine diagnostizierte Aufmerksamkeitsstörung vorliegt?
Nachtrag: Mein letzter "Träumer" ging auf die Realschule. Nach 6 Wochen war Kooperationsgespräch mit der Klassenlehrerin. Sie sagte mir, dass er wohl nicht bleiben könne, er sei zu langsam. Schade, im Zeitalter von Inklusion und Co. |
| ... | | von: depaelzerbu
erstellt: 13.05.2015 18:32:35 |
Ich kann's nur aus der Sicht des Berufsschullehrers sagen: Natürlich versuchen wir (ich zumindest), auch solche Leute "aus der Reserve zu locken", und falls es eine Diagnose gibt, die das nötig macht, kann es auch mal mehr Zeit für Klassenarbeiten geben (wobei ich sowieso sehr großzügig kalkuliere).
Aber: Am Ende steht eine Abschlussprüfung der (bei meinen Jungs) Handwerkskammer. Und da fragt dann NIEMAND mehr, ob ein Schüler "etwas verträumt" ist, da gibt es sehr strenge Zeitvorgaben. Danach kommt ein Arbeitsleben - für meine Jungs meist auf der Baustelle - für das das gleiche gilt.
Sprich: Das ist eine Gratwanderung zwischen "den Schüler fördern und nicht frustrieren" und "ihn auf das Arbeitsleben vorbereiten". Und auch wenn's hart ist: Ich tendiere, so lange mir keine Diagnose vorliegt, die klipp und klar sagt "Der träumt nicht nur, der kann nicht anders" eher zum zweiten, sonst gibt's am Ende ein sehr, sehr böses Erwachen.
(Die Kuschelpädagogen mögen jetzt über mich herfallen )
Gruß,
DpB
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| in meiner 5 ist auch so ein Kind. | | von: amann
erstellt: 13.05.2015 19:44:13 geändert: 13.05.2015 19:48:31 |
unter 30 Kindern kann ich natürlich nicht sehr viel individuell fördern (was ist 45 : 30??), aber ich gebe Hinweise und Hilfen, "wecke" ihn bei Bedarf auf und zuweilen gibt es ein kurzes Gespräch darüber, was er verstärkt trainieren, worauf er achten soll. Es ist ja eine weite Spannweite an Fähigkeiten in jeder Klasse, und das Kriterium ist: du musst im Großen und Ganzen mitkommen. Die Latte wird natürlich nicht tiefer gelegt.
Eben sehe ich noch , was du zur alleinerziehenden Mutter schreibst. Ja, es wäre wichtig, in der Öffentlichkeit klar zu sagen, dass Alleinerziehen eine mühsame und nicht erstrebenswerte Lebensform ist, die niemand leichtsinnig und freiwillig wählen sollte. Und dass Männer, die ihre Partnerin verlassen, ihr Übles antun. |
| @amann. | | von: lamaison
erstellt: 13.05.2015 20:17:53 |
ich muss ihn, übrigens 3.Klasse, nicht individuell fördern. Man erklärt ihm einmal die schriftliche Subtraktion und er kann das gleich mit Lücken in den Zahlen, sofort mit Übertrag usw.. Er schafft es halt nicht, alle Aufgaben zu rechnen. Ich kreuze ihm was an und sage, du machst da weiter, das andere kannst du. Geht das im Gymnasium, dass ihr den Schülern etwas vom Stoff erspart, wenn ihr merkt, er kann es, er sollte nicht 3 Stunden mit Hausaufgaben kämpfen? Bei den Lehrern meiner Kinder, 7. und 11. Klasse gäbe es das nicht.
Das Thema alleinerziehende Mütter möchte ich so nicht stehen lassen. Du ahnst nicht, wie viele verheiratete Mütter auch alles alleine machen und viele Alleinerziehende machen es gut. Vielleicht ist es auch besser, wenn der Partner geht, auch wenn er "was antut".
Sollte man individuell betrachten.
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| Hochbegabt? schon mal überlegt, | | von: blendwerk
erstellt: 13.05.2015 21:34:18 geändert: 13.05.2015 21:41:25 |
ob er hochbegabt ist?
Du schreibst, er kann schon alles, Transfer etc.
Vielleicht denkt er, es müsse schwerer sein, und er kommt deshalb mit der Zeit nicht klar?
Hochbegabte denken oft, es müsse doch schwieriger sein und kommen daher nicht zu einem Ende, weil sie ins Grübeln und Zweifeln geraten.
Das muss jedenfalls keine Aufmerksamkeitsstörung sein - eher im Gegenteil. Dem Widerspricht eigentlich Deine Schilderung.
So wie Du ihn beschreibst, würde ich ihn testen lassen!
Es ist immer ein Trauerspiel, dass Hochbegabte nicht zum Zuge kommen, bloß, weil sie nicht als solche erkannt werden.
Ich rate, ihn beim Schulpsychologen zum Test anzumelden! |
| @ lamaison | | von: amann
erstellt: 14.05.2015 20:50:57 geändert: 14.05.2015 20:51:51 |
im Gymnasium sind natürlich die Unterrichts-Inhalte komplexer; ich kann schwer mit einem Blick sehen, wer etwas kann und wer noch wie viel üben muss. In freien Arbeitsphasen arbeitet sowieso jedes Kind so, wie es kann und will. Und wenn es mal "Päckchen-Aufgaben" gibt, dann eben so weit wie man in der Stunde kommt. Aber natürlich, wenn ich's merke, dass sich eins mit den Übungen nur langweilt, stelle ich differenzierte Hausaufgaben.
3 Stunden wird kein Kind sich am Nachmittag plagen (abgesehen von extremen, evtl. pathologischen Sonderfällen)
Beim Thema "Alleinerziehen" stimme ich dir natürlich zu, dass der jeweilige Mensch betrachtet werden muss; es gibt auch extreme Fälle, wo frau z.B. den Zeuger des Kindes besser nie wieder sieht.
Aber ich lese immer mal wieder was darüber, und mir fällt auf, dass unsere Gesellschaft diese Lebensform in vielfacher Weise unterstützt (z.B: mit Vorrang bei Kita-Plätzen), dass aber nie ausgesprochen wird, dass dies eigentlich Nothilfen sind, dass im biologischen Normalfall doch zwei sorgende Eltern da wären, dass Vater und Mutter einander ergänzen, ermutigen, unterstützen und auch Geld verdienen.
Speziell an mein Geschlecht gehört dazu auch die Mahnung, wenn ich ein Kind zeuge, habe ich auch die unbedingte moralische Pflicht, die Mutter nicht im Stich zu lassen. |
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