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Forum: "RLP: Externe Schulevaluation wird abgeschafft"
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| RLP: Externe Schulevaluation wird abgeschafft | | von: bakunix
erstellt: 17.09.2015 17:34:12 geändert: 17.09.2015 17:36:47 |
Das ist mal eine freudige Nachricht: Die externe Schulevaluation wird abgeschafft. Das meldet die Rheinpfalz am 16.09.15:
Auf der Streichliste steht auch die Agentur für Qualitätssicherung, Evaluation und Selbstständigkeit von Schulen (AQS). Die 45 Bediensteten in Bad Kreuznach sollen künftig in Schulen, Hochschulen oder anderen Bereichen der Landesverwaltung eingesetzt werden. Die Entlastung liegt bei 3,3 Millionen Euro pro Jahr. Die AQS nimmt Schulen unter die Lupe, um deren Qualität zu steigern.
So hat das die Landesregierung von Rheinland-Pfalz für den Haushaltsentwurf 2016 vorgesehen. Da die Opposition, die Christdemokraten, diese Forderung schon länger erhebt, kann getrost davon ausgegangen werden, dass dieses Vorhaben umgesetzt wird.
Ich habe nie einen Kollegen oder eine Kollegin getroffen, die die Meinung vertreten hätten, es sei gut, dass es die externe Evaluation gibt. Kein Mensch, außer denen, die in dieser Agentur einen Job fern des Schulalltags gefunden haben, verteidigte diese Institution, die behauptete durch 15-minütige Einblicke in das Unterrichtsgeschehen eine umfassende wissenschaftlich abgesicherte Beurteilung über eine Schule abgeben zu können. Die daraus folgenden Zielvereinbarungen schienen der schulpolitischen Lage entsprechend vorhersagbar.
Good bye AQS!!! We don't miss you!!!
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| good riddance | | von: fruusch
erstellt: 17.09.2015 22:00:57 |
Na endlich hat man eingesehen, dass diese AQS nichts bewirkt, außer Millionen zu verschlingen.
Ich hab das Projekt ja anfangs noch in der Schule verteidigt. Ich komme aus der "freien Wirtschaft", da ist Qualitätsmanagement - wenn es gut durchgeführt wird - etwas, was eine Firma oder Abteilung wirklich voran bringen kann. Als AQS uns dann tatsächlich heimsuchte, haben sich leider die dunklen Vorahnungen der KOllegen bestätigt. Hier wurde von völligen QM-Laien eine hochkomplizierte Sache durchgezogen, bei der am Ende außer ein paar Wischiwaschi Schulzielen, hinter denen niemand wirklich stand, nichts herauskam. Allein die technische Umsetzung der Befragungen (Firefox zeigte zB andere Antwortmöglichkeiten als Internet Exploder oder Chrome) war dilettantisch. Die Unterrichtsbesuche waren lächerlich. Die Auswertung würde jeden professionellen Statistiker schreiend Reißausnehmen lassen. Die Schlüsse, die aus dieser dilettantischen Arbeit gezogen werden sollten, waren ncihts als Küchenpsychologie. Und die "Ziele", die wir dann vereinbaren mussten, waren nichts, was eine Schule wirklich voran bringt.
Nichtsdestoweniger bin ich nach wie vor der Meinung, dass externe Evaluation wichtig und dringend nötig ist. Schulen kochen oft sehr lange im eigenen Saft, so dass keiner merkt, was eigentlich schief läuft. Ein unbefangener Blick von außen kann da manchmal wahre Wunder wirken, wenn er denn professionell geschult ist und die Prüfung professionell durchgeführt wird. Da können Engpässe in Arbeitsabläufen erkannt werden, die Auslastung von Investitionen verbessert werden, Formulare verständlicher formuliert werden, Informationsflüsse reibungsloser gestaltet werden - kurzum man kann sich durch gutes QM jede Menge stumpfsinniger Arbeit einsparen, die man dann in besseren Unterricht investieren kann. Auch die Gestaltung von Unterricht kann durch externe Beobachter verbessert werden. Wenn man mal die Scheu vor solchen "Prüfern" ablegt, und sich mal gerne über die Schulter schauen lässt, kann man seine eigen Betriebsblindheit überwinden und neue Impulse bekommen, die dem Unterricht nützen. Das wäre dann im Idealfall wie kollegiale Hospitation ohne jegliche Befangenheit. Aber das alles kostet Geld, viel Geld... ist aber immer noch besser, als ein bisschen weniger für dieses AQS auszugeben und dafür nur Papiermüll zu bekommen.
Ich habe leider wenig Hoffnung, dass es so etwas jemals geben wird. |
| Darauf... | | von: depaelzerbu
erstellt: 18.09.2015 13:26:24 geändert: 18.09.2015 13:28:56 |
...ein Prosit
Meine bisher einzige und nun zum Glück auch letzte Erfahrung mit der AQS besteht aus einer Grundschullehrerin, die zu Beginn der Stunde fragte "Ist das die Klasse von Herrn oder Frau E." (ich bin Vollbartträger und stand vorne) und am Ende der Stunde "was war das überhaupt für eine Klasse?" Dazu erzählte sie noch, dass sie vom Thema keine Ahnung hatte. Mir persönlich ein Feedback zu geben war ihr laut eigener Aussage ausdrücklich untersagt.
Bei der Präsentation der Ergebnisse stand ein Kerl da, der mir sehr leid tat, da er 120 Kollegen nicht erklären konnte, welche Schlüsse denn jeder einzelne daraus ziehen sollte, wenn die Ergebnisse als Querschnitt von 3000 Schülern in vier Schulformen aufgeschlüsselt werden. Dummerweise war genau das sein Job. Er verließ nach ca. 2 Stunden den Raum, als ihm im allgemeinen Gemurmel niemand mehr zuhörte
Ganz ehrlich: Externe Evaluation gerne. Dann soll aber bitte einer in meinen Unterricht kommen, der sowohl methodisch als auch fachlich kompetent für meine Schulform und mein Fach ist, und niemand, der/die mit Kindern arbeitet und elektrotechnisch absolut keine Ahnung hat.
Von entsprechend kompetenten Leuten lasse ich danach gerne sagen, was ICH verbessern kann, das würde ich ernst nehmen. Das ganze dann am besten unangekündigt, meine Tür ist eh immer offen.
Auf dieses AQS-Theater verzichte ich dagegen liebend gerne.
Gruß,
DpB
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| @ hbeilmann | | von: bakunix
erstellt: 19.09.2015 11:18:26 |
Die Schlüsse, die aus dieser dilettantischen Arbeit gezogen werden sollten, waren nichts als Küchenpsychologie. Und die "Ziele", die wir dann vereinbaren mussten, waren nichts, was eine Schule wirklich voran bringt.
Richtig beschrieben. Bei unserem letzten Besuch ging es im Lehrerfragebogen auch um die Arbeitsbelastung. Ob jemand ein volles Deputat oder ein Deputat von 10 LWS hatte, wurde nicht unterschieden. Da wird das Ganze zur Kaffeesatzleserei. Insbesondere dann, wenn, wie an GS häufig, nur 10 oder noch weniger Lehrkräfte unterrichten. Daraus statistische Aussagen abzuleiten und ihnen ein Generalitätsmerkmal zu attestieren, ist doch sehr gewagt. |
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