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Forum: "Umgang und Bewertung Autist Gymnasium"
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| Umgang und Bewertung Autist Gymnasium | | von: pato
erstellt: 22.12.2015 15:41:22 |
Hallo an alle, seit Beginn des Schuljahres unterrichte ich einen Schüler, der die 7. Klasse wiederholt und bei dem vor ca. einem 3/4 Jahr Autismus diagnostiziert wurde. Die Mutter des Jungen hat uns Lehrern untersagt, diese "Einschränkung" in der Klasse zu erwähnen. Wir haben zum Glück Sonderpädagogen an der Schule, die zwar eigentlich für die Inklusionsklasse da sind (dieser S wird zielgleich unterrichtet), uns aber bei der Erstellung eines Förderplans bzw. Nachteilsausgleichs unterstützt haben.
Nun zum eigentlichen Problem: ich unterrichte eine Fremdsprache, was Autisten allgemein schwer fällt. Da er sich mündlich kaum beteiligt, auch nicht von mir zur Mitarbeit aufgefordert bzw. von mir unterstützt werden möchte, bin ich auf seine schriftlichen Arbeiten (z.B. Hausaufgaben, schriftl. Verfassen eines Dialogs, etc.) angewiesen. Leider hat er jedoch ständig seine Sachen nicht dabei, Hausaufgaben werden ebenfalls kaum erledigt. Zudem fehlt er (krankheitsbedingt) häufig.
Heute sollte er die Klassenarbeit nachschreiben, kam 10 Minuten zu spät, ohne Heft und ohne Stift. Er sagte, er hätte sich zu Hause "das Knie verletzt" und deswegen zu spät. Tasche hat er zu Hause vergessen. Also gab ich ihm ein Blatt und einen Stift, damit er die Arbeit schreiben konnte. Nach 15 Min. gab er ein leeres Blatt ab mir der Begründung, er sei jetzt wegen des "Unfalls" so durcheinander, dass er sich nicht mehr konzentrieren kann.
Es ist das erste Mal, dass ich einen Autisten in der Klasse (mit 28 anderen SuS) unterrichte und ich muss zugeben, dass ich mir nicht sicher bin, wie ich solche Situationen einzuschätzen habe.
Daher meine Frage an alle Erfahrenen: Muss ich ihm die Chance geben, die Arbeit nochmal zu schreiben? Oder hat dieses Verhalten nichts oder wenig mit seinem Autismus zu tun? In dem Fall müsste ich die Arbeit mit 6 bewerten. Ich bin für jede Anregung dankbar! |
| Handle in deinem Interesse! | | von: wabami
erstellt: 23.12.2015 11:17:33 |
Hey Pato,
wir haben auch immer mal wieder mit einzelnen Asperger-Autisten zu tun. Keiner hat es bisher geschafft regulär sein Abitur abzulegen.
Diejenigen, die offen und kooperativ agiert haben, sind weit gekommen und haben nur für den letzten Rest an eine geeignete Schule gewechselt.
Diejenigen, die ähnlich zu deinem Fall in der Mittelstufe viel Nachsicht und Sonderregelungen erwartet und erhalten haben, sind irgendwann aufgrund der Fülle an offener Leistungen hängengeblieben und am System gescheitert.
Mache dir nicht zu viel einen Kopf. Nachsicht und Zugeständnisse müssen Grenzen haben - keiner kann von dir verlangen, dass du die Umstände des autistischen Schülers vollkommen und in allen Facetten richtig beurteilst, da wo dies endet sollten deine eigenen Kriterien maßgeblich greifen.
Ich empfehle dir hier in dem Fall festzustellen, dass du schon maximal human warst und die 6 zu geben. Haken dran. Der Schüler wird dich noch jede Menge Kraft kosten - entscheide so, dass du dich daran nicht aufreibst und mehr stresst, als dies durch die Umstände sowieso schon auftritt.
Dies soll keinesfalls heißen, dass du deinen pädagogischen Freiraum nicht für den Schüler aufwenden sollst - aber eben nur den. |
| ASS- Kinder | | von: caldeirao
erstellt: 27.12.2015 18:19:00 |
brauchen eine klare Struktur, ein einheitliches Handeln Eurerseits und klare Konsequenzen.
Das heißt, ihr müsstet Euch in der Klassenkonferenz zusammensetzen und beschließen, wie ihr vorgeht, welchen Nachteilsausgleich ihr gewährt und das Ding dann strickt durchziehen.
Die Kinder müssen soziale Kontakte und Interaktionen lernen, so wie Du Auto fahren gelernt hast. Stell Dir vor, bei jedem Auto würde, die Gangschaltung, der Blinker, Scheibenwischer, Lenkung usw. anders funktionieren und du würdest auch noch 3 mal am Tag das Auto wechseln müssen. Dann wäre das Chaos perfekt.
Dann hat jedes autistische Kind auch eine verzerrte Wahrnehmung, was für den einen gut ist, ist für den anderen schlecht und beim Dritten löst es einen Schreikrampf aus. Also theoretisch würde ich kein anderes AB machen, sondern das wesentliche markieren. Wenn es aber nun bei Neongrün oder unterstreichen an die Decke geht, würde ich es nicht tun.
Hier könnte man sich auf der oben vorgeschlagenen Klassenkonferenz von den zuständigen Sonderpädagogen oder sogar Psychologin Hinweise geben lassen.
Was die Mutter betrifft, würde ich sie fragen, wie sie sich das vorstellt, wenn keiner etwas wissen darf, der Sohn aber ständig eine Extrawurst bekommt, wie ihr das den anderen SuS erklären sollt. Ohne Transparenz ist ein Nachteilsausgleich schwierig, weil sich sonst die anderen ungerecht behandelt fühlen. Außerdem sind die anderen ja nicht blöd. Wer vergisst schon, weil er sich das Knie gestoßen hat, seine Schultasche ? Also auch hier sollte bei einer gesunden Sozialkompetenz eher Verständnis statt Ausgrenzung bei den Mitschülern sein.
Mit der Bewertung folge einfach Deinem Gefühl, das aber empathisch sein sollte. Wenn Du Dich veralbert fühlst, gib ihm die 6 und begründe ihm das genau. Teile ihm Deine Erwartungen mit. Vielleicht auch schriftlich und wie in einem Regelkatalog und dann halte dich einfach dran.
Ich wünsche Dir viel Erfolg. |
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